Lenzrose (Helleborus orientalis)

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Weitere Namen

Lenzrose, Wuchs (9.9.)
Lenzrose, Blüte (7.3.)
Lenzrose, Blüte (17.3.)
Lenzrose, Balgfrüchte (7.5.)

Orientalische Nieswurz, Schwarzfuß

Botanischer Name

»Helleborus« von gr. hellein - töten und boras - Speise, »orientalis« lat. östlich im Sinne der Richtung des Sonnenaufgangs, Erstbeschreibung 1789 durch Jean-Babtiste de Lamarck (1744-1829) französischer Naturforscher

Englischer Name

Lentenrose

Familie

Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae

Verbreitung

Türkei, Kaukasus, die im Garten als Zierpflanzen verwendeten sind selten reine Helleborus orientalis, sondern meist Hybriden

Wuchs

ausdauernd, im Laufe der Jahre größer werdende kompakter Horst, Blätter auf lang gestielten stabilen Stängeln 4-9teilig fast kreisförmig angeordnet, am Rand gezähnt bis fein gesägt, dunkelgrün, 30cm hoch, Blütenstand bis 40cm hoch, die Pflanzen können sehr alt werden

Standort

halbschattig, gern unter sommergrünen Gehölzen, nahrhafter, kalkhaltiger Boden

Blütezeit

(Januar), Februar, März, April

Blüte

die fünf Kelchblätter sind zu einer Schalenblüte umgebildet und stehen über einem gefingerten Hochblatt, Farben von weiß bis rot, je nach Art mit ausgeprägtem Punktmuster, viele Staubgefäße rund um die 3-5teilige Narbe, am Boden der Schale befinden sich die zu schlauchförmigen Nektarien umgewandelten Kronblätter, deren Inhalt nur von langrüsseligen Insekten erreicht werden kann, sind zur Blütezeit keine Insekten unterwegs, kann die Blüte sich selbst befruchten, nach der Befruchtung verkümmern Staubgefäße und Nektarröhren schnell und fallen ab, die Narben bleiben erhalten während die Samenanlagen anschwellen

Fruchtreife

Juli, August

Frucht

aus 3-5 Teilen zusammengesetzte Balgfrucht mit in einer Reihe liegenden rundlichen Samen

Vermehrung

durch Aussaat im Herbst (Kaltkeimer), Saat nur sehr dünn mit Erde bedecken (Lichtkeimer), Selbstaussaat im näheren und weiteren Umfeld der Mutterpflanze, die ausfallenden Samen werden durch Ameisen verschleppt

Frosthärte

grün überwinternd, Frostschäden nur bei anhaltendem Kahlfrost, in sehr nassen Wintern können Fäulnisschäden auftreten

Tierische Besucher

Bestäubung durch Pelzbienen, Honigbienen und Hummeln

Pflege

altes Blattwerk im Frühjahr vorsichtig entfernen, die Pflanzen möglichst in Ruhe lassen, sie reagieren empfindlich auf Störungen im Wurzelbereich, kalkarmer Boden lässt sich mit zerstoßenen Eierschalen verbessern, beim Umgang mit den Pflanzen Handschuhe tragen, der Pflanzensaft kann zu Hautreizungen und Ekzemen führen

Verwendbare Teile

Giftpflanze, nur bewundern

Inhaltsstoffe

Helleborin (Wurzel), Ranuncosid (Blätter, Stängel, Blüten)

Status

anwesend

Literatur

  • A Contemplation upon Flowers S.180, Bobby J. Ward (1999)
  • Gartenlust S.112, Johannes Roth (1992)
  • Gartenzeit S.19, Susanne Wiborg (2009)
  • Grüne Paradiese auf Balkon und Terrasse S.156, David Joyce (1997)
  • Mein Garten S.11, Vita Sackville-West (1951-1958)
  • Neophyten S.380, Norbert Griebl (2020)
  • ...und grün des Lebens goldner Baum S.246, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
  • Thoughtful Gardening S.225, Robin Lane Fox (2010)
  • kraut&rüben 1/1999, 1/2004, 2/2007 S.14, 1/2018 S.4, 3/2021 S.15, 3/2022 S.76

Geschichte und Geschichten

Lenzrosen sind vom Wuchs her meist größer und kräftiger als Christrosen, sie kommen auch besser mit ungünstigen Bodenverhältnissen zu recht. Während die Christrose schon zu Weihnachten blühen kann, lässt sich die Lenzrose meist Zeit bis Februar oder gar März. Nur in sehr milden Wintern öffnen sich erste Blüten schon im Januar. Stehen beide Arten nah beieinander, können sie sich untereinander kreuzen, woraus Hybriden entstehen, die mal mehr dem einen, mal dem anderen Elternteil ähneln. Die Blütenfarben der Lenzrosen reichen von weiß über rosa bis zu dunklem pflaumenlila, häufig sind die Kelchblätter innen gesprenkelt, was, da sie meist leicht nicken, nur sichtbar wird, wenn die Schalen angehoben werden. Dann sind auch die eigentlichen »Blütenblätter« sichtbar, die zu röhrigen Nektarblättern umgebildet sind. Frühe Bienen und Hummeln holen sich den Nektar und sorgen für die Bestäubung der Blüten. Sollte es während der Blütezeit zu kalt werden, so dass Insekten zur Bestäubung fehlen, können die Blüten sich auch selbst befruchten. Die als Schauapparat dienenden Kelchblätter sind sehr beständig, verlieren im Laufe von mehreren Wochen langsam an Farbe, bis sie fast grün sind. Während dieser Zeit reifen die Samen in den fünf Balgfrüchten, deren zu Blütenmitte hin liegende Naht nach dem Abtrocknen aufreißt. Erst nach der Blüte entwickeln sich die handgroßen gelappten Blätter, die dann bis zum nächsten Frühjahr grün bleiben. Während der Wachstumsphase sollten die Pflanzen nicht zu trocken stehen, den Sommer über möchten sie am liebsten in Ruhe gelassen werden. Je weniger rundherum gejätet wird, umso besser. Auch das Falllaub umstehender Sträucher sollte als Schutz und Nahrungsgrundlage liegen bleiben. Dann können die ausfallenden Samen in Ruhe auskeimen und für Zuwachs sorgen. Bis die Sämlinge zur Blüte gelangen, vergehen allerdings drei bis vier Jahre. So viel Zeit braucht die Wurzel um über die noch kleinen Blätter genug Kraft zu sammeln.

Schon 1400 vor Christus soll ein Hirte namens Melampus beobachtet haben, dass kranke Ziegen von dem Kraut fraßen und sich erholten.