Weißes Bilsenkraut (Hyoscyamus albus): Unterschied zwischen den Versionen

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(Juni), Juli, August, (September)
(Juni), Juli, August, (September)
====Blüte====
====Blüte====
blassgelbe Trichterblüte in einseitwendigem ährigem Blütenstand, der sich während der Blüte verlängert
blassgelbe Trichterblüte in einseitwendigem ährigem Blütenstand, der sich während der Blüte verlängert, Blüte deutlich kleiner als beim Schwarzen Bilsenkraut
====Fruchtreife====
====Fruchtreife====
September, Oktober
September, Oktober

Version vom 13. Februar 2019, 18:10 Uhr

Weitere Namen

Weißes Bilsenkraut, Sämlinge (14.4.)
Weißes Bilsenkraut, Blüte (22.9.)
Weißes Bilsenkraut, unreife Samenkapsel (6.10.)
Weißes Bilsenkraut, Samenstand (29.10.)

Teufelskraut, Schlafkraut

Botanischer Name

»Hyoscyamus« von gr.hys und kyamos - Saubohne, möglicherweise auf die Form der Samenkapsel anspielend, »alba« lat. weiß

Englischer Name

Yellow Henbane, Belene

Familie

Nachtschattengewächse, Solanaceae

Verbreitung

Südeuropa, Mittelmeergebiet

Wuchs

hier einjährig, weich behaarte teils elliptische, teils gelappte Blätter flach am Boden aufliegend, Blütenstand sparrig bis 30cm hoch, ganze Pflanze (besonders bei Regenwetter) sehr unangenehm riechend

Standort

sonnig, stickstoffreicher Boden

Blütezeit

(Juni), Juli, August, (September)

Blüte

blassgelbe Trichterblüte in einseitwendigem ährigem Blütenstand, der sich während der Blüte verlängert, Blüte deutlich kleiner als beim Schwarzen Bilsenkraut

Fruchtreife

September, Oktober

Frucht

Kapsel mit Deckel, im Kelch verbleibend, öffnet sich erst bei Vollreife, Streufrucht, kleine hell graue runzelige Samen

Vermehrung

durch Selbstaussaat, Aussaat im Frühjahr im Haus

Frosthärte

Pflanze hier einjährig, bei Frost absterbend, Samen frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung durch Hummeln und Bienen, Jungpflanzen werden häufig von Schnecken abrasiert

Pflege

keine Pflege nötig

Verwendbare Teile

Trockene Samenstände als Dekoration, sonst Hände weg, Pflanze ist tödlich giftig

Inhaltsstoffe

Hyoscyamin, Atropin, Scopolamin, weitere Alkaloide

Status

im Sommer anwesend

Literatur

  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.395, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Pflanzen des Mittelmeerraumes S.244, Andreas Bärtels (1997)
  • Taschenlexikon der Mittelmeerflora S.170, Ruprecht und Irene Düll (2007)

Geschichte und Geschichten

In seiner südlichen Heimat rund um das Mittelmeer wächst das Weiße Bilsenkraut als ausdauernde Pflanze auf offenen Böden, gerne in Mauerritzen und auf Ruinen. Dort kann das Kraut eine beeindruckende Größe erreichen, mit seinen sich scheinbar endlos verlängernden Blütenständen. In unseren Breiten ist es dafür zu kalt, so dass die Hexenpflanze nur als Einjährige gehalten werden kann. Sie lässt sich leicht aus Samen ziehen, muss aber unter Beobachtung bleiben, da die Jungpflanzen eine Leibspeise für Schnecken darstellen. Die für den menschlichen Organismus hochgiftigen Inhaltsstoffe scheinen die Mollusken in keiner Weise zu beeindrucken. Da die Sämlinge sich nur ungern verpflanzen lassen, ist die Aussaat in einer größeren Schale, in der die Pflanzen dann bleiben können, eine gute Lösung. Auch erst im Mai nach den letzten Frösten gesätes Bilsenkraut entwickelt sich schnell genug, um bereits im Sommer zu blühen. Wichtig für ein gutes Gedeihen ist ein stickstoffreicher Boden, das Bilsenkraut ist ein Starkzehrer. Im Hochsommer erscheinen die blassgelben Blüten, die ohne erkennbaren Stiel an dem immer länger werdenden Stängel sitzen. Der ganzen Pflanze entströmt ein unangenehmer Geruch, der sich bei Regen deutlich verstärkt. Ist die Blüte bestäubt worden, so entwickelt sich eine Deckelkapsel, die halb in dem sich vergrößernden Kelch steckt. Erst wenn die Samen voll ausgereift sind öffnet sich der Deckel und gibt den Blick frei auf einen kleinen Becher voller hell grauer kugeliger Samen. Unter günstigen Bedingungen überleben die den Winter im Freiland und keimen im nächsten Frühjahr. Sicherer ist es aber, sie einzusammeln und gezielt aus zu säen.

Bilsenkraut gehört zu den so stark giftigen Pflanzen, dass sich jedes Experiment von selbst verbietet. Den höchsten Alkaloidgehalt haben die Wurzeln und Samen. Das Hyoscyamin ruft zunächst Heiterkeit hervor, dann Sinnestäuschungen und Tobsuchtsanfälle, heftiger Durst, Übelkeit mit Erbrechen und Herzrasen schließen sich an, bis letztendlich der Tod durch Atemlähmung eintritt. In arabischen Ländern wurde ein berauschendes Getränk aus den Samen gebraut, das nicht nur wegen der Giftigkeit riskant war, sondern auch einen sehr heftigen Kater verursachte.