Waldmeister (Galium odoratum): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 22. Oktober 2017, 16:30 Uhr
Weitere Namen
Maikraut, Gliederkraut, Herzensfreund, Halskräutlein, Herzkraut, Waldmandl, Magerkraut
Botanischer Name
»Galium« von lat. galion - eine Sippe (unklare Deutung), »odoratum« lat. odoratus - duftend, wohlriechend
Englischer Name
Woodruff
Familie
Rötegewächse, Rubiaceae
Verbreitung
Nord- und Mitteleuropa, Sibirien
Wuchs
ausdauernde flachwurzelnde sich ausbreitende Pflanze, quirlständige Blätter (häufig je acht), mehrere Quirle übereinander, Blütenstand endständig, ganze Pflanze beim Trocknen intensiv duftend
Standort
halbschattig, unter lichten Bäumen und Sträuchern, nahrhafter Boden, möchte möglichst wenig gestört werden, Laub im Herbst auf den Pflanzen liegen lassen
Blütezeit
(April), Mai, (Juni)
Blüte
Doldentraube mit winzigen weißen vierzähligen Blüten
Fruchtreife
August
Frucht
kugelige Frucht mit hakigen Borsten
Vermehrung
durch Teilung älterer Pflanzen
Frosthärte
teilweise grün überwinternd, sonst oberirdisch absterbend
Tierische Besucher
Bestäubung durch kleine Käfer
Pflege
in Ruhe lassen
Verwendbare Teile
junge Blätter und Blüten, der typische Heuduft entsteht erst beim Trocknen der Pflanze, Tee wirksam bei Leberleiden , Gelbsucht, mit anderen Trockenkräutern in ein Kissen genäht als Einschlafhilfe, Waldmeister- Bowle als erfrischendes Getränk nicht zu lange ziehen lassen, sonst gibt es bösen Kopfschmerz
Inhaltsstoffe
Cumarin, fettes Öl, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Vitamin C, Anthraglycosid
Status
anwesend
Literatur
- Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen... S.190, Ulrich Völkel (2010)
- Das Kräuterkulinarium S.42, Maiga Werner (2014)
- Die Kräuter in meinem Garten S.586, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.286, Deni Bown (1996)
- Essbare Landschaften S.40, Olaf Schnell, Ralf Hiener (2003)
- Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.60, Detlev Henschel (2002)
- Gartenzeit S.43, Susanne Wiborg (2009)
- Gewürzpflanzen S.134, Hans E. und Helga Laux, Alfred Tode (1993)
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.364, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Klassische Kräuter und Heilpflanzen S.54, Giola Romagnoli, Stefania Vasetti (1996)
- Kölbls Kräuterfibel S.315, Konrad Kölbl (1993)
- Kräuter S.129, Burkhard Bohne (2010)
- Schön aber gefährlich S.94, Helga Urban, Marion Nickig (2009)
- Sechzig einheimische Wildpflanzen... S.44, Detlev Arens (1991)
- Wildblumen im Hausgarten S.89, John Stevens (1987)
- Wildpflanzen für jeden Garten S.154, Reinhard Witt (1994)
- kraut&rüben 5/2005, 5/2006, 5/2007
Geschichte und Geschichten
Berliner Weiße mit Schuss. Die grüne Farbe stammt natürlich nicht vom Waldmeister und nicht mal der Geschmack dürfte echt sein, aber der Duft ist das, was diese Pflanze auszeichnet. Cumarin heißt die Substanz, die intensiv nach frischem Heu duftet. Frischer Waldmeister ist fast geruchlos, erst nachdem er ein paar Stunden trocknen durfte, wird der Duft freigesetzt. Im Wald kann das vorkommen, wenn auf feuchten üppigen Start eine Trockenperiode folgt, die Pflanzen also welken. Normalerweise nutzt der Waldmeister das eher feuchte Frühjahr, um unter sommergrünen Bäumen den Boden mit seinen kurzen Trieben zu überziehen. Kaum fünfzehn Zentimeter werden die einzelnen Sprosse hoch, sind an den quirlartig angeordneten schmalen Blättern leicht zu erkennen. Die winzigen Blüten sind endständig, zunächst eng beieinander, da die Stängel aber weiter wachsen wird der unregelmäßige Aufbau des Blütenstandes sichtbar. Ameisen sind häufig auf den Blüten zu sehen, aber auch kleine Käfer. Früher war der Mai die Zeit der Waldmeisterblüte, inzwischen sind auch Mitte April schon blühende Pflanzen zu finden. Für die Mai-Bowle sollten aber trotzdem genug blütenlose Stängel zu finden sein, da nur ein Teil der Sprosse Blüten ausbildet. Das Aroma des Waldmeisters wird besonders intensiv, wenn er eine halbe Stunde tiefgekühlt wird, ehe er im Wein ziehen darf. Dort sollte er nicht zu lange verbleiben, denn eine der unangenehmen Nachwirkungen der Kombination aus Cumarin und Alkohol sind böse Kopfschmerzen.
Nach der Blüte werden die kleinen Blätter dunkler grün und derb. Im Spätherbst sterben sie ab, sollten aber nicht abgeschnitten werden. Alles Laub, das von umstehenden Bäumen fällt, sollte nach Möglichkeit liegen bleiben, denn aus den sich langsam zersetzenden Blättern zieht die Pflanze ihre Nährstoffe. Während des Winters sind die dicht unter der Erdoberfläche verlaufenden Wurzeln vor zu großer Kälte geschützt. Waldmeister möchte schlicht und einfach in Ruhe gelassen werden, dann bildet er dichte Bestände, die gut beerntet werden können. Der Sirup lässt sich natürlich auch aus dieser Ernte herstellen, steht dem künstlichen geschmacklich nicht nach. Nur grün wird er nicht...
Kulinarisches
Waldmeister-Bowle
- 20 blütenlose Waldmeisterstängel
- 3l Weißwein (trocken oder halbtrocken)
- 2 Flaschen trockener Sekt
- 6 Orangen
- 100g Zucker
- Den Waldmeister entweder einige Stunden anwelken lassen oder für eine halbe Stunde einfrieren. Orangen bis zum Fruchtfleisch schälen und die Filets heraustrennen. In Stücke schneiden und mit Zucker und Waldmeister in ein Bowlen- Gefäß geben. Mit einem Liter Weißwein aufgießen und zugedeckt ein bis zwei Stunden ziehen lassen. Waldmeister entfernen, mit gekühltem Wein und Sekt auffüllen.