Eberesche (Sorbus aucuparia): Unterschied zwischen den Versionen
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Vogelbeere, Drosselbeere | Vogelbeere, Drosselbeere, Escheritzen, Pilber-Baum, Qualster-Beere | ||
====Botanischer Name==== | ====Botanischer Name==== | ||
»Sorbus« möglicherweise von der indogermanischen Wurzel ser/serbho und sor/sorbho - rot, rötlich, »aucuparia« von lat. auceps - Vogelsteller, avis - Vogel und capere - einfangen | »Sorbus« möglicherweise von der indogermanischen Wurzel ser/serbho und sor/sorbho - rot, rötlich, »aucuparia« von lat. auceps - Vogelsteller, avis - Vogel und capere - einfangen | ||
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Rückschnitt wenn nötig | Rückschnitt wenn nötig | ||
====Verwendbare Teile==== | ====Verwendbare Teile==== | ||
Beeren, verarbeitet (roh ungenießbar) | Beeren, verarbeitet (roh ungenießbar), das Holz wurde von Tischlern und Drechslern verwendet | ||
====Inhaltsstoffe==== | ====Inhaltsstoffe==== | ||
Parasorbinsäure (wird beim Kochen zerstört), Lycopin (für die Farbe der Beeren verantwortliches Carotinoid), Bitterstoffe, ätherische Öle, Gerbstoffe, Abrotonit, Apfel- und Zitronensäure, Bernsteinsäure, Vitamin C, Zucker, Sorbit (wurde früher als Zuckerersatz für Diabetiker verwendet) | Parasorbinsäure (wird beim Kochen zerstört), Lycopin (für die Farbe der Beeren verantwortliches Carotinoid), Bitterstoffe, ätherische Öle, Gerbstoffe, Abrotonit, Apfel- und Zitronensäure, Bernsteinsäure, Vitamin C, Zucker, Sorbit (wurde früher als Zuckerersatz für Diabetiker verwendet) | ||
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* Giftpflanzen Pflanzengifte S.673, Roth, Daunderer, Kormann (1994) | * Giftpflanzen Pflanzengifte S.673, Roth, Daunderer, Kormann (1994) | ||
* Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.88, Heinz Görz (1987) | * Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.88, Heinz Görz (1987) | ||
* Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.84, Adelbert von Chamisso (1827) | |||
* Kölbls Kräuterfibel S.92, Konrad Kölbl (1993) | * Kölbls Kräuterfibel S.92, Konrad Kölbl (1993) | ||
* Köstliches aus dem Garten S.212, Marion Nickig, Heide Rau (2005) | * Köstliches aus dem Garten S.212, Marion Nickig, Heide Rau (2005) | ||
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====Geschichte und Geschichten==== | ====Geschichte und Geschichten==== | ||
Die Eberesche gehört zu den Rosengewächsen und ist im gesamten europäischen Raum bis nach Asien zu Hause. Sie kann bis zu zwölf Meter hoch werden und wächst in Höhenlagen bis etwa 2400 Meter. Sie wächst nur selten einstämmig, meist eher strauchartig, wobei aus der Wurzel immer wieder Stämme nachwachsen. Trotzdem bildet sie eine Krone aus, so dass sie von weitem wie ein Baum aussieht. Die Triebe wachsen zunächst steil aufrecht, biegen sich erst auseinander, wenn sie vom Gewicht der Früchte herunter gezogen werden. Die unpaarigen Fiederblätter treiben im Frühjahr fast zeitgleich mit den Blüten aus. Letztere stehen in aufrechten Schirmrispen zusammen, werden von vielen Insekten besucht. Ihr Duft ist eher unangenehm, etwas fischig, was jedes mal wieder irritiert, wenn ich daran vorbei gehe. Im Abblühen sehen die Dolden ein bisschen schmutzig aus, verbräunen bis die Blütenblätter abfallen. Während des Sommers reifen die Beeren, im August färben sie sich von grün zu leuchtend orange. Roh sind die Früchte ungenießbar, da sie durch den hohen Gehalt an Parasorbinsäure sehr bitter sind. Die Säure zerfällt beim Kochen. Werden die Beeren vor der Verarbeitung eine Nacht in Essigwasser eingelegt, nimmt die Bitterkeit weiter ab. Fast frei von Bitterstoffen ist die Mährische Eberesche, ein Zufallssämling, der um 1810 in Böhmen entdeckt wurde. Diese Variante wurde weiter züchterisch bearbeitet, so dass heute verschiedene Sorten der Edel-Eberesche im Handel sind. Die Früchte lassen sich zu Sirup, Likör oder gemischt mit anderen Früchten zu Marmeladen verarbeiten. Was am Baum hängen bleibt wird bald von verschiedenen | Die Eberesche gehört zu den Rosengewächsen und ist im gesamten europäischen Raum bis nach Asien zu Hause. Sie kann bis zu zwölf Meter hoch werden und wächst in Höhenlagen bis etwa 2400 Meter. Sie wächst nur selten einstämmig, meist eher strauchartig, wobei aus der Wurzel immer wieder Stämme nachwachsen. Trotzdem bildet sie eine Krone aus, so dass sie von weitem wie ein Baum aussieht. Die Triebe wachsen zunächst steil aufrecht, biegen sich erst auseinander, wenn sie vom Gewicht der Früchte herunter gezogen werden. Die unpaarigen Fiederblätter treiben im Frühjahr fast zeitgleich mit den Blüten aus. Letztere stehen in aufrechten Schirmrispen zusammen, werden von vielen Insekten besucht. Ihr Duft ist eher unangenehm, etwas fischig, was jedes mal wieder irritiert, wenn ich daran vorbei gehe. Im Abblühen sehen die Dolden ein bisschen schmutzig aus, verbräunen bis die Blütenblätter abfallen. Während des Sommers reifen die Beeren, im August färben sie sich von grün zu leuchtend orange. Roh sind die Früchte ungenießbar, da sie durch den hohen Gehalt an Parasorbinsäure sehr bitter sind. Die Säure zerfällt beim Kochen. Werden die Beeren vor der Verarbeitung eine Nacht in Essigwasser eingelegt, nimmt die Bitterkeit weiter ab. Fast frei von Bitterstoffen ist die Mährische Eberesche, ein Zufallssämling, der um 1810 in Böhmen entdeckt wurde. Diese Variante wurde weiter züchterisch bearbeitet, so dass heute verschiedene Sorten der Edel-Eberesche im Handel sind. Die Früchte lassen sich zu Sirup, Likör oder gemischt mit anderen Früchten zu Marmeladen verarbeiten. Was am Baum hängen bleibt wird bald von verschiedenen Vogelarten abgeräumt, so dass vom Fruchtschmuck meist schon vor dem Winter nichts mehr zu sehen ist. Noch im 19. Jahrhundert wurden die Beeren als Köder benutzt, um durchziehende Vögel zu fangen. | ||
Das Holz der Eberesche weist eine schöne Maserung auf und wird für Tischler- und Drechselarbeiten verwendet. | |||
Der Name Eberesche leitet sich nicht etwa vom wilden Schwein ab, »Eber« geht vielmehr auf »aber« zurück, im Sinne von falsch, es handelt sich also um eine »Falsche Esche«. | Der Name Eberesche leitet sich nicht etwa vom wilden Schwein ab, »Eber« geht vielmehr auf »aber« zurück, im Sinne von falsch, es handelt sich also um eine »Falsche Esche«. |
Version vom 7. November 2019, 17:17 Uhr
Weitere Namen
Vogelbeere, Drosselbeere, Escheritzen, Pilber-Baum, Qualster-Beere
Botanischer Name
»Sorbus« möglicherweise von der indogermanischen Wurzel ser/serbho und sor/sorbho - rot, rötlich, »aucuparia« von lat. auceps - Vogelsteller, avis - Vogel und capere - einfangen
Englischer Name
Rowan
Familie
Rosengewächse, Rosaceae
Verbreitung
Europa, Asien
Wuchs
ausdauernd, verholzend, bis 15m hoher Strauch oder Baum (wächst meist mehrtriebig, wirkt aber durch die rundliche Krone von weitem wie ein Baum), Blätter unpaarig gefiedert, lanzettlich, gezähnt, Blüten in Doldentrauben
Standort
sonnig, nahrhafter Boden
Blütezeit
Mai, Juni
Blüte
weißliche fünfzählige Blüten in Doldentrauben, unangenehm fischig riechend
Fruchtreife
(August), September
Frucht
gelbe bis dunkel orange beerenartige Frucht mit kleinen Kernen
Vermehrung
durch Stecklinge, Wurzelbrut, Selbstaussaat
Frosthärte
Laub abwerfend, frosthart
Pflege
Rückschnitt wenn nötig
Verwendbare Teile
Beeren, verarbeitet (roh ungenießbar), das Holz wurde von Tischlern und Drechslern verwendet
Inhaltsstoffe
Parasorbinsäure (wird beim Kochen zerstört), Lycopin (für die Farbe der Beeren verantwortliches Carotinoid), Bitterstoffe, ätherische Öle, Gerbstoffe, Abrotonit, Apfel- und Zitronensäure, Bernsteinsäure, Vitamin C, Zucker, Sorbit (wurde früher als Zuckerersatz für Diabetiker verwendet)
Status
anwesend
Literatur
- Aromaschätze Wildfrüchte und Gewürze S.43, Markusine Guthjahr (2008)
- Bärlauch und Judenkirsche S.121, Gerhild Birmann-Dähne (1996)
- Die Kräuter in meinem Garten S.129, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten S.283, Helmut Pirc (2015)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.306, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.220. Detlev Henschel (2002)
- Feld- Wald- und Wiesenkochbuch S.124, Eve Marie Helm (1978)
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.673, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.88, Heinz Görz (1987)
- Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.84, Adelbert von Chamisso (1827)
- Kölbls Kräuterfibel S.92, Konrad Kölbl (1993)
- Köstliches aus dem Garten S.212, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
- Köstliches von Hecken und Sträuchern S.78, Markus Strauß (2011)
- Kräuter S.227, Burkhard Bohne (2010)
- Mitschurin - Leben und Werk S.85, Martin Schmidt (1949)
- Paradiesapfel und Pastorenbirne S.137, Erika Schermaul (2004)
- Symbolik der Pflanzen S.61, Marianne Beuchert (1996)
- Wildes Obst S.130, Hans-Joachim Albrecht (2018)
- Wildfrüchte Köstlichkeiten aus der Natur S.23. Markusine Guthjahr (2011)
- Wildobst S.21, Helmut Pirc (2009)
- Wo der Pfeffer wächst S.266, Hansjörg Küster (1987)
- kraut&rüben 8/2014
Geschichte und Geschichten
Die Eberesche gehört zu den Rosengewächsen und ist im gesamten europäischen Raum bis nach Asien zu Hause. Sie kann bis zu zwölf Meter hoch werden und wächst in Höhenlagen bis etwa 2400 Meter. Sie wächst nur selten einstämmig, meist eher strauchartig, wobei aus der Wurzel immer wieder Stämme nachwachsen. Trotzdem bildet sie eine Krone aus, so dass sie von weitem wie ein Baum aussieht. Die Triebe wachsen zunächst steil aufrecht, biegen sich erst auseinander, wenn sie vom Gewicht der Früchte herunter gezogen werden. Die unpaarigen Fiederblätter treiben im Frühjahr fast zeitgleich mit den Blüten aus. Letztere stehen in aufrechten Schirmrispen zusammen, werden von vielen Insekten besucht. Ihr Duft ist eher unangenehm, etwas fischig, was jedes mal wieder irritiert, wenn ich daran vorbei gehe. Im Abblühen sehen die Dolden ein bisschen schmutzig aus, verbräunen bis die Blütenblätter abfallen. Während des Sommers reifen die Beeren, im August färben sie sich von grün zu leuchtend orange. Roh sind die Früchte ungenießbar, da sie durch den hohen Gehalt an Parasorbinsäure sehr bitter sind. Die Säure zerfällt beim Kochen. Werden die Beeren vor der Verarbeitung eine Nacht in Essigwasser eingelegt, nimmt die Bitterkeit weiter ab. Fast frei von Bitterstoffen ist die Mährische Eberesche, ein Zufallssämling, der um 1810 in Böhmen entdeckt wurde. Diese Variante wurde weiter züchterisch bearbeitet, so dass heute verschiedene Sorten der Edel-Eberesche im Handel sind. Die Früchte lassen sich zu Sirup, Likör oder gemischt mit anderen Früchten zu Marmeladen verarbeiten. Was am Baum hängen bleibt wird bald von verschiedenen Vogelarten abgeräumt, so dass vom Fruchtschmuck meist schon vor dem Winter nichts mehr zu sehen ist. Noch im 19. Jahrhundert wurden die Beeren als Köder benutzt, um durchziehende Vögel zu fangen.
Das Holz der Eberesche weist eine schöne Maserung auf und wird für Tischler- und Drechselarbeiten verwendet.
Der Name Eberesche leitet sich nicht etwa vom wilden Schwein ab, »Eber« geht vielmehr auf »aber« zurück, im Sinne von falsch, es handelt sich also um eine »Falsche Esche«.
Kulinarisches
Vogelbeermarmelade
Auch wenn die Beeren vorher entbittert werden, ist dieser Brotaufstrich eher was für Freunde einer kräftigen Bitternote
Zutaten
- 1.5 kg Vogelbeeren
- 1 l Wasser
- Gelierzucker (je nach Geschmack 1:2 oder 1:3)
- nach Geschmack Zitronensaft und/oder Gewürze wie Zimt oder Muskat
- die Beeren verlesen, waschen und über Nacht in Essigwasser entbittern
- die Beeren abspülen und mit 1 Liter Wasser aufkochen, etwa eine Stunde leise köcheln lassen
- in ein feinmaschiges Sieb geben und den Saft auffangen
- für ein Gelee den Saft mit dem Gelierzucker nach Anweisung weiterverarbeiten oder
- die Früchte durch das Sieb streichen und mit dem Saft zusammen verarbeiten
- die fertige Marmelade in saubere Gläser füllen und sofort verschließen