Gewöhnliche Stechpalme (Ilex aquifolium): Unterschied zwischen den Versionen
(23 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
==== Weitere Namen ==== | ==== Weitere Namen ==== | ||
[[Datei:Gewöhnlichestechpalme4.jpg|miniatur|450px|Gewöhnliche Stechpalme, Austrieb (20.5.)]] | |||
[[Datei:Gewöhnlichestechpalme1.jpg|miniatur|450px|Gewöhnliche Stechpalme, Blatt (18.9.)]] | [[Datei:Gewöhnlichestechpalme1.jpg|miniatur|450px|Gewöhnliche Stechpalme, Blatt (18.9.)]] | ||
[[Datei: | [[Datei:Ilex4.jpg|miniatur|450px|Gewöhnliche Stechpalme, weibliche Blüten (5.5.)]] | ||
[[Datei:Gewöhnlichestechpalme5.jpg|miniatur|450px|Gewöhnliche Stechpalme, Fruchtansatz (8.6.)]] | |||
[[Datei:Gewöhnlichestechpalme3.jpg|miniatur|450px|Gewöhnliche Stechpalme, Frucht (18.10.)]] | |||
[[Datei:Gewöhnlichestechpalme6.jpg|miniatur|450px|Gewöhnliche Stechpalme, Samen]] | |||
Hülse, Ilex | Hülse, Ilex | ||
====Botanischer Name==== | ====Botanischer Name==== | ||
»Ilex« lat. Steineiche (wegen der ähnlichen Laubblätter), »aquifolium« von lat. aquifolius, acrifolius - mit spitzigen stechenden Blättern | »Ilex« lat. Steineiche (wegen der ähnlichen Laubblätter), »aquifolium« von lat. aquifolius, acrifolius - mit spitzigen stechenden Blättern, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher | ||
==== Englischer Name ==== | ==== Englischer Name ==== | ||
Holly | Holly | ||
Zeile 12: | Zeile 16: | ||
West- und Mitteleuropa, Nordamerika, Japan | West- und Mitteleuropa, Nordamerika, Japan | ||
==== Wuchs==== | ==== Wuchs==== | ||
ausdauernd, Baum oder Strauch | ausdauernd, Baum oder Strauch von maximal 10-15m Höhe, Blätter ledrig eiförmig wellig dornig bezahnt, Unterseite deutlich heller, zweihäusig, Blütenstände in den Blattachseln, wächst sehr langsam und kann recht alt werden (bis 300 Jahre) | ||
====Standort==== | ====Standort==== | ||
halbschattig, im Wald häufig unter größeren Bäumen, normaler Gartenboden | |||
====Blütezeit==== | ====Blütezeit==== | ||
Mai, Juni | Mai, Juni | ||
====Blüte==== | ====Blüte==== | ||
kleine weiße Blüten, unauffällig, zu mehreren zusammen stehend | kleine weiße vierzählige Blüten mit oberständigem Fruchtknoten, unauffällig, zu mehreren zusammen stehend, männliche und weibliche Blüten an verschiedenen Pflanzen | ||
====Fruchtreife==== | ====Fruchtreife==== | ||
(September), Oktober, November | (September), Oktober, November | ||
Zeile 28: | Zeile 32: | ||
grün mit Beerenschmuck überwinternd (solange die Vögel noch was dran lassen) | grün mit Beerenschmuck überwinternd (solange die Vögel noch was dran lassen) | ||
====Tierische Besucher==== | ====Tierische Besucher==== | ||
Bestäubung durch Käfer und Fliegen, die Beeren werden von verschiedenen Vögeln gefressen, wie Rot- und Wacholderdrosseln, Amseln | Bestäubung durch, Bienen, Käfer und Fliegen, die Beeren werden von verschiedenen Vögeln gefressen, wie Rot- und Wacholderdrosseln, Amseln | ||
====Pflege==== | ====Pflege==== | ||
Schnitt möglich, aber nicht notwendig | Schnitt möglich, aber nicht notwendig | ||
Zeile 36: | Zeile 40: | ||
Rutin, Ursolsäure, Ilicin, Theobromin, Bauerenol, Uvaol, Gerbstoffe | Rutin, Ursolsäure, Ilicin, Theobromin, Bauerenol, Uvaol, Gerbstoffe | ||
====Status==== | ====Status==== | ||
anwesend, wild aus Samen gewachsen | anwesend, wild aus Samen gewachsen (daher weniger kompakte Fruchtstände als bei Zuchtformen) | ||
====Literatur==== | ====Literatur==== | ||
* A Contemplation upon Flowers S.192, Bobby J. Ward (1999) | * A Contemplation upon Flowers S.192, Bobby J. Ward (1999) | ||
* An Ear to the Ground S.184, Ken Thompson (2003) | |||
* Die Wildbienen Deutschlands S.323, Paul Westrich (2018) | |||
* Die verschiedenen Blüthenformen an Pflanzen der nämlichen Art S.257, Charles Darwin (1877) | |||
* Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.296, Deni Bown (1996) | * Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.296, Deni Bown (1996) | ||
* Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.613, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013) | |||
* Giftpflanzen Pflanzengifte, Roth, Daunderer, Kormann (1994) | * Giftpflanzen Pflanzengifte, Roth, Daunderer, Kormann (1994) | ||
* Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.251, Heinz Görz (1987) | * Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.251, Heinz Görz (1987) | ||
* Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.123, Adelbert von Chamisso (1827) | |||
* In the Garden S.76, Hugh Johnson (2009) | |||
* Kölbls Kräuterfibel S.292, Konrad Kölbl (1993) | |||
* Pflanzen auf Hiddensee S.131, Irmgard Blindow (2010) | |||
* Schön aber gefährlich, Helga Urban, Marion Nickig (2009) | * Schön aber gefährlich, Helga Urban, Marion Nickig (2009) | ||
* Symbolik der Pflanzen S.303, Marianne Beuchert (1996) | * Symbolik der Pflanzen S.303, Marianne Beuchert (1996) | ||
* kraut&rüben 12/1994 | * The Bedside Book of the Garden S.294, Dr. D.G. Hessayon (2008) | ||
* The curious Gardener's Almanac S.157, Niall Edworthy (2006) | |||
* kraut&rüben 12/1994, 12/2022 S.24 | |||
====Geschichte und Geschichten==== | ====Geschichte und Geschichten==== | ||
Das natürliche Verbreitungsgebiet der Stechpalme reicht vom Mittelmeerraum bis ins nördliche Mitteleuropa, wobei die Wildvorkommen auf der Insel Hiddensee in etwa die nordöstliche Grenze darstellen. | |||
In England ist die Stechpalme oder besser der »Holly« untrennbar mit Weihnachten verbunden. Kein Bild, keine Dekoration ohne die stacheligen Blätter und die dekorativen roten Beeren. In Deutschland war der Ilex lange Zeit nicht ganz so etabliert, aber mittlerweile wachsen auch in unseren Gärten diverse Spielarten des wintergrünen Gehölzes. Beeren die nicht zu Dekorationszwecken geerntet werden landen im Magen verschiedener Vogelarten, die die Samen verteilen, so dass im Garten immer wieder mal kleine stechende Sämlinge erscheinen. Stechpalmen wachsen langsam und so braucht es einige Jahre, bis die ersten Blüten erscheinen. Erst dann wird erkennbar, ob es sich bei dem Sämling um ein Männlein oder ein Weiblein handelt. Das Männlein wird unauffällig in seinem grünen Stachelkleid weiter wachsen, denn rote Perlen trägt nur das Weiblein. Der Fruchtschmuck fällt bei den vielen Zuchtformen natürlich deutlich üppiger aus als bei wild gewachsenen Sträuchern, auch haben sie bei der Pflanzung schon eine gewisse Größe, können also eher beerntet werden. Die Blüte der Stechpalme ist unauffällig, kurzstielige Blütenbüschel wachsen aus den dünneren Zweigen, sind zwischen den Blättern kaum zu sehen. Auch die Beeren machen sich erst bemerkbar, wenn ihre Farbe von grün zu rot wechselt, was im Spätherbst der Fall ist. | In England ist die Stechpalme oder besser der »Holly« untrennbar mit Weihnachten verbunden. Kein Bild, keine Dekoration ohne die stacheligen Blätter und die dekorativen roten Beeren. In Deutschland war der Ilex lange Zeit nicht ganz so etabliert, aber mittlerweile wachsen auch in unseren Gärten diverse Spielarten des wintergrünen Gehölzes. Beeren die nicht zu Dekorationszwecken geerntet werden landen im Magen verschiedener Vogelarten, die die Samen verteilen, so dass im Garten immer wieder mal kleine stechende Sämlinge erscheinen. Stechpalmen wachsen langsam und so braucht es einige Jahre, bis die ersten Blüten erscheinen. Erst dann wird erkennbar, ob es sich bei dem Sämling um ein Männlein oder ein Weiblein handelt. Das Männlein wird unauffällig in seinem grünen Stachelkleid weiter wachsen, denn rote Perlen trägt nur das Weiblein. Der Fruchtschmuck fällt bei den vielen Zuchtformen natürlich deutlich üppiger aus als bei wild gewachsenen Sträuchern, auch haben sie bei der Pflanzung schon eine gewisse Größe, können also eher beerntet werden. Die Blüte der Stechpalme ist unauffällig, kurzstielige Blütenbüschel wachsen aus den dünneren Zweigen, sind zwischen den Blättern kaum zu sehen. Auch die Beeren machen sich erst bemerkbar, wenn ihre Farbe von grün zu rot wechselt, was im Spätherbst der Fall ist. | ||
[[Category:Gehölze]] | [[Category:Gehölze]] |
Aktuelle Version vom 18. September 2024, 19:01 Uhr
Weitere Namen
Hülse, Ilex
Botanischer Name
»Ilex« lat. Steineiche (wegen der ähnlichen Laubblätter), »aquifolium« von lat. aquifolius, acrifolius - mit spitzigen stechenden Blättern, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher
Englischer Name
Holly
Familie
Stechpalmengewächse, Aquifoliaceae
Verbreitung
West- und Mitteleuropa, Nordamerika, Japan
Wuchs
ausdauernd, Baum oder Strauch von maximal 10-15m Höhe, Blätter ledrig eiförmig wellig dornig bezahnt, Unterseite deutlich heller, zweihäusig, Blütenstände in den Blattachseln, wächst sehr langsam und kann recht alt werden (bis 300 Jahre)
Standort
halbschattig, im Wald häufig unter größeren Bäumen, normaler Gartenboden
Blütezeit
Mai, Juni
Blüte
kleine weiße vierzählige Blüten mit oberständigem Fruchtknoten, unauffällig, zu mehreren zusammen stehend, männliche und weibliche Blüten an verschiedenen Pflanzen
Fruchtreife
(September), Oktober, November
Frucht
erbsengroße rote Beeren an den weiblichen Sträuchern
Vermehrung
durch Stecklinge, Selbstaussaat, Verbreitung durch Vögel
Frosthärte
grün mit Beerenschmuck überwinternd (solange die Vögel noch was dran lassen)
Tierische Besucher
Bestäubung durch, Bienen, Käfer und Fliegen, die Beeren werden von verschiedenen Vögeln gefressen, wie Rot- und Wacholderdrosseln, Amseln
Pflege
Schnitt möglich, aber nicht notwendig
Verwendbare Teile
Giftpflanze, Blätter und Beeren als winterliche Dekoration
Inhaltsstoffe
Rutin, Ursolsäure, Ilicin, Theobromin, Bauerenol, Uvaol, Gerbstoffe
Status
anwesend, wild aus Samen gewachsen (daher weniger kompakte Fruchtstände als bei Zuchtformen)
Literatur
- A Contemplation upon Flowers S.192, Bobby J. Ward (1999)
- An Ear to the Ground S.184, Ken Thompson (2003)
- Die Wildbienen Deutschlands S.323, Paul Westrich (2018)
- Die verschiedenen Blüthenformen an Pflanzen der nämlichen Art S.257, Charles Darwin (1877)
- Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.296, Deni Bown (1996)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.613, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Giftpflanzen Pflanzengifte, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.251, Heinz Görz (1987)
- Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.123, Adelbert von Chamisso (1827)
- In the Garden S.76, Hugh Johnson (2009)
- Kölbls Kräuterfibel S.292, Konrad Kölbl (1993)
- Pflanzen auf Hiddensee S.131, Irmgard Blindow (2010)
- Schön aber gefährlich, Helga Urban, Marion Nickig (2009)
- Symbolik der Pflanzen S.303, Marianne Beuchert (1996)
- The Bedside Book of the Garden S.294, Dr. D.G. Hessayon (2008)
- The curious Gardener's Almanac S.157, Niall Edworthy (2006)
- kraut&rüben 12/1994, 12/2022 S.24
Geschichte und Geschichten
Das natürliche Verbreitungsgebiet der Stechpalme reicht vom Mittelmeerraum bis ins nördliche Mitteleuropa, wobei die Wildvorkommen auf der Insel Hiddensee in etwa die nordöstliche Grenze darstellen. In England ist die Stechpalme oder besser der »Holly« untrennbar mit Weihnachten verbunden. Kein Bild, keine Dekoration ohne die stacheligen Blätter und die dekorativen roten Beeren. In Deutschland war der Ilex lange Zeit nicht ganz so etabliert, aber mittlerweile wachsen auch in unseren Gärten diverse Spielarten des wintergrünen Gehölzes. Beeren die nicht zu Dekorationszwecken geerntet werden landen im Magen verschiedener Vogelarten, die die Samen verteilen, so dass im Garten immer wieder mal kleine stechende Sämlinge erscheinen. Stechpalmen wachsen langsam und so braucht es einige Jahre, bis die ersten Blüten erscheinen. Erst dann wird erkennbar, ob es sich bei dem Sämling um ein Männlein oder ein Weiblein handelt. Das Männlein wird unauffällig in seinem grünen Stachelkleid weiter wachsen, denn rote Perlen trägt nur das Weiblein. Der Fruchtschmuck fällt bei den vielen Zuchtformen natürlich deutlich üppiger aus als bei wild gewachsenen Sträuchern, auch haben sie bei der Pflanzung schon eine gewisse Größe, können also eher beerntet werden. Die Blüte der Stechpalme ist unauffällig, kurzstielige Blütenbüschel wachsen aus den dünneren Zweigen, sind zwischen den Blättern kaum zu sehen. Auch die Beeren machen sich erst bemerkbar, wenn ihre Farbe von grün zu rot wechselt, was im Spätherbst der Fall ist.