Wiesenplatterbse (Lathyrus pratensis): Unterschied zwischen den Versionen
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Sie wirkt sehr zierlich, wenn sie im Frühjahr aus der Erde kommt, da inmitten einer Wiese, oft unbemerkt. Mehrere Triebe wachsen gleichzeitig aus dem ausdauernden Rhizom, das sich auch unterirdisch ausbreitet. Die vierkantigen Stängel sind dünn, aber zäh, teilweise geflügelt. An den Knoten wachsen Fiedern mit nur je zwei lanzettlichen Blättern und einer Ranke. Zunächst geht es nach oben, dem Licht entgegen und wo die Ranken die Möglichkeit finden, halten sie sich fest. Die Blütenknospen sitzen fast ohne Stielchen zu mehreren am Ende eines dünnen Stängels. Sie sind unauffällig grün, bis sie sich öffnen, dann wechselt die Farbe zu einem kräftigen gelb. Die Blüten können nur von Hummeln und größeren Bienen bestäubt werden, die in der Lage sind, das Schiffchen nach unten zu drücken, um an den Nektar zu gelangen. Auch jetzt wirkt die Pflanze eher zart, kann aber ganz schön raumgreifend werden, wenn sie sich auf der umstehenden Vegetation ausbreitet und mit den Ranken alles umklammert. Vorübergehend nur, im Herbst ist der Spuk plötzlich wieder verschwunden, von dem Blättergewirr nichts mehr zu sehen. Schon vor den ersten Frösten verabschiedet sich die hübsche Wicke, ruht im Boden bis zum nächsten Frühjahr. | |||
Wilde Erbsenarten gehörten besonders bei der ärmeren Landbevölkerung zu den Grundnahrungsmitteln. Einige Arten setzen reichlich Samen an, die dann zur Reifezeit gesammelt wurden. Leider beinhalten die meisten Arten Lathyrogene in unterschiedlicher Konzentration. Diese Stoffe führen bei regelmäßigem Verzehr zu einer Lathyrismus genannten Krankheit, die zu bleibenden Lähmungen, Muskelkrämpfen, Bewegungsstörungen, sowie Veränderungen an Knochen und Blutgefäßen. Eine gelegentliche wilde Mahlzeit ist aber bei richtiger Zubereitung unbedenklich. Die Samen sollten länger eingeweicht werden, am besten über Nacht. Das Einweichwasser wird weg geschüttet und die Erbsen in frischem Wasser gut durchgekocht. | |||
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Aktuelle Version vom 21. Februar 2025, 06:32 Uhr
Weitere Namen
Wiesenwicke
Botanischer Name
»Lathyrus« gr. lathyros - Saatplatterbse, Nahrung armer Leute, »pratensis« lat. in der Wiese blühend, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher
Englischer Name
Meadow Vetchling, Yellow Pea, Meadow Pea
Familie
Schmetterlingsblütler, Fabaceae
Verbreitung
Wuchs
ausdauernd, Rhizom mit Ausläufern, Stickstoffgewinnung durch Knöllchenbakterien, mehrere Austriebe am Vegetationspunkt, vierkantige Triebe zunächst aufrecht, dann rankend und auf der umstehenden Vegetation aufliegend, Fiedern mit nur einem schmal lanzettlichen Blattpaar und einer endständigen Ranke,
Standort
sonnige Wiesen, eher magerer Untergrund
Blütezeit
Juni, Juli, August, (September)
Blüte
typische Schmetterlingsblüte in Trauben am Ende eines dünnen Stängels, kräftig gelb
Fruchtreife
August, September, Oktober
Frucht
längliche Hülse, anfangs grün, bei Reife fast schwarz, 2-12 unterschiedlich gefärbte annähernd kugelige Samen, etwa kleiner als Erbsen
Vermehrung
durch Aussaat, Selbstaussaat
Frosthärte
oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart
Tierische Besucher
Bestäubung durch Hummeln und größere Wildbienen, sogenannte »Kraftblume«, die Bestäuber müssen kräftig genug sein, um die Blüte zu öffnen, Wirtspflanze für verschiedene Falter
Pflege
kaum Pflege nötig, bei zu starkem Wachstum eventuell zurück schneiden
Verwendbare Teile
die Samen lassen sich wie Erbsen verwenden, sollten aber nur in begrenzter Menge gegessen werden, vor dem Kochen einweichen, Einweichwasser wegschütten, gut durchkochen lassen
Inhaltsstoffe
Phytoalexine, Hydroxychalkone, Lathyrogene
Status
anwesend
Literatur
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.448, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2018)
Geschichte und Geschichten
Sie wirkt sehr zierlich, wenn sie im Frühjahr aus der Erde kommt, da inmitten einer Wiese, oft unbemerkt. Mehrere Triebe wachsen gleichzeitig aus dem ausdauernden Rhizom, das sich auch unterirdisch ausbreitet. Die vierkantigen Stängel sind dünn, aber zäh, teilweise geflügelt. An den Knoten wachsen Fiedern mit nur je zwei lanzettlichen Blättern und einer Ranke. Zunächst geht es nach oben, dem Licht entgegen und wo die Ranken die Möglichkeit finden, halten sie sich fest. Die Blütenknospen sitzen fast ohne Stielchen zu mehreren am Ende eines dünnen Stängels. Sie sind unauffällig grün, bis sie sich öffnen, dann wechselt die Farbe zu einem kräftigen gelb. Die Blüten können nur von Hummeln und größeren Bienen bestäubt werden, die in der Lage sind, das Schiffchen nach unten zu drücken, um an den Nektar zu gelangen. Auch jetzt wirkt die Pflanze eher zart, kann aber ganz schön raumgreifend werden, wenn sie sich auf der umstehenden Vegetation ausbreitet und mit den Ranken alles umklammert. Vorübergehend nur, im Herbst ist der Spuk plötzlich wieder verschwunden, von dem Blättergewirr nichts mehr zu sehen. Schon vor den ersten Frösten verabschiedet sich die hübsche Wicke, ruht im Boden bis zum nächsten Frühjahr.
Wilde Erbsenarten gehörten besonders bei der ärmeren Landbevölkerung zu den Grundnahrungsmitteln. Einige Arten setzen reichlich Samen an, die dann zur Reifezeit gesammelt wurden. Leider beinhalten die meisten Arten Lathyrogene in unterschiedlicher Konzentration. Diese Stoffe führen bei regelmäßigem Verzehr zu einer Lathyrismus genannten Krankheit, die zu bleibenden Lähmungen, Muskelkrämpfen, Bewegungsstörungen, sowie Veränderungen an Knochen und Blutgefäßen. Eine gelegentliche wilde Mahlzeit ist aber bei richtiger Zubereitung unbedenklich. Die Samen sollten länger eingeweicht werden, am besten über Nacht. Das Einweichwasser wird weg geschüttet und die Erbsen in frischem Wasser gut durchgekocht.