Andorn (Marrubium vulgare): Unterschied zwischen den Versionen

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Berghopfen, Dorant, Taurant, Gottvergess, Berghopfen
Berghopfen, Dorant, Taurant, Gottvergess, Berghopfen
====Botanischer Name====
====Botanischer Name====

Version vom 4. Januar 2020, 16:50 Uhr

Weitere Namen

Andorn, Austrieb (17.7.)
Andorn, Blüte (17.7.)
Andorn, Samenstand (24.12.)

Berghopfen, Dorant, Taurant, Gottvergess, Berghopfen

Botanischer Name

»Marrubium« von hebr. mar - bitter und rob - viel , lat. marrubius - Berghopfen, »vulgare« lat. gewöhnlich, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné

Englischer Name

White Hoarhound

Familie

Lippenblütler, Lamiaceae

Verbreitung

Europa, Asien, Nordamerika

Wuchs

ausdauernd, vierkantiger Stängel, 20-60cm hoch, Blätter kreuzgegenständig, rundlich, stark gerunzelt, ganze Pflanze dicht weiß behaart, längere Stängel werden leicht instabil, ganze Pflanze herb duftend

Standort

Naturstandorte sind Wegränder und offenes Ödland, in Deutschland vom Aussterben bedroht, im Garten sonniger Standort mit eher magerem durchlässigem Boden

Blütezeit

Juli, August, September

Blüte

aus den Blattachseln wachsende Scheinquirle mit kleinen weißen Lippenblüten, Oberlippe geteilt, was wie zwei Hörner aussieht

Fruchtreife

August, September, Oktober

Frucht

Blütenkelche versteifen während der Samenreife, kleine dunkle Samen

Vermehrung

durch Aussaat

Frosthärte

da die Pflanze ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt, ist sie nicht ganz zuverlässig frosthart, braucht bei längerem Kahlfrost Winterschutz, in milden Wintern bleibt sie grün

Tierische Besucher

Bestäubung durch Hummeln und Bienen

Pflege

Rückschnitt im Frühjahr, eventuell Blütenstände hochbinden

Verwendbare Teile

Tee aus blühendem Kraut wirkt magenstärkend, appetitanregend, Husten stillend, entzündungshemmend, äußerlich als Auflage bei Geschwüren und Wunden, junge Blätter und Triebspitzen mit Blütenknospen als bitter-scharfes Gewürz oder zum Aromatisieren von alkoholischen Getränken

Inhaltsstoffe

Diterpene, Flavonoide, Marrubiin, Cholin, Phenylpropanderivate, Lamiaceen-Gerbstoffe, Zimtsäurederivate

Status

anwesend

Literatur

  • Die Kräuter in meinem Garten S.42, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (1999)
  • Enzyklopädie Essbare Pflanzen S.551, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.487, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.215, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Kräuter S.142, Burkhard Bohne (2010)
  • Wo der Pfeffer wächst S.17, Hansjörg Küster (1987)

Geschichte und Geschichten

Schon Hippokrates kannte die schädlingsabwehrende Wirkung des Andorn und auch seine heilsame Wirkung bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der Leber und der Lunge. Archäologische Funde datieren die Anwesenheit des Andorn in Mitteleuropa bereits auf die Zeit um 4000 v.Chr. Die aus dem Mittelmeerraum stammende Pflanze wurde in klimatisch begünstigten Gegenden angebaut, so auf der Bodensee-Insel Reichenau. Zuständig für die Verbreitung von Heilpflanzen waren die Mönche und ihre Klostergärten. Die häufig von Mauern umgebenen Gärten besaßen ein milderes Kleinklima als die Umgebung, so dass auch empfindlichere Pflanzen leichter über den Winter zu bringen waren. Aus den Klöstern gelangte der Andorn in die Bauerngärten und von dort aus schließlich auch in die Freiheit. Vereinzelt finden sich in Deutschland auch heute noch Bestände, die aber so rückläufig sind, das die Pflanze unter Schutz gestellt wurde. 2018 war sie die Heilpflanze des Jahres.