Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre): Unterschied zwischen den Versionen
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* ...und grün des Lebens goldner Baum S.198, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998) | * ...und grün des Lebens goldner Baum S.198, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998) | ||
Version vom 22. Oktober 2018, 09:05 Uhr
Weitere Namen
Scharfe Fetthenne, Steinpfeffer, Mauerträubchen
Botanischer Name
»Sedum« Herkunft ungeklärt, »acre« lat. scharf
Englischer Name
Biting Stonecrop
Familie
Dickblattgewächse, Crassulaceae
Verbreitung
Europa, Asien, Nordafrika
Wuchs
ausdauernd, fadenartiges dichtes Rhizom wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche, mit dünnen Trieben Matten bildend, kaum 5cm hoch, Blätter breit nadelförmig, saftig, Blüten endständig bis 10cm hoch
Standort
sonnig, magerere sandige Böden
Blütezeit
(Mai), Juni, Juli, August
Blüte
kleine gelbe fünfzählige Sterne an wenigblütigen Wickeln
Fruchtreife
Juli, August, September
Frucht
sternförmig verwachsene Balgfrüchte mit winzigen Samen, die Kapsel öffnet sich bei feuchtem Wetter, die Samen werden durch Regentropfen heraus geschleudert
Vermehrung
durch Ausläufer, Selbstaussaat, Lichtkeimer
Frosthärte
grün überwinternd
Tierische Besucher
Bestäubung durch Bienen, aber auch durch Ameisen, die auch die Samen verbreiten
Pflege
keine Pflege nötig
Verwendbare Teile
frische Blätter in kleinen Mengen als würzende Salatzutat, scharf schmeckend, der Saft der Triebe wirkt schmerzstillend und kühlend, Brei aus den zerdrückten Blättern soll gegen Warzen wirken
Inhaltsstoffe
Glycoside, Flavonoide, Nikotin, Sedamin, Alkaloide, Gerbstoffe
Status
anwesend
Literatur
- Berliner Pflanzen S.93, Heiderose Häsler, Iduna Wünschmann (2009)
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.649, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.194, Heinz Görz (1987)
- Hagebutte & Co S.66, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
- Kräuter S.182, Burkhard Bohne (2010)
- New Kreüterbuch Cap.X, Leonhart Fuchs (1543)
- Pflanzen am Ostseestrand S.33, Rolf Reinicke (2015)
- Rausch und Rache S.195, Elsemarie Maletzke (2008)
- ...und grün des Lebens goldner Baum S.198, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
Geschichte und Geschichten
Ist das jetzt ein Unkraut oder ist es keins? Der Mauerpfeffer wächst an Stellen wo sonst kaum noch jemand hin möchte, es kann nicht trocken genug sein und die Wurzeln kommen mit einem Minimum an Raum und Nährstoffen aus. Mauerritzen, Plattenfugen, offene Sandflächen sind dem genügsamen Pflänzchen gerade Recht. Die kleinen sukkulenten Blätter speichern Feuchtigkeit und im Frühsommer überziehen sich die Polster mit leuchtend gelben Sternchen. Das sieht aus der Nähe betrachtet so hübsch aus, dass eine Schale mit Mauerpfeffer in Augenhöhe stehen sollte, um sie gebührend zu bewundern. Nach der Blüte sterben diese Pflanzenteile ab, werden aber schnell durch neue Triebe ersetzt. Die flachen Polster sind das ganze Jahr über grün, halten sandigen Boden fest und können sich auch nur auf diesem offenen Grund ausbreiten. An nährstoffreicheren Standorten werden sie schnell von höheren Gewächsen verdrängt.
Mauerpfeffer lässt sich gut zur Begrünung von Dächern einsetzen, da er ohne künstliche Bewässerung auskommt und nur wenig Substrat für seine Wurzeln benötigt. Häufig überwächst er Steinplatten oder Felsen und lässt sich mitsamt der Wurzelplatte wie ein Teppich hochheben.
Die Schärfe des Mauerpfeffers entsteht, wenn die Pflanze während heißer sonniger Tage auf die Photosynthese verzichtet und die Spaltöffnungen ihrer Blätter nur nachts öffnet, um Kohlendioxid aufzunehmen. Da sie das im Dunkeln nicht verarbeiten kann, baut sie es in organische Säuren ein, die sie dann tagsüber wieder auseinander nimmt um bei geschlossenen Spaltöffnungen Photosynthese zu betreiben.
Schon Hippokrates beschreibt die Wirkung des Pflanzensaftes bei Schwellungen und Entzündungen. In der Volksheilkunde wird das Kraut auch gegen Bluthochdruck empfohlen. Kühe bekamen einige der Blättchen zu fressen, um den Milchfluss anzuregen.