Weißes Bilsenkraut (Hyoscyamus albus): Unterschied zwischen den Versionen
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Teufelskraut, Schlafkraut | Teufelskraut, Schlafkraut |
Version vom 21. Oktober 2018, 10:15 Uhr
Weitere Namen
Teufelskraut, Schlafkraut
Botanischer Name
»Hyoscyamus« von gr.hys und kyamos - Saubohne, möglicherweise auf die Form der Samenkapsel anspielend, »alba« lat. weiß
Englischer Name
Yellow Henbane, Belene
Familie
Nachtschattengewächse, Solanaceae
Verbreitung
Südeuropa, Mittelmeergebiet
Wuchs
hier einjährig, weich behaarte teils elliptische, teils gelappte Blätter flach am Boden aufliegend, Blütenstand sparrig bis 30cm hoch, ganze Pflanze (besonders bei Regenwetter) sehr unangenehm riechend
Standort
sonnig, stickstoffreicher Boden
Blütezeit
(Juni), Juli, August, (September)
Blüte
blassgelbe Trichterblüte in einseitwendigem ährigem Blütenstand, der sich während der Blüte verlängert
Fruchtreife
September, Oktober
Frucht
Kapsel mit Deckel, im Kelch verbleibend, öffnet sich erst bei Vollreife, Streufrucht, kleine hell graue runzelige Samen
Vermehrung
durch Selbstaussaat, Aussaat im Frühjahr im Haus
Frosthärte
Pflanze hier einjährig, bei Frost absterbend, Samen frosthart
Tierische Besucher
Bestäubung durch Hummeln und Bienen, Jungpflanzen werden häufig von Schnecken abrasiert
Pflege
keine Pflege nötig
Verwendbare Teile
Trockene Samenstände als Dekoration, sonst Hände weg, Pflanze ist tödlich giftig
Inhaltsstoffe
Hyoscyamin, Atropin, Scopolamin, weitere Alkaloide
Status
im Sommer anwesend
Literatur
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.395, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Taschenlexikon der Mittelmeerflora S.170, Ruprecht und Irene Düll (2007)
Geschichte und Geschichten
In seiner südlichen Heimat rund um das Mittelmeer wächst das Weiße Bilsenkraut als ausdauernde Pflanze auf offenen Böden, gerne in Mauerritzen und auf Ruinen. Dort kann das Kraut eine beeindruckende Größe erreichen, mit seinen sich scheinbar endlos verlängernden Blütenständen. In unseren Breiten ist es dafür zu kalt, so dass die Hexenpflanze nur als Einjährige gehalten werden kann. Sie lässt sich leicht aus Samen ziehen, muss aber unter Beobachtung bleiben, da die Jungpflanzen eine Leibspeise für Schnecken darstellen. Die für den menschlichen Organismus hochgiftigen Inhaltsstoffe scheinen die Mollusken in keiner Weise zu beeindrucken. Da die Sämlinge sich nur ungern verpflanzen lassen, ist die Aussaat in einer größeren Schale, in der die Pflanzen dann bleiben können, eine gute Lösung. Auch erst im Mai nach den letzten Frösten gesätes Bilsenkraut entwickelt sich schnell genug, um bereits im Sommer zu blühen. Wichtig für ein gutes Gedeihen ist ein stickstoffreicher Boden, das Bilsenkraut ist ein Starkzehrer. Im Hochsommer erscheinen die blassgelben Blüten, die ohne erkennbaren Stiel an dem immer länger werdenden Stängel sitzen. Der ganzen Pflanze entströmt ein unangenehmer Geruch, der sich bei Regen deutlich verstärkt. Ist die Blüte bestäubt worden, so entwickelt sich eine Deckelkapsel, die halb in dem sich vergrößernden Kelch steckt. Erst wenn die Samen voll ausgereift sind öffnet sich der Deckel und gibt den Blick frei auf einen kleinen Becher voller hell grauer kugeliger Samen. Unter günstigen Bedingungen überleben die den Winter im Freiland und keimen im nächsten Frühjahr. Sicherer ist es aber, sie einzusammeln und gezielt aus zu säen.
Bilsenkraut gehört zu den so stark giftigen Pflanzen, dass sich jedes Experiment von selbst verbietet. Den höchsten Alkaloidgehalt haben die Wurzeln und Samen. Das Hyoscyamin ruft zunächst Heiterkeit hervor, dann Sinnestäuschungen und Tobsuchtsanfälle, heftiger Durst, Übelkeit mit Erbrechen und Herzrasen schließen sich an, bis letztendlich der Tod durch Atemlähmung eintritt. In arabischen Ländern wurde ein berauschendes Getränk aus den Samen gebraut, das nicht nur wegen der Giftigkeit riskant war, sondern auch einen sehr heftigen Kater verursachte.