Andorn (Marrubium vulgare): Unterschied zwischen den Versionen
(10 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
==== Weitere Namen ==== | ==== Weitere Namen ==== | ||
[[Datei:Andorn1.jpg|miniatur|450px|Andorn, Austrieb (17.7.)]] | [[Datei:Andorn1.jpg|miniatur|450px|Andorn, Austrieb (17.7.)]] | ||
Berghopfen, Dorant | [[Datei:Andorn2.jpg|miniatur|450px|Andorn, Blüte (17.7.)]] | ||
[[Datei:Andorn3.jpg|miniatur|450px|Andorn, Samenstand (24.12.)]] | |||
Berghopfen, Dorant, Taurant, Gottvergess, Berghopfen | |||
====Botanischer Name==== | ====Botanischer Name==== | ||
»Marrubium« von hebr. mar - bitter und rob - viel , lat. marrubius - Berghopfen, »vulgare« lat. gewöhnlich, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von | »Marrubium« von hebr. mar - bitter und rob - viel , lat. marrubius - Berghopfen, »vulgare« lat. gewöhnlich, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778), schwedischer Naturforscher | ||
==== Englischer Name ==== | ==== Englischer Name ==== | ||
White Hoarhound | White Hoarhound | ||
Zeile 11: | Zeile 13: | ||
Europa, Asien, Nordamerika | Europa, Asien, Nordamerika | ||
==== Wuchs==== | ==== Wuchs==== | ||
ausdauernd, vierkantiger Stängel, 20-60cm hoch, Blätter kreuzgegenständig, ganze Pflanze dicht weiß behaart, längere Stängel werden leicht instabil, ganze Pflanze herb duftend | ausdauernd, vierkantiger Stängel, 20-60cm hoch, Blätter kreuzgegenständig, rundlich, stark gerunzelt, ganze Pflanze dicht weiß behaart, längere Stängel werden leicht instabil, ganze Pflanze herb duftend | ||
====Standort==== | ====Standort==== | ||
Naturstandorte sind Wegränder und offenes Ödland, in Deutschland vom Aussterben bedroht, im Garten sonniger | Naturstandorte sind Wegränder und offenes Ödland, in Deutschland vom Aussterben bedroht, im Garten sonniger Standort mit eher magerem durchlässigem Boden | ||
====Blütezeit==== | ====Blütezeit==== | ||
Juli, August, September | Juli, August, September | ||
====Blüte==== | ====Blüte==== | ||
aus den Blattachseln wachsende Scheinquirle mit kleinen weißen Lippenblüten, Oberlippe geteilt, was wie zwei Hörner aussieht | |||
====Fruchtreife==== | ====Fruchtreife==== | ||
August, September, Oktober | August, September, Oktober | ||
Zeile 25: | Zeile 27: | ||
durch Aussaat | durch Aussaat | ||
====Frosthärte==== | ====Frosthärte==== | ||
da die Pflanze ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt, ist sie nicht ganz zuverlässig frosthart, braucht bei längerem Kahlfrost Winterschutz, bleibt | da die Pflanze ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt, ist sie nicht ganz zuverlässig frosthart, braucht bei längerem Kahlfrost Winterschutz, in milden Wintern bleibt sie grün | ||
====Tierische Besucher==== | ====Tierische Besucher==== | ||
Bestäubung durch Hummeln und Bienen | Bestäubung durch Hummeln und Bienen | ||
====Pflege==== | ====Pflege==== | ||
Rückschnitt im Frühjahr, eventuell hochbinden | Rückschnitt im Frühjahr, eventuell Blütenstände hochbinden | ||
====Verwendbare Teile==== | ====Verwendbare Teile==== | ||
Tee aus blühendem Kraut wirkt magenstärkend, appetitanregend, Husten stillend, entzündungshemmend | Tee aus blühendem Kraut wirkt magenstärkend, appetitanregend, Husten stillend, entzündungshemmend, äußerlich als Auflage bei Geschwüren und Wunden, junge Blätter und Triebspitzen mit Blütenknospen als bitter-scharfes Gewürz oder zum Aromatisieren von alkoholischen Getränken | ||
====Inhaltsstoffe==== | ====Inhaltsstoffe==== | ||
Diterpene, Flavonoide, Marrubiin, Cholin, Phenylpropanderivate, Lamiaceen-Gerbstoffe | Diterpene, Flavonoide, Marrubiin, Cholin, Phenylpropanderivate, Lamiaceen-Gerbstoffe, Zimtsäurederivate | ||
====Status==== | ====Status==== | ||
zur Zeit abwesend | |||
====Literatur==== | ====Literatur==== | ||
* Die Kräuter in meinem Garten S.42, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (1999) | * Die Kräuter in meinem Garten S.42, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (1999) | ||
* Enzyklopädie Essbare Pflanzen S.551, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013) | |||
* Giftpflanzen Pflanzengifte S.487, Roth, Daunderer, Kormann (1994) | * Giftpflanzen Pflanzengifte S.487, Roth, Daunderer, Kormann (1994) | ||
* Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.215, Adelbert von Chamisso (1827) | |||
* Kräuter S.142, Burkhard Bohne (2010) | |||
* Wo der Pfeffer wächst S.17, Hansjörg Küster (1987) | * Wo der Pfeffer wächst S.17, Hansjörg Küster (1987) | ||
Aktuelle Version vom 17. April 2024, 14:22 Uhr
Weitere Namen
Berghopfen, Dorant, Taurant, Gottvergess, Berghopfen
Botanischer Name
»Marrubium« von hebr. mar - bitter und rob - viel , lat. marrubius - Berghopfen, »vulgare« lat. gewöhnlich, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778), schwedischer Naturforscher
Englischer Name
White Hoarhound
Familie
Lippenblütler, Lamiaceae
Verbreitung
Europa, Asien, Nordamerika
Wuchs
ausdauernd, vierkantiger Stängel, 20-60cm hoch, Blätter kreuzgegenständig, rundlich, stark gerunzelt, ganze Pflanze dicht weiß behaart, längere Stängel werden leicht instabil, ganze Pflanze herb duftend
Standort
Naturstandorte sind Wegränder und offenes Ödland, in Deutschland vom Aussterben bedroht, im Garten sonniger Standort mit eher magerem durchlässigem Boden
Blütezeit
Juli, August, September
Blüte
aus den Blattachseln wachsende Scheinquirle mit kleinen weißen Lippenblüten, Oberlippe geteilt, was wie zwei Hörner aussieht
Fruchtreife
August, September, Oktober
Frucht
Blütenkelche versteifen während der Samenreife, kleine dunkle Samen
Vermehrung
durch Aussaat
Frosthärte
da die Pflanze ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt, ist sie nicht ganz zuverlässig frosthart, braucht bei längerem Kahlfrost Winterschutz, in milden Wintern bleibt sie grün
Tierische Besucher
Bestäubung durch Hummeln und Bienen
Pflege
Rückschnitt im Frühjahr, eventuell Blütenstände hochbinden
Verwendbare Teile
Tee aus blühendem Kraut wirkt magenstärkend, appetitanregend, Husten stillend, entzündungshemmend, äußerlich als Auflage bei Geschwüren und Wunden, junge Blätter und Triebspitzen mit Blütenknospen als bitter-scharfes Gewürz oder zum Aromatisieren von alkoholischen Getränken
Inhaltsstoffe
Diterpene, Flavonoide, Marrubiin, Cholin, Phenylpropanderivate, Lamiaceen-Gerbstoffe, Zimtsäurederivate
Status
zur Zeit abwesend
Literatur
- Die Kräuter in meinem Garten S.42, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (1999)
- Enzyklopädie Essbare Pflanzen S.551, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013)
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.487, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.215, Adelbert von Chamisso (1827)
- Kräuter S.142, Burkhard Bohne (2010)
- Wo der Pfeffer wächst S.17, Hansjörg Küster (1987)
Geschichte und Geschichten
Schon Hippokrates kannte die schädlingsabwehrende Wirkung des Andorn und auch seine heilsame Wirkung bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der Leber und der Lunge. Archäologische Funde datieren die Anwesenheit des Andorn in Mitteleuropa bereits auf die Zeit um 4000 v.Chr. Die aus dem Mittelmeerraum stammende Pflanze wurde in klimatisch begünstigten Gegenden angebaut, so auf der Bodensee-Insel Reichenau. Zuständig für die Verbreitung von Heilpflanzen waren die Mönche und ihre Klostergärten. Die häufig von Mauern umgebenen Gärten besaßen ein milderes Kleinklima als die Umgebung, so dass auch empfindlichere Pflanzen leichter über den Winter zu bringen waren. Aus den Klöstern gelangte der Andorn in die Bauerngärten und von dort aus schließlich auch in die Freiheit. Vereinzelt finden sich in Deutschland auch heute noch Bestände, die aber so rückläufig sind, das die Pflanze unter Schutz gestellt wurde. 2018 war sie die Heilpflanze des Jahres.