Rote Gartenmelde (Atriplex hortensis rubra)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Rote Gartenmelde, Sämlinge (13.4.)
Rote Gartenmelde, Austrieb (31.5.)
Rote Melde, unreifer Samenstand (19.9.)

Gartenmelde, Mehlkraut, Gartenspinat

Botanischer Name

»Atriplex« wahrscheinlich von gr. atraphaxys - Spinat oder Melde, »hortensis« lat. Garten- , »rubra« lat. rot

Englischer Name

Red Orache

Familie

Amaranthgewächse, Amaranthaceae

Verbreitung

Europa, Zentralasien

Wuchs

einjährig, Pfahlwurzel, kurze bodenständige Phase, dann straff aufrecht wachsend, Stängel bis zu 5cm durchmessend, rundum mit Längsrillen, rötlich überlaufen, bei gutem Nahrungsangebot über 2m hoch, weit verzweigt, untere Blätter dreizackig, obere schmal, im Frühjahr kräftig magenta farben, später blass rosa bis grünlich

Standort

sonnig, humoser Gartenboden

Blütezeit

Juli, August

Blüte

in Rispen wachsende fast stängellose unscheinbare kleine Knöllchen in der Farbe der Blätter, bei großen Pflanzen hängen die blühenden Triebe leicht über

Fruchtreife

August, September, Oktober

Frucht

runde Samen von einer flachen Flugscheibe umgeben

Vermehrung

durch Aussaat im Frühjahr, Selbstaussaat

Frosthärte

Samen frosthart

Tierische Besucher

gelegentlich treten Schwarze Läuse auf

Pflege

Aussaat als Gartenkultur in nährstoffreichen Boden an sonnigem Standort, samt großzügig selbst aus

Verwendbare Teile

Blätter, als Salatzugabe, gekocht als Spinat (behält beim Kochen die Farbe), blutbildend, ballaststoffreich, stärkend

Inhaltsstoffe

Vitamin C, Eisen, Saponine, Mineralstoffe, Alkaloide

Status

im Sommer anwesend, Saatgut und Jungpflanzen vorhanden

Literatur

  • Arche Noah Kochbuch S.22, Beate Koller, Johann Reisinger, Stefen Liewehr (2011)
  • Alte Gemüse neu entdeckt S.62, Joachim Mayer (2018)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.387, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.370, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Essbare Landschaften S.29, Olaf Schnelle, Ralf Hiener (2003)
  • Geschichte der Botanik vom 16.Jahrhundert bis 1860 S.544, Julius Sachs (1875)
  • Handbuch Samengärtnerei S.106, Andrea Heistinger (2004)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.139, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Köstliches aus dem Garten S.107, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
  • Kräuter S.111, Burkhard Bohne (2010)
  • Nutzpflanzen in Deutschland S.219, Udelgard Körber-Grohne (1987)
  • Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.253, Karl Josef Strank, Jutta Meurers-Balke (2008)
  • kraut&rüben 5/2007 S.33

Geschichte und Geschichten

Die Gartenmelde ist eine alte Gemüsepflanze, die wohl durch die Römer nach Deutschland gebracht wurde. Im Mittelmeerraum wurde die Pflanze schon seit langer Zeit kultiviert, erste Nachweise in Deutschland stammen aus Verfüllschichten eines alten Brunnens in der Nähe von Stuttgart. Als Nutzpflanze wird die Melde im Capitulare de Villis von Karl dem Großen aufgeführt, aber auch Hildegard von Bingen war sie ein Begriff. Hier wird sie Atriplex schißmelde genannt, da sie so schnell in die Höhe schießt. Eine größere Rolle scheint die Melde in Deutschland allerdings nicht gespielt zu haben, da es etliche verschiedene Pflanzen gab, die als Spinat verwendet wurden. Gerade die Rote Melde mit ihrer besonderen Farbe wird heute aber wieder vermehrt in Privatgärten angebaut. Als Nutzpflanze im größeren Stil ist sie weniger geeignet, da sie schnell welkt. Im Garten muss die Melde im Grunde nur einmal ausgesät werden. Wenn einige wenige Pflanze stehen bleiben dürfen, bis die Samen ausgereift sind, wird sie zuverlässig jedes Jahr wieder erscheinen. Die ersten Sämlinge tauchen meist schon im Februar auf, sind sofort an der Farbe zu erkennen. Zunächst bildet die Pflanze nach den schmalen Keimblättern, je nach Nährstoffangebot, große Grundblätter. Schon jetzt kann geerntet werden, je mehr Platz für die übrigen Pflanzen vorhanden ist, umso größer und schöner werden sie. Sobald die Sonne höher steht, geht es bis zu zwei Meter steil in die Höhe. Gerade die Rote Melde ist sehr dekorativ und kann sich auch in der Blumenrabatte sehen lassen. Bis zur Blüte können die Blätter ständig geerntet werden, sobald die Samenreife einsetzt, sterben sie ab. Wie kleine rosa Taler hängen die plattrunden Samen an den leicht überhängenden Stängeln, ein hübscher Farbtupfer im Blumenstrauß. Die ausgereiften Samen sind hellbraun und werden vom Wind aus ihrer Verankerung gerissen. Im näheren Umkreis der Mutterpflanze erscheint dann im Folgejahr die Tochtergeneration.