Baldrian (Valeriana officinalis): Unterschied zwischen den Versionen
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* Sechzig einheimische Wildpflanzen... S. 106, Detlev Arens (1991) | * Sechzig einheimische Wildpflanzen... S. 106, Detlev Arens (1991) | ||
* Spaziergänge in meinem Garten S.167, Anne-Marie Koenig (1998) | |||
* Symbolik der Pflanzen S.31, Marianne Beuchert (1996) | * Symbolik der Pflanzen S.31, Marianne Beuchert (1996) | ||
* The curious Gardener's Almanac S.111, Niall Edworthy (2006) | * The curious Gardener's Almanac S.111, Niall Edworthy (2006) |
Aktuelle Version vom 28. Januar 2024, 07:05 Uhr
Weitere Namen
Augenwurz, Dreifuß, Wundwurz, Katzenwurz, Rattenwurz, Mondwurz, Elfenwurz, Bullerjan, Marienwurzel
Botanischer Name
(1) »valeriana« von valere - gesund sein, (2) nach der pannonischen Provinz Valeria, wo viel Baldrian wuchs, (3) »radix valeriana« - schwedische Wurzel, »officinalis« in Apotheken erhältliche wirksame Droge, nach dem an die Apotheke angegliederten Raum (Officinarum) in dem die Medikamente hergestellt wurden, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher
Englischer Name
Valerian
Familie
Baldriangewächse, Valerianaceae
Verbreitung
Europa, Asien
Wuchs
ausdauernd, horstig, Austrieb rötlich, Blätter unpaarig gefiedert, Blütenstand bis 1,5m hoch
Standort
sonnig bis halbschattig, nahrhafter eher feuchter Boden
Blütezeit
Juni, Juli
Blüte
ungerade Anzahl von Trugdolden mit kleinen weißen, zum Teil rosa überlaufenen Blüten, intensiv süß duftend
Fruchtreife
August, September
Frucht
kleine Achäne mit Pappus, der wie aus kleinen Federn zusammen gesetzt aussieht, bei Trockenheit ausgebreitet und flugfähig, Achäne schwimmfähig
Vermehrung
durch Teilung älterer Pflanzen, Selbstaussaat
Frosthärte
oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart
Tierische Besucher
der intensive Duft der Blüten lockt Insekten jeder Art an, besonders kleine Bienen- und Wespenarten, Futterpflanze für Silberscheckenfalter, Kirschblatthähnchen, im Frühjahr kann eine Absperrung notwendig werden, wenn Katzen die austreibende Pflanze erbarmungslos platt walzen...
Pflege
Rückschnitt nach der Blüte oder im Frühjahr
Verwendbare Teile
Wurzel, frisch oder getrocknet, als Tee bei nervöser Unruhe (in schwacher Dosierung, sonst kann die Wirkung ins Gegenteil umschlagen), Schlaflosigkeit, wirkt krampflösend und schmerzstillend, stärkt die Augen, Baldrian und Kamille zu gleichen Teilen als Tee hilft bei Reizmagen, junge Triebe als Salat
Inhaltsstoffe
ätherische Öle (Bornyacetat, Sesquiterpene), Gerbstoffe, Glycoside, Alkaloide, Valepotriate, Isovaleriansäure, Actinidin
Status
anwesend, Jungpflanzen vorhanden
Literatur
- Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen... S.30, Ulrich Völkel (2010)
- Das neue BLV Buch der Kräuter S.124, Richard Mabey (Hrsg.) (1989)
- Die Kräuter in meinem Garten S.58, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.367, Deni Bown (1996)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.465, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Essbare Landschaften S.12, Olaf Schnelle, Ralf Hiener (2003)
- Geheimnisse der Pflanzenwelt S.107, Gerd K.Müller, Christa Müller (2003)
- Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.55, heinz Görz (1997)
- Hagebutte & Co S. 338, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
- Heilkraft aus dem Garten S.112, Wolfgang Hensel (1998)
- Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.208, Adelbert von Chamisso (1827)
- Jahreskalender für den Heilpflanzenliebhaber S.126, Ernst-Albert Meyer (1989)
- Kölbls Kräuterfibel S.56, Konrad Kölbl (1993)
- Kräuter S.195, Burkhard Bohne (2010)
- Kräuter, Gefährten am Wegesrand S.147, Ursula Stumpf (2018)
- Kräutermärchen S.15, Folke Tegetthoff (1998)
- Nachrichten aus dem Garten S.97, Jürgen Dahl (1987)
- Naturmedizin Heilkräuter S.110, Penelope Ody (2000)
- New Kreüterbuch Cap.CCCXXX, Leonhart Fuchs (1543)
- Sechzig einheimische Wildpflanzen... S. 106, Detlev Arens (1991)
- Spaziergänge in meinem Garten S.167, Anne-Marie Koenig (1998)
- Symbolik der Pflanzen S.31, Marianne Beuchert (1996)
- The curious Gardener's Almanac S.111, Niall Edworthy (2006)
- Wildpflanzen für jeden Garten S.105, Reinhard Witt (1994)
- Zauberpflanzen Hexenkräuter S.97 ff, Gertrud Scherf (2002)
Geschichte und Geschichten
Baldrian ist ja fast ein Synonym für Schlafmittel, seine Wurzel wird schon seit langer Zeit als Beruhigungsmittel verwendet. Die Pflanze gehört zu den in Deutschland weniger gefährdeten, ist an Bachufern und in feuchten Wiesen anzutreffen, wo sie teils dichte Bestände bildet. Der Austrieb im Frühjahr ist gut an seiner dunklen, rötlichen Färbung zu erkennen, sobald er etwas an Höhe gewinnt, sind die Blätter grün. Im Garten ist die Zeit des Austriebs etwas problematisch, denn kaum zeigen sich die ersten Spitzen, kommen alle Katzen der Nachbarschaft vorbei, um sich an diesem offenbar unwiderstehlichen Duft zu berauschen. Nach zwei, drei Nächten ist dann von der Pflanze nicht mehr viel zu sehen, sie ist komplett platt gewalzt. Hilfreich können hier kleine Stöckchen sein, die dicht an dicht rund um den Baldrian in den Boden gesteckt werden. Wenn der Austrieb eine gewisse Höhe erreicht hat, legt sich das Interesse der Tiere. Im Frühsommer ragen die bis anderthalb Meter hohen Blütenstände aus dem Wiesengrün, gekrönt von dichten Büscheln kleiner weißer Blüten, die im Verlauf der Blüte einen rosa Hauch bekommen und ihren intensiv süßen Duft weit in die Umgebung verströmen. Viele Insekten versammeln sich hier, um von dem frei zugänglichen Nektar zu profitieren. Nach der mehrere Wochen andauernden Blüte bilden sich kleine Achänen mit einem zarten fedrigen Schirmchen, wenn sie abgetrocknet sind, nimmt der Wind sie mit auf die Reise. Da die Samen sehr leicht sind, verteilen sie sich im weiteren Umfeld der Mutterpflanze.
Zu Zeiten des Adelbert von Chamisso gehörte die Baldrianwurzel zu den wichtigsten Arzneien. »Sie hat einen durchdringenden Bocksgeruch und einen salzig-bitteren Geschmack. Sie ist bitter, gewürzig, stärkend, krampfstillend und wurmwidrig.« Weiter schreibt er, dass Pflanzen, die auf trockenem steinigem Grund wachsen, eine deutlich stärkere Wirkung aufweisen als solche, die an nährstoffreichen, feuchten Stellen zu finden sind.