Echter Steinklee (Melilotus officinalis): Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:Echtersteinklee4.jpg|miniatur|450px|Echter Steinklee, Samenstand (3.8.)]] | [[Datei:Echtersteinklee4.jpg|miniatur|450px|Echter Steinklee, Samenstand (3.8.)]] | ||
Honigklee, Melilotenklee | [[Datei:Echtersteinklee8.jpg|miniatur|450px|Echter Steinklee, Samen]] | ||
Honigklee, Melilotenklee, Frauenschühlein, Bienensang | |||
====Botanischer Name==== | ====Botanischer Name==== | ||
»Melilotus« von gr. meli - Honig und gr. lotos - im Sinne von Klee, »officinalis« lat. als wirksame Droge in Apotheken erhältlich | »Melilotus« von gr. meli - Honig und gr. lotos - im Sinne von Klee (Pflanze, die nach Honig duftet und dem Klee ähnlich sieht), »officinalis« lat. als wirksame Droge in Apotheken erhältlich, Erstbeschreibung durch Peter Simon Pallas (1741-1811) deutscher Naturforscher | ||
==== Englischer Name ==== | ==== Englischer Name ==== | ||
Field Melilot | Field Melilot | ||
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Europa, Asien bis Westchina | Europa, Asien bis Westchina | ||
==== Wuchs==== | ==== Wuchs==== | ||
ein- bis zweijährig, dreigeteilte schmale am Rand gekerbte Blätter,straff aufrechter Wuchs, Blütenstände verzweigt, bis 1,5m hoch, ganze Pflanze bei schwülwarmer Witterung intensiv nach Heu (Cumarin) duftend | ein- bis zweijährig, kräftige, tief reichende Pfahlwurzel, dreigeteilte schmale am Rand gekerbte Blätter, straff aufrechter, schon an der Basis verzweigter Wuchs, Blütenstände verzweigt, bis 1,5m hoch, ganze Pflanze bei schwülwarmer Witterung intensiv nach Heu (Cumarin) duftend | ||
====Standort==== | ====Standort==== | ||
sonnig, nahrhafter Boden | sonnig, nahrhafter Boden | ||
====Blütezeit==== | ====Blütezeit==== | ||
(Mai), Juni, Juli, August | (Mai), Juni, Juli, August, (September) | ||
====Blüte==== | ====Blüte==== | ||
kleine gelbe | kleine gelbe Schmetterlingsblüten in lang gezogenen endständigen Trauben | ||
====Fruchtreife==== | ====Fruchtreife==== | ||
August, September | August, September | ||
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Herbstsämlinge überwintern in milden Wintern grün, treiben sonst aus der Wurzel im Frühjahr wieder aus | Herbstsämlinge überwintern in milden Wintern grün, treiben sonst aus der Wurzel im Frühjahr wieder aus | ||
====Tierische Besucher==== | ====Tierische Besucher==== | ||
der intensive Duft lockt zahlreiche Insekten an | der intensive Duft lockt zahlreiche Insekten an, speziell in den frühen Abendstunden | ||
====Pflege==== | ====Pflege==== | ||
eventuell Blütenstand hochbinden | eventuell Blütenstand hochbinden | ||
====Verwendbare Teile==== | ====Verwendbare Teile==== | ||
obere Sprossteile mit Blüten, getrocknet als Schlaf förderndes Kräuterkissen (kann bei empfindlichen Menschen Kopfschmerzen auslösen) äußerlich als Auflage bei Stauchungen und Blutergüssen, Tee bei schweren Beinen (Venenerkrankungen), schleimlösend, harntreibend | obere Sprossteile mit Blüten, getrocknet als Schlaf förderndes Kräuterkissen (kann bei empfindlichen Menschen Kopfschmerzen auslösen), äußerlich als Auflage bei Stauchungen und Blutergüssen aber auch zum Erweichen von Geschwüren und knotigen Hautentzündungen, Tee bei schweren Beinen (Venenerkrankungen), Blut verdünnend, schleimlösend, harntreibend, getrocknete Blüten vermahlen als zimtähnliches Gewürz | ||
====Inhaltsstoffe==== | ====Inhaltsstoffe==== | ||
Cumarin, Melilotsäure, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Flavonoide, Kalzium | Cumarin, Melilotsäure, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Flavonoide, Kalzium | ||
====Status==== | ====Status==== | ||
anwesend | anwesend, Saatgut vorhanden | ||
====Literatur==== | ====Literatur==== | ||
* Der neugierige Gärtner S.61, Jürgen Dahl (1998) | |||
* Die Kräuter in meinem Garten S.534, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008) | * Die Kräuter in meinem Garten S.534, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008) | ||
* Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.310, Deni Bown (1996) | * Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.310, Deni Bown (1996) | ||
* Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.425, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013) | |||
* Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.90, Detlev Henschel (2002) | * Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.90, Detlev Henschel (2002) | ||
* Giftpflanzen Pflanzengifte S.492, Roth, Daunderer, Kormann (1994) | * Giftpflanzen Pflanzengifte S.492, Roth, Daunderer, Kormann (1994) | ||
* Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.148, Heinz Görz (1987) | * Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.148, Heinz Görz (1987) | ||
* Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.104, Adelbert von Chamisso (1827) | |||
* Kölbls Kräuterfibel S.147, Konrad Kölbl (1993) | |||
* Kräuter S.143, Burkhard Bohne (2010) | * Kräuter S.143, Burkhard Bohne (2010) | ||
* Kräuter, Gefährten am Wegesrand S.199, Ursula Stumpf (2018) | |||
* New Kreüterbuch Cap.CC, Leonhart Fuchs (1543) | |||
* Wildblumen im Hausgarten S.174, John Stevens (1987) | |||
* Wo der Pfeffer wächst S.250, Hansjörg Küster (1987) | * Wo der Pfeffer wächst S.250, Hansjörg Küster (1987) | ||
* Zeit im Garten S.123, Jürgen Dahl (1991) | |||
====Geschichte und Geschichten==== | ====Geschichte und Geschichten==== | ||
Eine blühende Wiese an einem schwülwarmen Sommertag, intensiver Duft nach Heu, das ist der Echte Steinklee, der seine unzähligen gelben Blüten bis zu anderthalb Meter in die Luft reckt. Nicht nur die Blüten, auch der Rest der Pflanze duftet, besonders in angetrocknetem Zustand. Die Sämlinge schieben ihre Wurzeln ein ganzes Stück weit in die Erde. Das ist notwendig, denn der oberirdische Wuchs ist eher locker aufgebaut und fällt leicht auseinander. Stehen die Pflanzen in einer Wiese eng genug beieinander, so stützen sie sich gegenseitig, wachsen miteinander in die Höhe. Im Frühsommer beginnt die Blüte, zieht sich bis weit in den | Eine blühende Wiese an einem schwülwarmen Sommertag, intensiver Duft nach Heu, das ist der Echte Steinklee, der seine unzähligen gelben Blüten bis zu anderthalb Meter in die Luft reckt. Nicht nur die Blüten, auch der Rest der Pflanze duftet, besonders in angetrocknetem Zustand. Die Sämlinge schieben ihre Wurzeln ein ganzes Stück weit in die Erde, die gern mager und steinig sein darf. Das ist notwendig, denn der oberirdische Wuchs ist eher locker aufgebaut und fällt leicht auseinander. Stehen die Pflanzen in einer Wiese eng genug beieinander, so stützen sie sich gegenseitig, wachsen miteinander in die Höhe. Im Frühsommer beginnt die Blüte, zieht sich bis weit in den Spätsommer oder noch länger, wenn die Wiese zwischendurch gemäht wurde und die Pflanze eine zweite Blüte nachschiebt. Für den Duft ist in erster Linie das Cumarin zuständig, ein häufig auftretender Duftstoff, allgemein bekannt vom Waldmeister. Manche Menschen reagieren mit Kopfschmerzen darauf, andere empfinden den Duft als beruhigend oder einfach nur angenehm. Nach der Blüte bildet der Echte Steinklee viele kleine Schötchen, die jeweils nur einen Samen enthalten. Im Garten sind schon im Herbst die ersten Sämlinge zu finden, weitere erscheinen im Frühjahr, bilden schnell eine stabile Pfahlwurzel. Wo sie ungünstig stehen sollten sie bald entfernt werden. | ||
Der Echte Steinklee ist schon seit mehreren tausend Jahren als Heilpflanze bekannt. Im alten Griechenland waren Steinkleepflaster in Gebrauch, um hartnäckige Geschwüre und knotige Hautveränderungen zu erweichen. Die Blut verdünnende Wirkung wurde eher zufällig entdeckt von einem nordamerikanischen Farmer, auf dessen Steinklee reichen Weiden ungewöhnlich viele Schafe unter starken Blutungen litten und sogar verendeten. Nachforschungen ergaben, dass das im Steinklee vorhandene Cumarin bei in Fäulnis übergegangenen Pflanzen zu Dicumarol umgebildet wird, einem Stoff, der die Blutgerinnung stark hemmt. Auch frische, gesunde Pflanzen haben einen leicht Blut verdünnenden Effekt, der im Zusammenspiel der Inhaltsstoffe eine positive Wirkung auf Gefäßwände hat und bei Venenerkrankungen eingesetzt wird. | |||
Aktuelle Version vom 4. September 2024, 06:01 Uhr
Weitere Namen
Honigklee, Melilotenklee, Frauenschühlein, Bienensang
Botanischer Name
»Melilotus« von gr. meli - Honig und gr. lotos - im Sinne von Klee (Pflanze, die nach Honig duftet und dem Klee ähnlich sieht), »officinalis« lat. als wirksame Droge in Apotheken erhältlich, Erstbeschreibung durch Peter Simon Pallas (1741-1811) deutscher Naturforscher
Englischer Name
Field Melilot
Familie
Schmetterlingsblütler, Fabaceae
Verbreitung
Europa, Asien bis Westchina
Wuchs
ein- bis zweijährig, kräftige, tief reichende Pfahlwurzel, dreigeteilte schmale am Rand gekerbte Blätter, straff aufrechter, schon an der Basis verzweigter Wuchs, Blütenstände verzweigt, bis 1,5m hoch, ganze Pflanze bei schwülwarmer Witterung intensiv nach Heu (Cumarin) duftend
Standort
sonnig, nahrhafter Boden
Blütezeit
(Mai), Juni, Juli, August, (September)
Blüte
kleine gelbe Schmetterlingsblüten in lang gezogenen endständigen Trauben
Fruchtreife
August, September
Frucht
einsamige Hülsen
Vermehrung
durch Aussaat, Selbstaussaat
Frosthärte
Herbstsämlinge überwintern in milden Wintern grün, treiben sonst aus der Wurzel im Frühjahr wieder aus
Tierische Besucher
der intensive Duft lockt zahlreiche Insekten an, speziell in den frühen Abendstunden
Pflege
eventuell Blütenstand hochbinden
Verwendbare Teile
obere Sprossteile mit Blüten, getrocknet als Schlaf förderndes Kräuterkissen (kann bei empfindlichen Menschen Kopfschmerzen auslösen), äußerlich als Auflage bei Stauchungen und Blutergüssen aber auch zum Erweichen von Geschwüren und knotigen Hautentzündungen, Tee bei schweren Beinen (Venenerkrankungen), Blut verdünnend, schleimlösend, harntreibend, getrocknete Blüten vermahlen als zimtähnliches Gewürz
Inhaltsstoffe
Cumarin, Melilotsäure, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Flavonoide, Kalzium
Status
anwesend, Saatgut vorhanden
Literatur
- Der neugierige Gärtner S.61, Jürgen Dahl (1998)
- Die Kräuter in meinem Garten S.534, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.310, Deni Bown (1996)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.425, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.90, Detlev Henschel (2002)
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.492, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.148, Heinz Görz (1987)
- Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.104, Adelbert von Chamisso (1827)
- Kölbls Kräuterfibel S.147, Konrad Kölbl (1993)
- Kräuter S.143, Burkhard Bohne (2010)
- Kräuter, Gefährten am Wegesrand S.199, Ursula Stumpf (2018)
- New Kreüterbuch Cap.CC, Leonhart Fuchs (1543)
- Wildblumen im Hausgarten S.174, John Stevens (1987)
- Wo der Pfeffer wächst S.250, Hansjörg Küster (1987)
- Zeit im Garten S.123, Jürgen Dahl (1991)
Geschichte und Geschichten
Eine blühende Wiese an einem schwülwarmen Sommertag, intensiver Duft nach Heu, das ist der Echte Steinklee, der seine unzähligen gelben Blüten bis zu anderthalb Meter in die Luft reckt. Nicht nur die Blüten, auch der Rest der Pflanze duftet, besonders in angetrocknetem Zustand. Die Sämlinge schieben ihre Wurzeln ein ganzes Stück weit in die Erde, die gern mager und steinig sein darf. Das ist notwendig, denn der oberirdische Wuchs ist eher locker aufgebaut und fällt leicht auseinander. Stehen die Pflanzen in einer Wiese eng genug beieinander, so stützen sie sich gegenseitig, wachsen miteinander in die Höhe. Im Frühsommer beginnt die Blüte, zieht sich bis weit in den Spätsommer oder noch länger, wenn die Wiese zwischendurch gemäht wurde und die Pflanze eine zweite Blüte nachschiebt. Für den Duft ist in erster Linie das Cumarin zuständig, ein häufig auftretender Duftstoff, allgemein bekannt vom Waldmeister. Manche Menschen reagieren mit Kopfschmerzen darauf, andere empfinden den Duft als beruhigend oder einfach nur angenehm. Nach der Blüte bildet der Echte Steinklee viele kleine Schötchen, die jeweils nur einen Samen enthalten. Im Garten sind schon im Herbst die ersten Sämlinge zu finden, weitere erscheinen im Frühjahr, bilden schnell eine stabile Pfahlwurzel. Wo sie ungünstig stehen sollten sie bald entfernt werden.
Der Echte Steinklee ist schon seit mehreren tausend Jahren als Heilpflanze bekannt. Im alten Griechenland waren Steinkleepflaster in Gebrauch, um hartnäckige Geschwüre und knotige Hautveränderungen zu erweichen. Die Blut verdünnende Wirkung wurde eher zufällig entdeckt von einem nordamerikanischen Farmer, auf dessen Steinklee reichen Weiden ungewöhnlich viele Schafe unter starken Blutungen litten und sogar verendeten. Nachforschungen ergaben, dass das im Steinklee vorhandene Cumarin bei in Fäulnis übergegangenen Pflanzen zu Dicumarol umgebildet wird, einem Stoff, der die Blutgerinnung stark hemmt. Auch frische, gesunde Pflanzen haben einen leicht Blut verdünnenden Effekt, der im Zusammenspiel der Inhaltsstoffe eine positive Wirkung auf Gefäßwände hat und bei Venenerkrankungen eingesetzt wird.