Waldmeister (Galium odoratum): Unterschied zwischen den Versionen
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Maikraut, Gliederkraut, Herzensfreund, Halskräutlein, Herzkraut, Waldmandl, Magerkraut | Maikraut, Gliederkraut, Herzensfreund, Halskräutlein, Herzkraut, Waldmandl, Magerkraut | ||
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»Galium« von lat. galion - eine Sippe (unklare Deutung), »odoratum« lat. odoratus - duftend, wohlriechend, Erstbeschreibung unter Asperula odorata durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher, 1771 umbenannt in die heutige gültige Form durch Giovanni Antonio Scopoli (1723-1788) italienischer Naturforscher | |||
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halbschattig, unter lichten Bäumen und Sträuchern, nahrhafter Boden, möchte möglichst wenig gestört werden, Laub im Herbst auf den Pflanzen liegen lassen | halbschattig, unter lichten Bäumen und Sträuchern, nahrhafter Boden, möchte möglichst wenig gestört werden, Laub im Herbst auf den Pflanzen liegen lassen | ||
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durch Teilung älterer Pflanzen | durch Teilung älterer Pflanzen, die Jungpflanzen sollten in Lauberde gepflanzt und der Wurzelbereich mit halb verrottetem Laub abgedeckt werden, die ersten vier Wochen darf der Boden nicht austrocknen, Aussaat im Herbst, die Samen brauchen Kälteeinwirkung, keimen unregelmäßig im Frühjahr | ||
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====Inhaltsstoffe==== | ====Inhaltsstoffe==== | ||
Cumarin, fettes Öl, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Vitamin C, Anthraglycosid | Cumarin, fettes Öl, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Vitamin C, Anthraglycosid | ||
====Status==== | |||
anwesend | |||
====Literatur==== | ====Literatur==== | ||
* Die Kräuter in meinem Garten S.586, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger | * Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen... S.190, Ulrich Völkel (2010) | ||
* Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.60, Detlev Henschel | * Das Kräuterkulinarium S.42, Maiga Werner (2014) | ||
* Gewürzpflanzen S.134, Hans E. und Helga Laux, Alfred Tode | * Die Kräuter in meinem Garten S.586, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008) | ||
* Giftpflanzen Pflanzengifte S.364, Roth, Daunderer, Kormann | * Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.286, Deni Bown (1996) | ||
* Kräuter S.129, Burkhard Bohne | * Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.335, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013) | ||
* Schön aber gefährlich S.94, Helga Urban, Marion Nickig | * Essbare Landschaften S.40, Olaf Schnell, Ralf Hiener (2003) | ||
* Sechzig einheimische Wildpflanzen... S.44, Detlev Arens | * Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.60, Detlev Henschel (2002) | ||
* Wildpflanzen für jeden Garten S.154, Reinhard Witt | * Gartenzeit S.43, Susanne Wiborg (2009) | ||
* kraut&rüben 5/2005, 5/2006, 5/2007 | * Gewürzpflanzen S.134, Hans E. und Helga Laux, Alfred Tode (1993) | ||
* Giftpflanzen Pflanzengifte S.364, Roth, Daunderer, Kormann (1994) | |||
* Klassische Kräuter und Heilpflanzen S.54, Giola Romagnoli, Stefania Vasetti (1996) | |||
* Kölbls Kräuterfibel S.315, Konrad Kölbl (1993) | |||
* Kräuter S.129, Burkhard Bohne (2010) | |||
* Mein Garten S.136, Vita Sackville-West (1951-1958) | |||
* Schön aber gefährlich S.94, Helga Urban, Marion Nickig (2009) | |||
* Sechzig einheimische Wildpflanzen... S.44, Detlev Arens (1991) | |||
* Was die Kräuterhexen sagen S.120, Maureen u. Bridget Boland (1983) | |||
* Wilde Ernte S.119, Elsje Bruijnesteijn (2023) | |||
* Wildpflanzen auf unserem Tisch S.28, Dagmar Lánská (1990) | |||
* Wildblumen im Hausgarten S.89, John Stevens (1987) | |||
* Wildpflanzen für jeden Garten S.154, Reinhard Witt (1994) | |||
* kraut&rüben 5/2005, 5/2006, 5/2007 S.54, 5/2009 S23, 5/2020 S.56 | |||
====Geschichte und Geschichten==== | ====Geschichte und Geschichten==== | ||
Berliner Weiße mit Schuss. Die grüne Farbe stammt natürlich nicht vom Waldmeister und nicht mal der Geschmack dürfte echt sein, aber der Duft ist das, was diese Pflanze auszeichnet. Cumarin heißt die Substanz, die intensiv nach frischem Heu duftet. Frischer Waldmeister ist fast geruchlos, erst nachdem er ein paar Stunden trocknen durfte, wird der Duft freigesetzt. Im Wald kann das vorkommen, wenn auf feuchten üppigen Start eine Trockenperiode folgt, die Pflanzen also welken. Normalerweise nutzt der Waldmeister das eher feuchte Frühjahr, um unter sommergrünen Bäumen den Boden mit seinen kurzen Trieben zu überziehen. Kaum fünfzehn Zentimeter werden die einzelnen Sprosse hoch, sind an den quirlartig angeordneten schmalen Blättern leicht zu erkennen. Die winzigen Blüten sind endständig, zunächst eng beieinander, da die Stängel aber weiter wachsen wird der unregelmäßige Aufbau des Blütenstandes sichtbar. Ameisen sind häufig auf den Blüten zu sehen, aber auch kleine Käfer. Früher war der Mai die Zeit der Waldmeisterblüte, inzwischen sind auch Mitte April schon blühende Pflanzen zu finden. Für die Mai-Bowle sollten aber trotzdem genug blütenlose Stängel zu finden sein, da nur ein Teil der Sprosse Blüten ausbildet. Das Aroma des Waldmeisters wird besonders intensiv, wenn er eine halbe Stunde tiefgekühlt wird, ehe er im Wein ziehen darf. Als kleine Sträußchen gebunden und eingefroren lässt er sich auch für längere Zeit lagern, falls im Mai gerade keine Zeit für die entsprechende Bowle ist. Die Sträußchen müssen dann vorsichtig entnommen (sie zerbröseln leicht) und in die Flüssigkeit gelegt werden. Dort sollten sie nicht zu lange verbleiben, denn eine der unangenehmen Nachwirkungen der Kombination aus Cumarin und Alkohol sind böse Kopfschmerzen. In England wurden die Pflanzenstängel als Mittel gegen Motten in die Kleiderschränke gelegt oder zum besseren Einschlafen unter das Kopfkissen. | |||
Nach der Blüte werden die kleinen Blätter dunkler grün und derb. Im Spätherbst sterben sie ab, sollten aber nicht abgeschnitten werden. Alles Laub, das von umstehenden Bäumen fällt, sollte nach Möglichkeit liegen bleiben, denn aus den sich langsam zersetzenden Blättern zieht die Pflanze ihre Nährstoffe. Während des Winters sind die dicht unter der Erdoberfläche verlaufenden Wurzeln vor zu großer Kälte geschützt. Waldmeister möchte schlicht und einfach in Ruhe gelassen werden, dann bildet er dichte Bestände, die gut beerntet werden können. Der Sirup lässt sich natürlich auch aus dieser Ernte herstellen, steht dem künstlichen geschmacklich nicht nach. Nur grün wird er nicht... | |||
====Kulinarisches==== | |||
Waldmeister-Bowle | Waldmeister-Bowle | ||
* 20 blütenlose Waldmeisterstängel | * 20 blütenlose Waldmeisterstängel | ||
* | * 2 l Weißwein (trocken oder halbtrocken) | ||
* | * 1 Flasche trockener Sekt | ||
* 6 Orangen | * 6 große Orangen | ||
* 100g Zucker | * 100g Zucker | ||
* Den Waldmeister zu einem kleinen Sträußchen binden und entweder einige Stunden anwelken lassen oder für eine halbe Stunde einfrieren. | |||
* Die Orangen schälen, dabei auch die weiße Haut entfernen, Filets heraustrennen und in kleine Stücke teilen. | |||
* Orangenfilets und Zucker in ein Gefäß geben, mit einer Flasche Weißwein aufgießen und einige Stunden gekühlt ziehen lassen. | |||
* Waldmeister für maximal zwei Stunden in der Bowle schwimmen lassen, dann heraus nehmen | |||
* Nach Bedarf die zweite Flasche Wein zugießen und mit dem Sekt auffüllen. | |||
[[Category:Mehrjährige]] | |||
[[Category:Rezepte]] | |||
[[Category:Duftpflanzen]] |
Aktuelle Version vom 28. September 2023, 05:49 Uhr
Weitere Namen
Maikraut, Gliederkraut, Herzensfreund, Halskräutlein, Herzkraut, Waldmandl, Magerkraut
Botanischer Name
»Galium« von lat. galion - eine Sippe (unklare Deutung), »odoratum« lat. odoratus - duftend, wohlriechend, Erstbeschreibung unter Asperula odorata durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher, 1771 umbenannt in die heutige gültige Form durch Giovanni Antonio Scopoli (1723-1788) italienischer Naturforscher
Englischer Name
Woodruff
Familie
Rötegewächse, Rubiaceae
Verbreitung
Nord- und Mitteleuropa, Sibirien
Wuchs
ausdauernde flachwurzelnde sich ausbreitende Pflanze, quirlständige Blätter (häufig je acht), mehrere Quirle übereinander, Blütenstand endständig, ganze Pflanze beim Trocknen intensiv duftend
Standort
halbschattig, unter lichten Bäumen und Sträuchern, nahrhafter Boden, möchte möglichst wenig gestört werden, Laub im Herbst auf den Pflanzen liegen lassen
Blütezeit
(April), Mai, (Juni)
Blüte
Doldentraube mit winzigen weißen vierzähligen Blüten
Fruchtreife
August
Frucht
kugelige Frucht mit hakigen Borsten
Vermehrung
durch Teilung älterer Pflanzen, die Jungpflanzen sollten in Lauberde gepflanzt und der Wurzelbereich mit halb verrottetem Laub abgedeckt werden, die ersten vier Wochen darf der Boden nicht austrocknen, Aussaat im Herbst, die Samen brauchen Kälteeinwirkung, keimen unregelmäßig im Frühjahr
Frosthärte
teilweise grün überwinternd, sonst oberirdisch absterbend
Tierische Besucher
Bestäubung durch kleine Käfer
Pflege
in Ruhe lassen
Verwendbare Teile
junge Blätter und Blüten, der typische Heuduft entsteht erst beim Trocknen der Pflanze, Tee wirksam bei Leberleiden , Gelbsucht, mit anderen Trockenkräutern in ein Kissen genäht als Einschlafhilfe, Waldmeister- Bowle als erfrischendes Getränk nicht zu lange ziehen lassen, sonst gibt es bösen Kopfschmerz
Inhaltsstoffe
Cumarin, fettes Öl, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Vitamin C, Anthraglycosid
Status
anwesend
Literatur
- Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen... S.190, Ulrich Völkel (2010)
- Das Kräuterkulinarium S.42, Maiga Werner (2014)
- Die Kräuter in meinem Garten S.586, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.286, Deni Bown (1996)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.335, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Essbare Landschaften S.40, Olaf Schnell, Ralf Hiener (2003)
- Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.60, Detlev Henschel (2002)
- Gartenzeit S.43, Susanne Wiborg (2009)
- Gewürzpflanzen S.134, Hans E. und Helga Laux, Alfred Tode (1993)
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.364, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Klassische Kräuter und Heilpflanzen S.54, Giola Romagnoli, Stefania Vasetti (1996)
- Kölbls Kräuterfibel S.315, Konrad Kölbl (1993)
- Kräuter S.129, Burkhard Bohne (2010)
- Mein Garten S.136, Vita Sackville-West (1951-1958)
- Schön aber gefährlich S.94, Helga Urban, Marion Nickig (2009)
- Sechzig einheimische Wildpflanzen... S.44, Detlev Arens (1991)
- Was die Kräuterhexen sagen S.120, Maureen u. Bridget Boland (1983)
- Wilde Ernte S.119, Elsje Bruijnesteijn (2023)
- Wildpflanzen auf unserem Tisch S.28, Dagmar Lánská (1990)
- Wildblumen im Hausgarten S.89, John Stevens (1987)
- Wildpflanzen für jeden Garten S.154, Reinhard Witt (1994)
- kraut&rüben 5/2005, 5/2006, 5/2007 S.54, 5/2009 S23, 5/2020 S.56
Geschichte und Geschichten
Berliner Weiße mit Schuss. Die grüne Farbe stammt natürlich nicht vom Waldmeister und nicht mal der Geschmack dürfte echt sein, aber der Duft ist das, was diese Pflanze auszeichnet. Cumarin heißt die Substanz, die intensiv nach frischem Heu duftet. Frischer Waldmeister ist fast geruchlos, erst nachdem er ein paar Stunden trocknen durfte, wird der Duft freigesetzt. Im Wald kann das vorkommen, wenn auf feuchten üppigen Start eine Trockenperiode folgt, die Pflanzen also welken. Normalerweise nutzt der Waldmeister das eher feuchte Frühjahr, um unter sommergrünen Bäumen den Boden mit seinen kurzen Trieben zu überziehen. Kaum fünfzehn Zentimeter werden die einzelnen Sprosse hoch, sind an den quirlartig angeordneten schmalen Blättern leicht zu erkennen. Die winzigen Blüten sind endständig, zunächst eng beieinander, da die Stängel aber weiter wachsen wird der unregelmäßige Aufbau des Blütenstandes sichtbar. Ameisen sind häufig auf den Blüten zu sehen, aber auch kleine Käfer. Früher war der Mai die Zeit der Waldmeisterblüte, inzwischen sind auch Mitte April schon blühende Pflanzen zu finden. Für die Mai-Bowle sollten aber trotzdem genug blütenlose Stängel zu finden sein, da nur ein Teil der Sprosse Blüten ausbildet. Das Aroma des Waldmeisters wird besonders intensiv, wenn er eine halbe Stunde tiefgekühlt wird, ehe er im Wein ziehen darf. Als kleine Sträußchen gebunden und eingefroren lässt er sich auch für längere Zeit lagern, falls im Mai gerade keine Zeit für die entsprechende Bowle ist. Die Sträußchen müssen dann vorsichtig entnommen (sie zerbröseln leicht) und in die Flüssigkeit gelegt werden. Dort sollten sie nicht zu lange verbleiben, denn eine der unangenehmen Nachwirkungen der Kombination aus Cumarin und Alkohol sind böse Kopfschmerzen. In England wurden die Pflanzenstängel als Mittel gegen Motten in die Kleiderschränke gelegt oder zum besseren Einschlafen unter das Kopfkissen.
Nach der Blüte werden die kleinen Blätter dunkler grün und derb. Im Spätherbst sterben sie ab, sollten aber nicht abgeschnitten werden. Alles Laub, das von umstehenden Bäumen fällt, sollte nach Möglichkeit liegen bleiben, denn aus den sich langsam zersetzenden Blättern zieht die Pflanze ihre Nährstoffe. Während des Winters sind die dicht unter der Erdoberfläche verlaufenden Wurzeln vor zu großer Kälte geschützt. Waldmeister möchte schlicht und einfach in Ruhe gelassen werden, dann bildet er dichte Bestände, die gut beerntet werden können. Der Sirup lässt sich natürlich auch aus dieser Ernte herstellen, steht dem künstlichen geschmacklich nicht nach. Nur grün wird er nicht...
Kulinarisches
Waldmeister-Bowle
- 20 blütenlose Waldmeisterstängel
- 2 l Weißwein (trocken oder halbtrocken)
- 1 Flasche trockener Sekt
- 6 große Orangen
- 100g Zucker
- Den Waldmeister zu einem kleinen Sträußchen binden und entweder einige Stunden anwelken lassen oder für eine halbe Stunde einfrieren.
- Die Orangen schälen, dabei auch die weiße Haut entfernen, Filets heraustrennen und in kleine Stücke teilen.
- Orangenfilets und Zucker in ein Gefäß geben, mit einer Flasche Weißwein aufgießen und einige Stunden gekühlt ziehen lassen.
- Waldmeister für maximal zwei Stunden in der Bowle schwimmen lassen, dann heraus nehmen
- Nach Bedarf die zweite Flasche Wein zugießen und mit dem Sekt auffüllen.