Beifuß (Artemisia vulgaris): Unterschied zwischen den Versionen
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* Kräuterspezialitäten S.46, Marie-Luise Kreuter (2006) | * Kräuterspezialitäten S.46, Marie-Luise Kreuter (2006) | ||
* Kräuterzauber S.10, Dido Nitz (2012) | * Kräuterzauber S.10, Dido Nitz (2012) |
Version vom 14. März 2020, 18:25 Uhr
Weitere Namen
Gänsekraut, Besenkraut, Wilder Wermut, Dianakraut, Himmelskehr, Sonnenwandgürtel
Botanischer Name
»Artemisia« nach Artemis, der griechischen Göttin der Jagd, der Frauen und der Geburt, »vulgaris« gewöhnlich
Englischer Name
Mugwort
Familie
Korbblütler, Asteraceae
Verbreitung
Europa, Asien, Nordafrika, Nordamerika
Wuchs
ausdauernd, aufrecht buschig, Blätter variabel gefiedert, graugrün, unterseits von hellem Filz überzogen, Blütenstand bis 1,8m hoch, ganze Pflanze herb aromatisch duftend, breitet sich im Laufe der Jahre über Wurzelausläufer großflächig aus
Standort
sonnig bis halbschattig, magerer bis nahrhafter Boden
Blütezeit
Juli, August, September
Blüte
unauffällige kleine Knopfblüten grünlich gelb
Fruchtreife
September, Oktober
Frucht
feine schmale Samen in großer Zahl
Vermehrung
durch Aussaat im Frühjahr, Selbstaussaat
Frosthärte
oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart
Tierische Besucher
Bestäubung hauptsächlich durch Wind, aber auch durch kleine Käfer und Fliegen
Pflege
Pflanze neigt zum Wuchern, eventuell Ausbreitungsdrang beschränken
Verwendbare Teile
Blätter und Blütenstände, als verdauungsförderndes Gewürz bei fetten, schweren Gerichten (Gänsebraten), als Tee bei Verdauungsbeschwerden, getrocknet als Kräuterkissen für erholsamen Schlaf
Inhaltsstoffe
ätherische Öle (Thujon, Cineol), Bitterstoffe (Sesquiterpenlactone), Anthocyane, Flavonoide, Inulin, Gerbstoffe, Campfer
Status
anwesend
Literatur
- Bärlauch und Judenkirsche S.94, Gerhild Birmann-Dähne (1996)
- Berliner Pflanzen S.113, Heiderose Häsler, Iduna Wünschmann (2009)
- Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen... S.37, Ulrich Völkel (2010)
- Die Kräuter in meinem Garten S.71, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.437, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.104, Detlev Henschel (2002)
- Gewürzpflanzen S.16, Hans E. und Helga Laux, Alfred Tode (1993)
- Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.62, Heinz Görz (1987)
- Heilkräuter und Zauberpflanzen... S.45, Wolf-Dieter Storl (1996)
- Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.232, Adelbert von Chamisso (1827)
- Jahreskalender für den Heilpflanzenliebhaber S.95, Ernst-Albert Meyer (1989)
- Kölbls Kräuterfibel S.62, Konrad Kölbl (1993)
- Kräuter S.109, Burkhard Bohne (2010)
- Kräuter, Gefährten am Wegesrand S.155, Ursula Stumpf (2018)
- Kräuterspezialitäten S.46, Marie-Luise Kreuter (2006)
- Kräuterzauber S.10, Dido Nitz (2012)
- Mit Pflanzen verbunden S.166, Wolf-Dieter Storl (2005)
- New Kreüterbuch Cap.XIII, Leonhart Fuchs (1543)
- Wo der Pfeffer wächst S.30, Hansjörg Küster (1987)
Geschichte und Geschichten
Heute ist der Beifuß hauptsächlich als Gewürz für schwer verdauliche fette Speisen bekannt, am Gänsebraten beispielsweise darf er nicht fehlen. Seine Bitterstoffe regen die Gallenproduktion an und helfen dem Magen, wenn das Festtagsmenü mal wieder zu üppig ausgefallen ist. Die gleiche Wirkung hat auch ein Tee aus dem frischen oder getrockneten Kraut. Die Pflanze im Garten anzubauen ist im Grunde gar nicht notwendig, sie begegnet uns überall am Wegrand und auf Wiesen. Daraus ergibt sich schon eine der Deutungen ihres Namens, Beifuß im Sinne von allgegenwärtig, wohin die Füße einen auch tragen. Eine weitere Interpretation bezieht sich auf die heilsame Wirkung des Krautes bei müden Füßen. So sollen ein paar Blätter in den Schuhen das Laufen erleichtern. Wirklich einig sind sich die Gelehrten aber nicht, eine dritte Deutung bezieht sich auf das mittelhochdeutsche »biboz«, etwas »beigestoßenes«, ein Gewürz, das zur Speise gestoßen wird.
Beifuß kann je nach Bodenbeschaffenheit und Klima sehr unterschiedliche Wuchsformen haben, was eine genaue Zuordnung schwierig macht. Diverse Unterarten wachsen an speziellen Standorten, kreuzen sich aber auch untereinander und sind ein gefundenes Betätigungsfeld für Botaniker. Die unterseits weißfilzigen Blätter können eher flächig, aber auch sehr fein geteilt sein, das Aroma schwankt zwischen leicht herb und sehr bitter. Wer den Beifuß im Garten stehen hat weiß, dass aus den kleinen unscheinbaren Blüten sehr vitale Samen entstehen, die sich gerne in Staudenpflanzungen hineinschmuggeln und häufig erst bemerkt werden, wenn sie schon recht groß geworden sind. Da die Pflanze im Grunde aber sehr genügsam ist, genügt ihr auch eine Fuge im gepflasterten Weg, wo sie ihre Wurzel im Untergrund versenkt und mit ihrem Stängel irgendwann die Pflastersteine auseinander schiebt. Der untere Bereich verholzt im Laufe des Sommers, was der Pflanze eine große Standfestigkeit beschert. Die Wurzel ist so vital, dass sie auch bei ebenerdigem Rückschnitt immer wieder austreibt. Die jungen Triebe können gleich wieder für Tee oder als Gewürz verwendet werden, aber um sie los zu werden, müsste die Wurzel ausgegraben werden.