Mariendistel (Silybum marianum): Unterschied zwischen den Versionen
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Jungfrauendistel, Christi Krone, Fieberdistel, Magendistel, Viehdistel, Milchdistel | |||
====Botanischer Name==== | ====Botanischer Name==== | ||
»Silybum« von lat. silybon - Quaste, eine Bezeichnug, die Dioskurides für distelähnliche Pflanzen verwendete, »marianum« schon im Mittelalter benannt nach Maria, der stillenden Muttergottes, wegen der weißen Aderung der Blätter, Erstbeschreibung durch Joseph Gaertner (1732-1791) deutscher Botaniker | |||
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Milk Thistle | Milk Thistle | ||
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Mittelmeerraum | Mittelmeerraum | ||
==== Wuchs==== | ==== Wuchs==== | ||
in unseren Breitengraden einjährig, Keimung im zeitigen Frühjahr, auf nährstoffreichem Boden mit sehr kräftiger Rosette, Blätter leicht gewellt, unregelmäßig gelappt, seitlich und an der Spitze in spitze Dornen auslaufend, dunkelgrün mit weißer Zeichnung, Blütenstand bis 2m hoch, Stängel umfassende Blätter mit kräftig ausgeprägten, nach allen Seiten abstehenden Dornen, im Herbst gekeimte Pflanzen sterben meist bei den ersten Frösten ab, in milden Jahren ist gelegentlich bis in den Oktober hinein eine Blüte möglich | |||
====Standort==== | ====Standort==== | ||
sonnig, nahrhafter Boden | sonnig, nahrhafter Boden | ||
====Blütezeit==== | ====Blütezeit==== | ||
Juni, Juli, August | Juni, Juli, August, (Oktober), (November) | ||
====Blüte==== | ====Blüte==== | ||
im oberen Bereich verzweigter Blütenstand, endständige Hauptblüte größer als die an den Seitentrieben folgenden, fast kugelige Knospe, Hüllblätter in spitzen harten Dornen auslaufend, recht großes Körbchen mit violetten Röhrenblüten, keine Zungenblüten | |||
Hüllblätter in spitzen harten Dornen auslaufend, Körbchen mit violetten Röhrenblüten, keine Zungenblüten | |||
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August, September | August, September | ||
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ovaler abgeplatteter Same mit Pappus, aber kaum flugfähig, da zu schwer | |||
ovaler abgeplatteter Same mit Pappus, aber kaum flugfähig da zu schwer | |||
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durch Aussaat im Frühjahr, Selbstaussaat | durch Aussaat im Frühjahr, häufig Selbstaussaat | ||
====Frosthärte==== | ====Frosthärte==== | ||
Herbstrosetten in milden Wintern grün überwinternd, meist aber absterbend, Samen frosthart | Herbstrosetten in milden Wintern grün überwinternd, meist aber absterbend, Samen frosthart | ||
====Tierische Besucher==== | |||
die nektarreichen Blüten werden von Schmetterlingen, Hummeln und Bienen bestäubt | |||
====Pflege==== | ====Pflege==== | ||
eventuell Blütenstand hochbinden | eventuell Blütenstand hochbinden | ||
====Verwendbare Teile==== | ====Verwendbare Teile==== | ||
Samen, als Tee Leber wirksam, aus den Samen wird ein wirksames Mittel gegen | Samen, als Tee Leber wirksam, aus den Samen wird ein wirksames Mittel gegen Knollenblätterpilzvergiftung gewonnen, junge Triebe und Blätter wurden als Gemüse verwendet | ||
====Inhaltsstoffe==== | ====Inhaltsstoffe==== | ||
Silymarin, Silydiarin, Silycristin, Flavonoide, Histamin, ätherische Öle | Silymarin, Silydiarin, Silycristin, Flavonoide, Histamin, ätherische Öle, Phytosterole | ||
====Status==== | |||
anwesend, Saatgut und im Sommer Jungpflanzen vorhanden | |||
====Literatur==== | ====Literatur==== | ||
* Blattrosetten S.87, Raimund Fischer (1997) | * Blattrosetten S.87, Raimund Fischer (1997) | ||
* Die Kräuter in meinem Garten S.375, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008) | * Die Kräuter in meinem Garten S.375, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008) | ||
* Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.353, Deni Bown (1996) | |||
* Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.574, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013) | |||
* Giftpflanzen Pflanzengifte S.656, Roth, Daunderer, Kormann (1994) | |||
* Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.230, Adelbert von Chamisso (1827) | |||
* Jahreskalender für den Heilpflanzenliebhaber S.86, Ernst-Albert Meyer (1989) | |||
* Kölbls Kräuterfibel S.214, Konrad Kölbl (1993) | |||
* Kräuter S.184, Burkhard Bohne (2010) | * Kräuter S.184, Burkhard Bohne (2010) | ||
* | * Neophyten S.116, Norbert Griebl (2020) | ||
* New Kreüterbuch Cap.XVI, Leonhart Fuchs (1543) | |||
* Pflanzen des Mittelmeeres S.317, Andreas Bärtels ((1997) | |||
* Taschenlexikon der Mittelmeerflora S.321, Ruprecht und Irene Düll (2007) | |||
* Thoughtful Gardening S.109, Robin Lane Fox (2010) | |||
* kraut&rüben 7/2007 S.41 | |||
====Geschichte und Geschichten==== | ====Geschichte und Geschichten==== | ||
Mariendistelsamen sind relativ groß, dem entsprechen die Keimblätter im Frühjahr, die leicht zu identifizieren sind. Das zweite Blattpaar zeigt bereits die typische weiße Zeichnung. Da die Mariendistel aus dem Mittelmeerraum kommt und nur sehr eingeschränkt frosthart ist, wächst sie bei uns normalerweise einjährig. Sie muss sich also beeilen, ihren Wachstumszyklus bis zum Herbst abzuschließen. Zunächst bildet sie eine Rosette aus großen gemusterten Blättern, deren gewellte Ränder zu beeindruckenden Stacheln umgebildet sind. Aus dieser Rosette schiebt sich schon im Juni der Blütenschaft in die Höhe, kann an günstigen Stellen anderthalb Meter erreichen. Die Knospen sind genauso wehrhaft wie die Blätter, schützen die Blüte in ihrem Innern. Die besteht aus vielen kleinen rosa Röhren, Zungenblüten werden nicht ausgebildet. Schmetterlinge lieben diese nektarreiche Futterstelle, aber auch Bienen und Hummeln sind häufige Gäste. Wenn der Boden nicht zu mager ist, wachsen mehrere Blüten an einem Stängel, die obere ist deutlich größer als die anderen. Die stechenden Hüllblätter bleiben auch nach der Blüte bestehen und im Inneren des großen Körbchens reifen die Samen. Von außen sind nur Die Schirmchen zu sehen, die auf den Samen aufsitzen, aber bald vom Wind weg geweht werden. Die Samen selbst sind zu schwer zum Fliegen, sie fallen aus dem Blütenboden wenn der Wind heftig genug weht oder wenn Vögel nach den Samen stochern. Meist landen sie in der Nähe der Mutterpflanze. Die Anpassung an unser Klima geht leider nicht weit genug, etliche der Samen keimen schon im Herbst und wachsen in milden Jahren zu schöneren Rosetten heran als sie es im Frühjahr zuwege bringen würden. Das sehe ich jedes Mal mit großem Bedauern, denn unweigerlich kommt die Nacht, die frostig genug ist um die ganze Herrlichkeit in einen matschigen Haufen zu verwandeln. Nur an einem sehr geschützten Standort kombiniert mit einem ungewöhnlich milden Winter gelingt es einigen Pflanzen, noch im Oktober oder November zu blühen oder die dunkle Jahreszeit als Rosette zu überstehen. In südlichen Gegenden ist die Kälte eher selten ein Problem, dort hat die Pflanze mit allgemeiner Trockenheit zu kämpfen. Ihre starke Bedornung kann ihr hier hilfreich sein. Jede Spitze bildet einen Kondensationspunkt, an dem der morgendliche Tau aufgefangen und in den Wurzelbereich geleitet werden kann. | |||
Die Samen der Mariendistel enthalten leberwirksame Stoffe und werden bei Lebererkrankungen begleitend als Tee oder in Medikamenten eingesetzt. | |||
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Aktuelle Version vom 20. März 2024, 06:52 Uhr
Weitere Namen
Jungfrauendistel, Christi Krone, Fieberdistel, Magendistel, Viehdistel, Milchdistel
Botanischer Name
»Silybum« von lat. silybon - Quaste, eine Bezeichnug, die Dioskurides für distelähnliche Pflanzen verwendete, »marianum« schon im Mittelalter benannt nach Maria, der stillenden Muttergottes, wegen der weißen Aderung der Blätter, Erstbeschreibung durch Joseph Gaertner (1732-1791) deutscher Botaniker
Englischer Name
Milk Thistle
Familie
Korbblütler, Asteraceae
Verbreitung
Mittelmeerraum
Wuchs
in unseren Breitengraden einjährig, Keimung im zeitigen Frühjahr, auf nährstoffreichem Boden mit sehr kräftiger Rosette, Blätter leicht gewellt, unregelmäßig gelappt, seitlich und an der Spitze in spitze Dornen auslaufend, dunkelgrün mit weißer Zeichnung, Blütenstand bis 2m hoch, Stängel umfassende Blätter mit kräftig ausgeprägten, nach allen Seiten abstehenden Dornen, im Herbst gekeimte Pflanzen sterben meist bei den ersten Frösten ab, in milden Jahren ist gelegentlich bis in den Oktober hinein eine Blüte möglich
Standort
sonnig, nahrhafter Boden
Blütezeit
Juni, Juli, August, (Oktober), (November)
Blüte
im oberen Bereich verzweigter Blütenstand, endständige Hauptblüte größer als die an den Seitentrieben folgenden, fast kugelige Knospe, Hüllblätter in spitzen harten Dornen auslaufend, recht großes Körbchen mit violetten Röhrenblüten, keine Zungenblüten
Fruchtreife
August, September
Frucht
ovaler abgeplatteter Same mit Pappus, aber kaum flugfähig, da zu schwer
Vermehrung
durch Aussaat im Frühjahr, häufig Selbstaussaat
Frosthärte
Herbstrosetten in milden Wintern grün überwinternd, meist aber absterbend, Samen frosthart
Tierische Besucher
die nektarreichen Blüten werden von Schmetterlingen, Hummeln und Bienen bestäubt
Pflege
eventuell Blütenstand hochbinden
Verwendbare Teile
Samen, als Tee Leber wirksam, aus den Samen wird ein wirksames Mittel gegen Knollenblätterpilzvergiftung gewonnen, junge Triebe und Blätter wurden als Gemüse verwendet
Inhaltsstoffe
Silymarin, Silydiarin, Silycristin, Flavonoide, Histamin, ätherische Öle, Phytosterole
Status
anwesend, Saatgut und im Sommer Jungpflanzen vorhanden
Literatur
- Blattrosetten S.87, Raimund Fischer (1997)
- Die Kräuter in meinem Garten S.375, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.353, Deni Bown (1996)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.574, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013)
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.656, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.230, Adelbert von Chamisso (1827)
- Jahreskalender für den Heilpflanzenliebhaber S.86, Ernst-Albert Meyer (1989)
- Kölbls Kräuterfibel S.214, Konrad Kölbl (1993)
- Kräuter S.184, Burkhard Bohne (2010)
- Neophyten S.116, Norbert Griebl (2020)
- New Kreüterbuch Cap.XVI, Leonhart Fuchs (1543)
- Pflanzen des Mittelmeeres S.317, Andreas Bärtels ((1997)
- Taschenlexikon der Mittelmeerflora S.321, Ruprecht und Irene Düll (2007)
- Thoughtful Gardening S.109, Robin Lane Fox (2010)
- kraut&rüben 7/2007 S.41
Geschichte und Geschichten
Mariendistelsamen sind relativ groß, dem entsprechen die Keimblätter im Frühjahr, die leicht zu identifizieren sind. Das zweite Blattpaar zeigt bereits die typische weiße Zeichnung. Da die Mariendistel aus dem Mittelmeerraum kommt und nur sehr eingeschränkt frosthart ist, wächst sie bei uns normalerweise einjährig. Sie muss sich also beeilen, ihren Wachstumszyklus bis zum Herbst abzuschließen. Zunächst bildet sie eine Rosette aus großen gemusterten Blättern, deren gewellte Ränder zu beeindruckenden Stacheln umgebildet sind. Aus dieser Rosette schiebt sich schon im Juni der Blütenschaft in die Höhe, kann an günstigen Stellen anderthalb Meter erreichen. Die Knospen sind genauso wehrhaft wie die Blätter, schützen die Blüte in ihrem Innern. Die besteht aus vielen kleinen rosa Röhren, Zungenblüten werden nicht ausgebildet. Schmetterlinge lieben diese nektarreiche Futterstelle, aber auch Bienen und Hummeln sind häufige Gäste. Wenn der Boden nicht zu mager ist, wachsen mehrere Blüten an einem Stängel, die obere ist deutlich größer als die anderen. Die stechenden Hüllblätter bleiben auch nach der Blüte bestehen und im Inneren des großen Körbchens reifen die Samen. Von außen sind nur Die Schirmchen zu sehen, die auf den Samen aufsitzen, aber bald vom Wind weg geweht werden. Die Samen selbst sind zu schwer zum Fliegen, sie fallen aus dem Blütenboden wenn der Wind heftig genug weht oder wenn Vögel nach den Samen stochern. Meist landen sie in der Nähe der Mutterpflanze. Die Anpassung an unser Klima geht leider nicht weit genug, etliche der Samen keimen schon im Herbst und wachsen in milden Jahren zu schöneren Rosetten heran als sie es im Frühjahr zuwege bringen würden. Das sehe ich jedes Mal mit großem Bedauern, denn unweigerlich kommt die Nacht, die frostig genug ist um die ganze Herrlichkeit in einen matschigen Haufen zu verwandeln. Nur an einem sehr geschützten Standort kombiniert mit einem ungewöhnlich milden Winter gelingt es einigen Pflanzen, noch im Oktober oder November zu blühen oder die dunkle Jahreszeit als Rosette zu überstehen. In südlichen Gegenden ist die Kälte eher selten ein Problem, dort hat die Pflanze mit allgemeiner Trockenheit zu kämpfen. Ihre starke Bedornung kann ihr hier hilfreich sein. Jede Spitze bildet einen Kondensationspunkt, an dem der morgendliche Tau aufgefangen und in den Wurzelbereich geleitet werden kann.
Die Samen der Mariendistel enthalten leberwirksame Stoffe und werden bei Lebererkrankungen begleitend als Tee oder in Medikamenten eingesetzt.