Gemeine Mahonie (Mahonia aquifolium): Unterschied zwischen den Versionen

Aus Pflanzenwiki
 
(42 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
==== Weitere Namen ====
==== Weitere Namen ====
[[Datei:Gemeinemahonie1.jpg|miniatur|450px|Gemeine Mahonie, Blüte (28.4.)]]
[[Datei:Gemeinemahonie2.jpg|miniatur|450px|Gemeine Mahonie, reifende Früchte (27.6.)]]
[[Datei:Gemeinemahonie3.jpg|miniatur|450px|Gemeine Mahonie, reife Früchte (23.7.)]]
[[Datei:Gemeinemahonie4.jpg|miniatur|450px|Gemeine Mahonie, Samen]]
====Botanischer Name====
»Mahonia« nach dem US-amerikanischen Gärtner Bernard MacMahon (1775-1816), »aquifolium« lat. aquifolius - mit spitzigen stechenden Blättern, Erstbeschreibung 1813 als Berberis aquifolium durch Frederick Traugott Pursh, deutscher Botaniker
==== Englischer Name ====
==== Englischer Name ====
Oregon Grape
Oregon Grape
Zeile 7: Zeile 13:
Nordamerika
Nordamerika
==== Wuchs====
==== Wuchs====
ausdauernd, Wurzelausläufer bildender Strauch bis 1,5m hoch, Triebe etwas anlehnungsbedürftig, teilweise auch liegend, intensiv gelbes Holz Blätter stachelig gezackt leicht wellig, Blüten endständig
ausdauernd, Wurzelausläufer bildender Strauch, der theoretisch um die 2m hoch werden kann, dann aber eine Stütze braucht, die Triebe sind etwas anlehnungsbedürftig, meist sind die Büsche weniger als 1m hoch, legen sich dann auf die umgebende Vegetation, intensiv gelbes Holz (Berberin), Blätter in 3-9-teiligen Fiedern, seitliche Blätter mit unsymmetrisch versetzter Hauptader, Endfieder symmetrisch, Einzelblätter zugespitzt oval, ledrig, am Rand stachelig gezackt leicht wellig, Blüten meist endständig an Kurztrieben
====Standort====
====Standort====
sonnig bis halbschattig, normaler Boden
sonnig bis halbschattig, normaler Boden
Zeile 13: Zeile 19:
(Februar), März, April, (Mai)
(Februar), März, April, (Mai)
====Blüte====
====Blüte====
[[Datei:Gemeinemahonie1.jpg|miniatur|Gemeine Mahonie, Blüte]]
rispenartig zusammen gedrängte Traube mit wechselständigen kleinen gelben Blüten, die an Narzissen erinnern, sehr nektarreich, intensiv nach Honig duftend, doppelt dreizählig, 6 Kelchblätter, 3 äußere etwas kleinere 3 innere, 6 aufrecht stehende Kronblätter, die die Narbe umschließen, wie auch bei anderen Berberitzen-Gewächsen lassen sich die Staubgefäße explosionsartig auslösen
rispenartig zusammen gedrängte Traube mit kleinen gelben Blüten, sehr nektarreich, Bienenweide
====Fruchtreife====
====Fruchtreife====
(August), September
Juli, August
====Frucht====
====Frucht====
hellblau bereifte fast schwarze Beeren mit mehreren bräunlich glänzenden Samen
hellblau bereifte fast schwarze ovale Beeren in dichten traubenartigen Fruchtständen, mit mehreren kleinen länglichen glänzenden Samen
====Vermehrung====  
====Vermehrung====  
durch Teilung, Selbstaussaat
durch Teilung, Selbstaussaat, Wurzelausläufer
====Frosthärte====
====Frosthärte====
grün überwinternd, bei starker Sonneneinstrahlung verfärbt sich ein Teil der Blätter rot, stirbt eventuell ab
grün überwinternd, bei starker Sonneneinstrahlung verfärbt sich ein Teil der Blätter rot, stirbt eventuell ab
====Tierische Besucher====
Bestäubung durch Bienen und Hummeln, gelegentlich auch Fliegen, Beeren werden von Amseln gefressen
====Pflege====
====Pflege====
kaum Pflege nötig, Rückschnitt wenn erforderlich
kaum Pflege nötig, Rückschnitt wenn erforderlich, neigt über Wurzelausläufer zum Wuchern
====Verwendbare Teile====
====Verwendbare Teile====
reife Beeren zur Verarbeitung in der Küche, kann als Ersatz für Zitronensaft verwendet werden oder zum Färben von Speisen und Getränken, Rinde als Extrakt in Salben gegen Schppenflechte
reife Beeren zur Verarbeitung in der Küche, der sehr saure Saft kann als Ersatz für Zitronensaft verwendet werden oder zum Färben von Speisen und Getränken, Rinde als Extrakt in Salben gegen Schuppenflechte
====Inhaltsstoffe====
====Inhaltsstoffe====
in unreifen Früchten Berberin in giftiger Menge wird während der Reifung abgebaut, Oxyacanthin, Vitamin C
das in unreifen Früchten in giftiger Menge enthaltene Berberin wird während der Reifung abgebaut, Oxyacanthin, Vitamin C, die Wurzel und besonders ihre Rinde enthalten größere Mengen Berberin (ein Alkaloid, das das Holz so intensiv gelb färbt) und sind giftig
====Status====
anwesend
====Literatur====
====Literatur====
* Die Kräuter in meinem Garten S.366, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger
* Bienenweide und Hummelparadies S.231, Dave Goulson (2021)
* Kräuter S.220, Burkhard Bohne
* Der neugierige Gärtner S.94, Jürgen Dahl (1998)
* Giftpflanzen Pflanzengifte S.480 ,Roth, Daunderer, Kormann
* Die Kräuter in meinem Garten S.366, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
* Wildobst S.121, Helmut Pirc
* Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.308, Deni Bown (1996)
* kraut&rüben 9/2007
* Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.451, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
* Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten S.58, Helmut Pirc (2015)
* Giftpflanzen Pflanzengifte S.480, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
* Homegrown Revolution S.248, James Wong (2012)
* In the Garden S.95, Hugh Johnson (2009)
* Kräuter S.220, Burkhard Bohne (2010)
* Neophyten S.130, Norbert Griebl (2020)
* Seltenes Kern- Stein- und Beerenobst S.95, Gerhard Friedrich, Werner Schuricht (1985)
* Wildes Obst S.77, Hans-Joachim Albrecht (2018)
* Wildobst S.121, Helmut Pirc (2009)
* kraut&rüben 9/2007, 8/2022 S.49
 
====Geschichte und Geschichten====
 
Sie führt ein Schattendasein am Rande der Gesellschaft. Als Straßenbegleitgrün wird sie dort angepflanzt, wo sonst nicht mehr viel wachsen will, von den Passanten nur wahrgenommen, wenn sie die bestachelten Blätter an ihren Beinen spüren.
Dabei hat es doch einiges zu bieten, das genügsame Sauerdorngewächs aus dem westlichen Nordamerika.
In ihrer Heimat wächst die Mahonie im Unterholz lichter Wälder, auf nährstoffreichen, eher feuchten Böden. Ihren Namen erhielt sie zu Ehren des Gärtners M´Mahon, der als einer der ersten ihre Vorzüge erkannte und sie aus dem Wald herausholte.
Schnell verbreitete sie sich als Ziergehölz rund um die Welt. Neben der Gemeinen Mahonie ( Mahonia aquifolium ) existieren noch etliche andere Arten, die teils ebenfalls im nördlichen Amerika bis hinunter nach Mexiko beheimatet sind, teils aus Japan und China stammen. Die bekannteste Form ist jedoch die Gemeine Mahonie.
Mit 1,5 Metern Höhe bleibt sie eher niedrig und ist etwas anlehnungsbedürtig mit ihren dünnen, biegsamen Stämmchen. Innerhalb einer Hecke oder an einer Mauer wächst sie aufrecht, sonst eher flach ausgebreitet. Sie wächst gern in Gruppen und bildet dann im Laufe der Zeit ein nahezu undurchdringliches Gebüsch. Abgesehen von stark kalkhaltigen Böden ist ihr jeder Standort Recht, der Halbschatten unter hohen Bäumen sagt ihr besonders zu. In offenen Lagen können die wintergrünen Blätter bei starken Frösten durch Wind und Sonneneinstrahlung Schaden nehmen, sie gleichen das durch einen kräftigen Neuaustrieb im Frühjahr aber schnell wieder aus, nehmen auch einen kräftigen Rückschnitt nicht übel. Ihre Unempfindlichkeit gegen Industrie- und Autoabgase prädestinierte sie von Anfang an für Problemstandorte. Dort wird ihr Bestand durch Wurzelausläufer schnell dicht und da die ledrigen, stacheligen Blätter Eindringlinge fernhalten, suchen Vögel in dem Dickicht gerne Schutz. Bodennah brütende Arten wie Zaunkönig oder Rotkehlchen bauen ihre Nester hinein.
Das Holz der Mahonie ist zäh und bis in die Wurzel hinein gelb gefärbt. Für die Farbe ist das schwach giftige Alkaloid Berberin verantwortlich, das besonders in Rinde und Wurzeln enthalten ist.
Von April bis Mai öffnet die Mahonie ihre leuchtend gelben Blüten, die dicht an dicht in rispenartig zusammengedrängten Trauben wachsen. Der intensiv süße Duft lockt zahlreiche  Insekten an, die sich an dem reichlich vorhandenen Nektar und Pollen bedienen.
Während des Sommers wachsen die bis zu einem Zentimeter großen, leicht eiförmigen Früchte. Ab Ende August leuchten sie hellblau aus den Sträuchern hervor. Die Farbe täuscht, denn unter der mehligen Bereifung sind die Beeren fast schwarz. Die helle Schutzschicht ist Wasser abweisend, sorgt für eine hervorragende Schwimmfähigkeit, so dass sich die Pflanzen auf dem Wasserweg ausbreiten können. Die Früchte enthalten zwei bis fünf bräunlich glänzende Samen mit guter Keimfähigkeit. Nach der winterlichen Kälteruhe finden sich im Garten immer wieder Sämlinge.
Unreife Früchte sind wegen ihres Alkaloidgehaltes ( hauptsächlich Berberin ) ungenießbar, in ausgereiften sind nur noch unbedenkliche Spuren des Giftes enthalten. Roh verzehrt können auch reife Beeren zu Magenverstimmungen führen, allerdings wird kaum jemand die dafür nötige Menge verspeisen. Der hohe Fruchtsäuregehalt macht die Früchte für den Rohverzehr ungeeignet.
Neben Vitamin-C und Zucker ist der hohe Farbstoffgehalt der Beeren interessant. Der Saft lässt sich zum Färben von Getränken und Speisen verwenden. Wo es farblich passt, ersetzt er den Zitronensaft.
Während Mahonienbeeren in ihrer Heimat durchaus in der Küche Verwendung finden, hat sich das in Europa kaum durchgesetzt, in der Küche darf also experimentiert werden. Zur Ernte sollten die Früchte voll ausgefärbt sein und kräftig sauer schmecken. Die kleinen Trauben können entweder mit der Schere abgeschnitten oder gezupft werden, was trotz der stacheligen Blätter nicht allzu schwierig ist. Beim Verarbeiten färbt der dunkle Saft zwar Hände und Stoff, nicht aber Arbeitsfläche und Plastik. Selbst die meisten Vögel betrachten die Früchte nur als Notreserve, für den Fall, dass gar nichts anderes mehr zu holen ist. In Jahren mit vielen erfolgreichen Amselbruten werden sie von den Jungvögeln gefressen, ansonsten bleiben die Beeren häufig bis in den Spätwinter an den Sträuchern hängen.
Im Herbst verfärbt sich ein Teil des Laubes kräftig ziegel- bis purpurrot, was zusammen mit den Beeren sehr hübsch aussieht und die Zweige als Beigabe zu vorweihnachtlichen Sträußen und Gestecken empfiehlt.
 
Im Winter überrascht auch eine andere Mahonienart, die Japan-Mahonie ( Mahonia japonica und ihre Hybriden). Sie ist etwas weniger frosthart als ihre Schwester, blüht aber an geschütztem Standort mit intensivem Honigduft um die Weihnachtszeit. In milden Wintern finden sich dann tatsächlich Insekten ein, froh eine Nektarquelle gefunden zu haben.
Die Urbevölkerung Nordamerikas nutzte die Mahonie seit jeher auch zu Heilzwecken. So wird die Rinde bei Verdauungsstörungen verabreicht. Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und bestimmte Formen der Akne können mit Wirkstoffen aus der Wurzelrinde behandelt werden. In diesen Teilen der Pflanze ist der Alkaloidgehalt allerdings so hoch, dass von einer Selbstmedikation dringend abzuraten ist.
 
Dieser Text ist im April 2014 in der Berliner Ausgabe des "Gartenfreund" erschienen
====Kulinarisches====
 
Die Verarbeitung der Beeren ist ein bisschen aufwändig, sollte aber nicht vor kulinarischen Experimenten zurückschrecken lassen. Außer der vom Waschen an den Beeren haftenden Feuchtigkeit möglichst kein Wasser zugeben, beim Aufkochen aber immer wieder umrühren bis sich Flüssigkeit absetzt. Der Geruch der der heißen Masse ist etwas eigenartig, verliert sich aber bei der weiteren Verarbeitung. Das pure Gelee hat ein intensives angenehmes Aroma, das sich aber auch mit anderen Früchten mischen lässt.
 
Mahoniengelee
 
*  2 kg  Mahonienbeeren
* 500  g  Gelierzucker 3:1
 
*        die Mahonienbeeren waschen und verlesen, unter Rühren kurz aufkochen und möglichst heiß durch ein Tuch pressen (oder durch ein Passiersieb mit feinem Locheinsatz drehen)
*        1200 ml Saft abmessen und mit dem Gelierzucker mischen
*        nach Packungsangabe weiter verarbeiten, heiß in saubere Gläser füllen und sofort verschließen
 
 
Konfitüre aus Mahonie und Zuckeraprikose
 
*  1 kg  entsteinte zerkleinerte Zuckeraprikosen
* 500 ml  Mahoniensaft
* 500 g  Gelierzucker 2:1 oder 3: 1
 
*          Aprikosenstücke, Saft und Gelierzucker gut vermischen und nach Gebrauchsanweisung einkochen. Heiß in saubere Gläser füllen und sofort verschließen.
*          Alternativ können die Aprikosen auch in dem Saft püriert werden.
 
 
Quarkspeise
 
* 500 g    Magerquark
* 250 ml  Schlagsahne
* 100 ml  Mahoniensaft
* 100- 200 g Zucker (nach Geschmack)
 
*          Quark, Sahne und Zucker zu einer cremigen Masse aufschlagen und Mahoniensaft unterziehen. Lässt sich gut mit Obst wie Birne, Pfirsich oder auch Orange kombinieren.
 
 
Mahonienbeeren-Sirup
 
Zutaten
 
*  1 kg  Mahonienbeeren
*  1 l  Wasser
*  1 kg  Zucker
 
Zubereitung
 
*        die Mahonienbeeren verlesen und waschen, in einem Kochtopf erhitzen bis sie zerfallen, dabei umrühren, damit sie nicht anbrennen, mit einem Kartoffelstampfer zerdrücken, in ein genügend großes Gefäß geben
*        Wasser und Zucker aufkochen, bis der Zucker sich gelöst hat, noch fünf Minuten köcheln lassen, dann über die Beeren gießen
*        das Gefäß abgedeckt drei Tage an einem kühlen Ort (Keller) stehen lassen
*        durch ein Tuch abseihen und gut ausdrücken
*        die Flüssigkeit bis zum Siedepunkt erhitzen, in Flaschen abfüllen und sofort verschließen
*        ungeöffnet ist der Sirup nahezu unbegrenzt haltbar
*        nach Geschmack mit Mineralwasser oder Sekt auffüllen
 
 
 
[[Category:Gehölze]]
[[Category:Rezepte]]
[[Category:Duftpflanzen]]

Aktuelle Version vom 6. August 2023, 17:06 Uhr

Weitere Namen

Gemeine Mahonie, Blüte (28.4.)
Gemeine Mahonie, reifende Früchte (27.6.)
Gemeine Mahonie, reife Früchte (23.7.)
Gemeine Mahonie, Samen

Botanischer Name

»Mahonia« nach dem US-amerikanischen Gärtner Bernard MacMahon (1775-1816), »aquifolium« lat. aquifolius - mit spitzigen stechenden Blättern, Erstbeschreibung 1813 als Berberis aquifolium durch Frederick Traugott Pursh, deutscher Botaniker

Englischer Name

Oregon Grape

Familie

Berberitzegewächse, Berberidaceae

Verbreitung

Nordamerika

Wuchs

ausdauernd, Wurzelausläufer bildender Strauch, der theoretisch um die 2m hoch werden kann, dann aber eine Stütze braucht, die Triebe sind etwas anlehnungsbedürftig, meist sind die Büsche weniger als 1m hoch, legen sich dann auf die umgebende Vegetation, intensiv gelbes Holz (Berberin), Blätter in 3-9-teiligen Fiedern, seitliche Blätter mit unsymmetrisch versetzter Hauptader, Endfieder symmetrisch, Einzelblätter zugespitzt oval, ledrig, am Rand stachelig gezackt leicht wellig, Blüten meist endständig an Kurztrieben

Standort

sonnig bis halbschattig, normaler Boden

Blütezeit

(Februar), März, April, (Mai)

Blüte

rispenartig zusammen gedrängte Traube mit wechselständigen kleinen gelben Blüten, die an Narzissen erinnern, sehr nektarreich, intensiv nach Honig duftend, doppelt dreizählig, 6 Kelchblätter, 3 äußere etwas kleinere 3 innere, 6 aufrecht stehende Kronblätter, die die Narbe umschließen, wie auch bei anderen Berberitzen-Gewächsen lassen sich die Staubgefäße explosionsartig auslösen

Fruchtreife

Juli, August

Frucht

hellblau bereifte fast schwarze ovale Beeren in dichten traubenartigen Fruchtständen, mit mehreren kleinen länglichen glänzenden Samen

Vermehrung

durch Teilung, Selbstaussaat, Wurzelausläufer

Frosthärte

grün überwinternd, bei starker Sonneneinstrahlung verfärbt sich ein Teil der Blätter rot, stirbt eventuell ab

Tierische Besucher

Bestäubung durch Bienen und Hummeln, gelegentlich auch Fliegen, Beeren werden von Amseln gefressen

Pflege

kaum Pflege nötig, Rückschnitt wenn erforderlich, neigt über Wurzelausläufer zum Wuchern

Verwendbare Teile

reife Beeren zur Verarbeitung in der Küche, der sehr saure Saft kann als Ersatz für Zitronensaft verwendet werden oder zum Färben von Speisen und Getränken, Rinde als Extrakt in Salben gegen Schuppenflechte

Inhaltsstoffe

das in unreifen Früchten in giftiger Menge enthaltene Berberin wird während der Reifung abgebaut, Oxyacanthin, Vitamin C, die Wurzel und besonders ihre Rinde enthalten größere Mengen Berberin (ein Alkaloid, das das Holz so intensiv gelb färbt) und sind giftig

Status

anwesend

Literatur

  • Bienenweide und Hummelparadies S.231, Dave Goulson (2021)
  • Der neugierige Gärtner S.94, Jürgen Dahl (1998)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.366, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.308, Deni Bown (1996)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.451, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten S.58, Helmut Pirc (2015)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.480, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Homegrown Revolution S.248, James Wong (2012)
  • In the Garden S.95, Hugh Johnson (2009)
  • Kräuter S.220, Burkhard Bohne (2010)
  • Neophyten S.130, Norbert Griebl (2020)
  • Seltenes Kern- Stein- und Beerenobst S.95, Gerhard Friedrich, Werner Schuricht (1985)
  • Wildes Obst S.77, Hans-Joachim Albrecht (2018)
  • Wildobst S.121, Helmut Pirc (2009)
  • kraut&rüben 9/2007, 8/2022 S.49

Geschichte und Geschichten

Sie führt ein Schattendasein am Rande der Gesellschaft. Als Straßenbegleitgrün wird sie dort angepflanzt, wo sonst nicht mehr viel wachsen will, von den Passanten nur wahrgenommen, wenn sie die bestachelten Blätter an ihren Beinen spüren. Dabei hat es doch einiges zu bieten, das genügsame Sauerdorngewächs aus dem westlichen Nordamerika. In ihrer Heimat wächst die Mahonie im Unterholz lichter Wälder, auf nährstoffreichen, eher feuchten Böden. Ihren Namen erhielt sie zu Ehren des Gärtners M´Mahon, der als einer der ersten ihre Vorzüge erkannte und sie aus dem Wald herausholte. Schnell verbreitete sie sich als Ziergehölz rund um die Welt. Neben der Gemeinen Mahonie ( Mahonia aquifolium ) existieren noch etliche andere Arten, die teils ebenfalls im nördlichen Amerika bis hinunter nach Mexiko beheimatet sind, teils aus Japan und China stammen. Die bekannteste Form ist jedoch die Gemeine Mahonie. Mit 1,5 Metern Höhe bleibt sie eher niedrig und ist etwas anlehnungsbedürtig mit ihren dünnen, biegsamen Stämmchen. Innerhalb einer Hecke oder an einer Mauer wächst sie aufrecht, sonst eher flach ausgebreitet. Sie wächst gern in Gruppen und bildet dann im Laufe der Zeit ein nahezu undurchdringliches Gebüsch. Abgesehen von stark kalkhaltigen Böden ist ihr jeder Standort Recht, der Halbschatten unter hohen Bäumen sagt ihr besonders zu. In offenen Lagen können die wintergrünen Blätter bei starken Frösten durch Wind und Sonneneinstrahlung Schaden nehmen, sie gleichen das durch einen kräftigen Neuaustrieb im Frühjahr aber schnell wieder aus, nehmen auch einen kräftigen Rückschnitt nicht übel. Ihre Unempfindlichkeit gegen Industrie- und Autoabgase prädestinierte sie von Anfang an für Problemstandorte. Dort wird ihr Bestand durch Wurzelausläufer schnell dicht und da die ledrigen, stacheligen Blätter Eindringlinge fernhalten, suchen Vögel in dem Dickicht gerne Schutz. Bodennah brütende Arten wie Zaunkönig oder Rotkehlchen bauen ihre Nester hinein. Das Holz der Mahonie ist zäh und bis in die Wurzel hinein gelb gefärbt. Für die Farbe ist das schwach giftige Alkaloid Berberin verantwortlich, das besonders in Rinde und Wurzeln enthalten ist. Von April bis Mai öffnet die Mahonie ihre leuchtend gelben Blüten, die dicht an dicht in rispenartig zusammengedrängten Trauben wachsen. Der intensiv süße Duft lockt zahlreiche Insekten an, die sich an dem reichlich vorhandenen Nektar und Pollen bedienen. Während des Sommers wachsen die bis zu einem Zentimeter großen, leicht eiförmigen Früchte. Ab Ende August leuchten sie hellblau aus den Sträuchern hervor. Die Farbe täuscht, denn unter der mehligen Bereifung sind die Beeren fast schwarz. Die helle Schutzschicht ist Wasser abweisend, sorgt für eine hervorragende Schwimmfähigkeit, so dass sich die Pflanzen auf dem Wasserweg ausbreiten können. Die Früchte enthalten zwei bis fünf bräunlich glänzende Samen mit guter Keimfähigkeit. Nach der winterlichen Kälteruhe finden sich im Garten immer wieder Sämlinge. Unreife Früchte sind wegen ihres Alkaloidgehaltes ( hauptsächlich Berberin ) ungenießbar, in ausgereiften sind nur noch unbedenkliche Spuren des Giftes enthalten. Roh verzehrt können auch reife Beeren zu Magenverstimmungen führen, allerdings wird kaum jemand die dafür nötige Menge verspeisen. Der hohe Fruchtsäuregehalt macht die Früchte für den Rohverzehr ungeeignet. Neben Vitamin-C und Zucker ist der hohe Farbstoffgehalt der Beeren interessant. Der Saft lässt sich zum Färben von Getränken und Speisen verwenden. Wo es farblich passt, ersetzt er den Zitronensaft. Während Mahonienbeeren in ihrer Heimat durchaus in der Küche Verwendung finden, hat sich das in Europa kaum durchgesetzt, in der Küche darf also experimentiert werden. Zur Ernte sollten die Früchte voll ausgefärbt sein und kräftig sauer schmecken. Die kleinen Trauben können entweder mit der Schere abgeschnitten oder gezupft werden, was trotz der stacheligen Blätter nicht allzu schwierig ist. Beim Verarbeiten färbt der dunkle Saft zwar Hände und Stoff, nicht aber Arbeitsfläche und Plastik. Selbst die meisten Vögel betrachten die Früchte nur als Notreserve, für den Fall, dass gar nichts anderes mehr zu holen ist. In Jahren mit vielen erfolgreichen Amselbruten werden sie von den Jungvögeln gefressen, ansonsten bleiben die Beeren häufig bis in den Spätwinter an den Sträuchern hängen. Im Herbst verfärbt sich ein Teil des Laubes kräftig ziegel- bis purpurrot, was zusammen mit den Beeren sehr hübsch aussieht und die Zweige als Beigabe zu vorweihnachtlichen Sträußen und Gestecken empfiehlt.

Im Winter überrascht auch eine andere Mahonienart, die Japan-Mahonie ( Mahonia japonica und ihre Hybriden). Sie ist etwas weniger frosthart als ihre Schwester, blüht aber an geschütztem Standort mit intensivem Honigduft um die Weihnachtszeit. In milden Wintern finden sich dann tatsächlich Insekten ein, froh eine Nektarquelle gefunden zu haben. Die Urbevölkerung Nordamerikas nutzte die Mahonie seit jeher auch zu Heilzwecken. So wird die Rinde bei Verdauungsstörungen verabreicht. Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und bestimmte Formen der Akne können mit Wirkstoffen aus der Wurzelrinde behandelt werden. In diesen Teilen der Pflanze ist der Alkaloidgehalt allerdings so hoch, dass von einer Selbstmedikation dringend abzuraten ist.

Dieser Text ist im April 2014 in der Berliner Ausgabe des "Gartenfreund" erschienen

Kulinarisches

Die Verarbeitung der Beeren ist ein bisschen aufwändig, sollte aber nicht vor kulinarischen Experimenten zurückschrecken lassen. Außer der vom Waschen an den Beeren haftenden Feuchtigkeit möglichst kein Wasser zugeben, beim Aufkochen aber immer wieder umrühren bis sich Flüssigkeit absetzt. Der Geruch der der heißen Masse ist etwas eigenartig, verliert sich aber bei der weiteren Verarbeitung. Das pure Gelee hat ein intensives angenehmes Aroma, das sich aber auch mit anderen Früchten mischen lässt.

Mahoniengelee

  • 2 kg Mahonienbeeren
  • 500 g Gelierzucker 3:1
  • die Mahonienbeeren waschen und verlesen, unter Rühren kurz aufkochen und möglichst heiß durch ein Tuch pressen (oder durch ein Passiersieb mit feinem Locheinsatz drehen)
  • 1200 ml Saft abmessen und mit dem Gelierzucker mischen
  • nach Packungsangabe weiter verarbeiten, heiß in saubere Gläser füllen und sofort verschließen


Konfitüre aus Mahonie und Zuckeraprikose

  • 1 kg entsteinte zerkleinerte Zuckeraprikosen
  • 500 ml Mahoniensaft
  • 500 g Gelierzucker 2:1 oder 3: 1
  • Aprikosenstücke, Saft und Gelierzucker gut vermischen und nach Gebrauchsanweisung einkochen. Heiß in saubere Gläser füllen und sofort verschließen.
  • Alternativ können die Aprikosen auch in dem Saft püriert werden.


Quarkspeise

  • 500 g Magerquark
  • 250 ml Schlagsahne
  • 100 ml Mahoniensaft
  • 100- 200 g Zucker (nach Geschmack)
  • Quark, Sahne und Zucker zu einer cremigen Masse aufschlagen und Mahoniensaft unterziehen. Lässt sich gut mit Obst wie Birne, Pfirsich oder auch Orange kombinieren.


Mahonienbeeren-Sirup

Zutaten

  • 1 kg Mahonienbeeren
  • 1 l Wasser
  • 1 kg Zucker

Zubereitung

  • die Mahonienbeeren verlesen und waschen, in einem Kochtopf erhitzen bis sie zerfallen, dabei umrühren, damit sie nicht anbrennen, mit einem Kartoffelstampfer zerdrücken, in ein genügend großes Gefäß geben
  • Wasser und Zucker aufkochen, bis der Zucker sich gelöst hat, noch fünf Minuten köcheln lassen, dann über die Beeren gießen
  • das Gefäß abgedeckt drei Tage an einem kühlen Ort (Keller) stehen lassen
  • durch ein Tuch abseihen und gut ausdrücken
  • die Flüssigkeit bis zum Siedepunkt erhitzen, in Flaschen abfüllen und sofort verschließen
  • ungeöffnet ist der Sirup nahezu unbegrenzt haltbar
  • nach Geschmack mit Mineralwasser oder Sekt auffüllen