Karde (Dipsacus silvestris): Unterschied zwischen den Versionen
(28 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
==== Weitere Namen ==== | ==== Weitere Namen ==== | ||
[[Datei:Karde1.jpg|miniatur| | [[Datei:Karde6.jpg|miniatur|450px|Karde, Sämling (17.4)]] | ||
[[Datei:Karde1.jpg|miniatur|450px|Karde, überwinternde Rosette (31.3.)]] | |||
[[Datei:Karde2.jpg|miniatur|300px|Karde, knospender Blütenstand (1.7.)]] | |||
[[Datei:Karde4.jpg|miniatur|300px|Karde, Blüte (18.7.)]] | |||
[[Datei:Weberkarde1.jpg|miniatur|450px|Weberkarde, Blüte (18.7.)]] | |||
[[Datei:Karde5.jpg|miniatur|450px|Karde, Einzelblüten (20.7.)]] | |||
[[Datei:Karde3.jpg|miniatur|300px|Karde, Samenstand (30.10.)]] | |||
[[Datei:Weberkarde2.jpg|miniatur|450px|Weberkarde, Samen]] | |||
Weberkarde, Weberdistel | Weberkarde, Weberdistel | ||
====Botanischer Name==== | ====Botanischer Name==== | ||
»Dipsacus« von gr. dipsa - Durst (in den um den Stängel verwachsenen Laubblättern sammelt sich Regenwasser), »silvestris« lat. im Wald wachsend, aber auch wild wachsend (im Sinne von nicht kultiviert), Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher | |||
==== Englischer Name ==== | ==== Englischer Name ==== | ||
Teasel | Teasel | ||
==== Familie ==== | ==== Familie ==== | ||
Kardengewächse, Dipsacaceae | Kardengewächse, Dipsacaceae | ||
====Verbreitung==== | ====Verbreitung==== | ||
Europa, Westasien, Nordafrika | Europa, Westasien, Nordafrika | ||
==== Wuchs==== | ==== Wuchs==== | ||
zweijährig, | zweijährig, kräftige Pfahlwurzel, ausgebreitete Rosette bis 75 cm durchmessend, Blätter bis 30cm lang mit sägeartig bestachelter Mittelrippe an der Unterseite, Seitenränder ebenfalls bestachelt, während der Winterruhe liegt die Rosette flach auf dem Boden, im Frühjahr stellen sich die inneren Blätter auf, schützen den sich entwickelnden Blütenstand, wenn der in die Höhe wächst vergehen die Rosettenblätter, Blütenstand bis über zwei Meter hoch, verzweigt, die am Stängel umfassend wachsenden kreuzgegenständigen Blätter bilden in den Achseln Wasserbehälter, deren Sinn noch nicht zweifelsfrei geklärt ist, eine Theorie geht davon au, dass kriechende Schadinsekten wie Ameisen daran gehindert werden sollen, die Blüten zu erreichen, möglicherweise ernährt sich die Pflanze auch von ertrunkenen Insekten | ||
====Standort==== | ====Standort==== | ||
sonnig, nahrhafter Boden | sonnig, nahrhafter Boden | ||
Zeile 20: | Zeile 24: | ||
(Juni), Juli, August, September | (Juni), Juli, August, September | ||
====Blüte==== | ====Blüte==== | ||
walzenförmiger Blütenstand, Blüte | walzenförmiger Blütenstand, unten mit einem Kranz dünner bestachelter Hochblätter, Kelchblätter schmal und spitz, während der Samenreife aushärtend, die Blüte beginnt mittig als Ring um die Walze, teilt sich in zwei Ringe, die nach oben und unten wandern, kleine zart lila Röhrenblüten | ||
====Fruchtreife==== | ====Fruchtreife==== | ||
September, Oktober | September, Oktober | ||
====Frucht==== | ====Frucht==== | ||
schmale kantige Samen, werden im Winter häufig durch Nahrung suchende Vögel aus der Karde herausgeschleudert | |||
schmale kantige Samen, werden im Winter häufig durch | |||
====Vermehrung==== | ====Vermehrung==== | ||
durch Aussaat, häufig durch Selbstaussaat | durch Aussaat, häufig durch Selbstaussaat | ||
Zeile 33: | Zeile 36: | ||
Bestäubung durch Hummeln, Bienen und Schmetterlinge, Samenstände werden von Finken (Stieglitz) besucht | Bestäubung durch Hummeln, Bienen und Schmetterlinge, Samenstände werden von Finken (Stieglitz) besucht | ||
====Pflege==== | ====Pflege==== | ||
keine Pflege nötig, trockene Samenstände stehen lassen als Winterdekoration und | keine Pflege nötig, trockene Samenstände stehen lassen als Winterdekoration und Vogelfutter | ||
====Verwendbare Teile==== | ====Verwendbare Teile==== | ||
Wurzel, wirksam bei Borreliose, zum Ansetzen einer Tinktur zerkleinerte Wurzel in 40% igem Alkohol ausziehen lassen, schweißtreibend, magenwirksam, harntreibend | Wurzel, wirksam bei Borreliose, zum Ansetzen einer Tinktur zerkleinerte Wurzel in 40% igem Alkohol etwa vier Wochen ausziehen lassen, schweißtreibend, magenwirksam, harntreibend | ||
====Inhaltsstoffe==== | ====Inhaltsstoffe==== | ||
Glycoside, Mineralstoffe, Kalisalze, Bitterstoffe, Tannin | Glycoside, Mineralstoffe, Kalisalze, Bitterstoffe, Tannin | ||
====Status==== | ====Status==== | ||
anwesend, | anwesend, Jungpflanzen vorhanden, Saatgut für Weberkarden vorhanden | ||
====Literatur==== | ====Literatur==== | ||
* Bienenweide und Hummelparadies S.151, Dave Goulson (2021) | |||
* Die Kräuter in meinem Garten, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008) | * Die Kräuter in meinem Garten, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008) | ||
* Die Wildbienen Deutschlands S.342, Paul Westrich (2018) | |||
* Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.210, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013) | |||
* Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.220, Adelbert von Chamisso (1827) | |||
* Kräuter, Burkhard Bohne (2010) | * Kräuter, Burkhard Bohne (2010) | ||
* kraut&rüben 8/2003 | * New Kreüterbuch Cap.LXXXII, Leonhart Fuchs (1543) | ||
* Mit Pflanzen verbunden S.142, Wolf-Dieter Storl (2005) | |||
* Wildpflanzen für jeden Garten S.121, Reinhard Witt (1994) | |||
* kraut&rüben 8/2003, 1/2018 S.53 | |||
====Geschichte und Geschichten==== | ====Geschichte und Geschichten==== | ||
Pflanzenrosetten sind in ihrer Form etwas sehr faszinierendes. Die Blätter sind so angeordnet, dass sie die größtmögliche Menge Licht abbekommen und möglichst viele Nährstoffe in der Wurzel speichern können. Viele Rosetten bildende Pflanzen sind zweijährig, sie sammeln im ersten Jahr in einer meist rübenförmigen Wurzel Kraft für das Blütenwachstum im zweiten Jahr, verausgaben sich dann so, dass sie nach der Blüte absterben. Die Rosette der Karde kann an günstigen Standorten fast einen Quadratmeter Boden bedecken. Die langen schmal lanzettlichen Blätter sind am Rand kräftig gezähnt und auch auf den Blättern finden sich spitz zulaufende Ausbuchtungen, die sich gern demjenigen in die Haut bohren, der sie ausreißen will. Die Rosetten sind im Allgemeinen winterhart, frieren bei längerem Kahlfrost zurück, um im Frühjahr schnell wieder auszutreiben. Auf mageren Standorten entwickelt sich dann ein zierlicher, | Pflanzenrosetten sind in ihrer Form etwas sehr faszinierendes. Die Blätter sind so angeordnet, dass sie die größtmögliche Menge Licht abbekommen und möglichst viele Nährstoffe in der Wurzel speichern können. Viele Rosetten bildende Pflanzen sind zweijährig, sie sammeln im ersten Jahr in einer meist rübenförmigen Wurzel Kraft für das Blütenwachstum im zweiten Jahr, verausgaben sich dann so, dass sie nach der Blüte absterben. Die Rosette der Karde kann an günstigen Standorten fast einen Quadratmeter Boden bedecken. Die langen schmal lanzettlichen Blätter sind am Rand kräftig gezähnt und auch auf den Blättern finden sich spitz zulaufende Ausbuchtungen, die sich gern demjenigen in die Haut bohren, der sie ausreißen will. Die Mittelrippe an der Unterseite des Blattes sieht aus wie eine Säge. Die Rosetten sind im Allgemeinen winterhart, frieren bei längerem Kahlfrost zurück, um im Frühjahr schnell wieder auszutreiben. Auf mageren Standorten entwickelt sich dann ein zierlicher, kaum fünfzig Zentimeter hoher Blütenstand. Konnte die Pflanze dem Boden genügend Nährstoffe entnehmen, so begnügt sie sich nicht mit solchen Halbheiten. Sie wächst in kurzer Zeit bis zweieinhalb Meter, verzweigt sich mehrfach und bildet ihre typischen, walzenförmigen Blütenstände aus. Die sind anfangs noch grün und ganz weich. Später stabilisieren sie sich und beginnen auf eigenartige Weise zu blühen, als Ring um die Mitte der Walze, der sich teilt und nach oben und unten wandert. Schmetterlinge, Hummeln und Bienen sind häufige Gäste an den kleinen blass lila Röhrenblüten. Im Spätsommer werden die Walzen starr und holzig, unzählige schmale Samen warten darauf, vom Wind aus ihrer Verankerung gerissen zu werden. Nicht nur der Wind verbreitet die Pflanze, verschiedene Finkenvögel, insbesondere der Stieglitz, wissen, dass hier Futter zu holen ist und lassen einiges an Samen fallen. Bleibt die abgestorbene Karde über Winter stehen, so bietet sie den Vögeln bis zum Frühjahr eine Futterquelle. | ||
Eine Unterart der Wilden Karde ist die Weberkarde (Dipsacus sativus). Sie stammt ursprünglich aus dem westlichen Mittelmeergebiet, gelangte aber schon früh über Frankreich nach Mitteleuropa. Auch sie ist im Allgemeinen zweijährig und bildet eine grundständige Rosette, deren Blätter aber heller grün und unbewehrt sind. Die Ränder sind leicht gewellt und andeutungsweise gebuchtet oder gezähnt, immer aber weich. Der sich in die Höhe schiebende Stängel ähnelt dem der Wilden Karde, auch hier bilden sich am Grund der gegenüber stehenden Blätter Gefäße, die das Wasser auffangen. Unterschiede finden sich am eiförmigen Blütenstand, dessen spitze Kelchblätter sich hakenförmig nach außen biegen, was ihnen eine große Festigkeit verleiht. Die Blüten sind weiß bis zart lila, werden von Bienen und Hummeln besucht. Die nach der Samenreife ausgehärteten Blütenstände dienten lange Zeit zum Aufrauen von Wollgewebe. Bereits aus dem Jahr 1545 stammt ein Bild, auf dem Kardenmacher bei der Arbeit zu sehen sind. Die Samenstände wurden der Länge nach durchbohrt und auf rotierende Stangen montiert, die das Gewebe anrauten ohne die Fasern zu zerstören. Erst 1955 wurde der kommerzielle Anbau der Weberkarde aufgegeben, aber noch heute werden zum Beispiel die Bezüge von Billardtischen auf diese Weise behandelt. | |||
Im sehr feuchten Winter 2023 sind Ende Dezember Samen der Weberkarde gekeimt, mehrere Sämlinge strecken ihre Keimblätter aus dem verholzten Samenstand, der noch hoch auf seinem Stängel thront. | |||
[[Category:Zweijährige]] | [[Category:Zweijährige]] |
Aktuelle Version vom 20. März 2024, 06:59 Uhr
Weitere Namen
Weberkarde, Weberdistel
Botanischer Name
»Dipsacus« von gr. dipsa - Durst (in den um den Stängel verwachsenen Laubblättern sammelt sich Regenwasser), »silvestris« lat. im Wald wachsend, aber auch wild wachsend (im Sinne von nicht kultiviert), Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher
Englischer Name
Teasel
Familie
Kardengewächse, Dipsacaceae
Verbreitung
Europa, Westasien, Nordafrika
Wuchs
zweijährig, kräftige Pfahlwurzel, ausgebreitete Rosette bis 75 cm durchmessend, Blätter bis 30cm lang mit sägeartig bestachelter Mittelrippe an der Unterseite, Seitenränder ebenfalls bestachelt, während der Winterruhe liegt die Rosette flach auf dem Boden, im Frühjahr stellen sich die inneren Blätter auf, schützen den sich entwickelnden Blütenstand, wenn der in die Höhe wächst vergehen die Rosettenblätter, Blütenstand bis über zwei Meter hoch, verzweigt, die am Stängel umfassend wachsenden kreuzgegenständigen Blätter bilden in den Achseln Wasserbehälter, deren Sinn noch nicht zweifelsfrei geklärt ist, eine Theorie geht davon au, dass kriechende Schadinsekten wie Ameisen daran gehindert werden sollen, die Blüten zu erreichen, möglicherweise ernährt sich die Pflanze auch von ertrunkenen Insekten
Standort
sonnig, nahrhafter Boden
Blütezeit
(Juni), Juli, August, September
Blüte
walzenförmiger Blütenstand, unten mit einem Kranz dünner bestachelter Hochblätter, Kelchblätter schmal und spitz, während der Samenreife aushärtend, die Blüte beginnt mittig als Ring um die Walze, teilt sich in zwei Ringe, die nach oben und unten wandern, kleine zart lila Röhrenblüten
Fruchtreife
September, Oktober
Frucht
schmale kantige Samen, werden im Winter häufig durch Nahrung suchende Vögel aus der Karde herausgeschleudert
Vermehrung
durch Aussaat, häufig durch Selbstaussaat
Frosthärte
grün überwinternde Rosette
Tierische Besucher
Bestäubung durch Hummeln, Bienen und Schmetterlinge, Samenstände werden von Finken (Stieglitz) besucht
Pflege
keine Pflege nötig, trockene Samenstände stehen lassen als Winterdekoration und Vogelfutter
Verwendbare Teile
Wurzel, wirksam bei Borreliose, zum Ansetzen einer Tinktur zerkleinerte Wurzel in 40% igem Alkohol etwa vier Wochen ausziehen lassen, schweißtreibend, magenwirksam, harntreibend
Inhaltsstoffe
Glycoside, Mineralstoffe, Kalisalze, Bitterstoffe, Tannin
Status
anwesend, Jungpflanzen vorhanden, Saatgut für Weberkarden vorhanden
Literatur
- Bienenweide und Hummelparadies S.151, Dave Goulson (2021)
- Die Kräuter in meinem Garten, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Die Wildbienen Deutschlands S.342, Paul Westrich (2018)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.210, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.220, Adelbert von Chamisso (1827)
- Kräuter, Burkhard Bohne (2010)
- New Kreüterbuch Cap.LXXXII, Leonhart Fuchs (1543)
- Mit Pflanzen verbunden S.142, Wolf-Dieter Storl (2005)
- Wildpflanzen für jeden Garten S.121, Reinhard Witt (1994)
- kraut&rüben 8/2003, 1/2018 S.53
Geschichte und Geschichten
Pflanzenrosetten sind in ihrer Form etwas sehr faszinierendes. Die Blätter sind so angeordnet, dass sie die größtmögliche Menge Licht abbekommen und möglichst viele Nährstoffe in der Wurzel speichern können. Viele Rosetten bildende Pflanzen sind zweijährig, sie sammeln im ersten Jahr in einer meist rübenförmigen Wurzel Kraft für das Blütenwachstum im zweiten Jahr, verausgaben sich dann so, dass sie nach der Blüte absterben. Die Rosette der Karde kann an günstigen Standorten fast einen Quadratmeter Boden bedecken. Die langen schmal lanzettlichen Blätter sind am Rand kräftig gezähnt und auch auf den Blättern finden sich spitz zulaufende Ausbuchtungen, die sich gern demjenigen in die Haut bohren, der sie ausreißen will. Die Mittelrippe an der Unterseite des Blattes sieht aus wie eine Säge. Die Rosetten sind im Allgemeinen winterhart, frieren bei längerem Kahlfrost zurück, um im Frühjahr schnell wieder auszutreiben. Auf mageren Standorten entwickelt sich dann ein zierlicher, kaum fünfzig Zentimeter hoher Blütenstand. Konnte die Pflanze dem Boden genügend Nährstoffe entnehmen, so begnügt sie sich nicht mit solchen Halbheiten. Sie wächst in kurzer Zeit bis zweieinhalb Meter, verzweigt sich mehrfach und bildet ihre typischen, walzenförmigen Blütenstände aus. Die sind anfangs noch grün und ganz weich. Später stabilisieren sie sich und beginnen auf eigenartige Weise zu blühen, als Ring um die Mitte der Walze, der sich teilt und nach oben und unten wandert. Schmetterlinge, Hummeln und Bienen sind häufige Gäste an den kleinen blass lila Röhrenblüten. Im Spätsommer werden die Walzen starr und holzig, unzählige schmale Samen warten darauf, vom Wind aus ihrer Verankerung gerissen zu werden. Nicht nur der Wind verbreitet die Pflanze, verschiedene Finkenvögel, insbesondere der Stieglitz, wissen, dass hier Futter zu holen ist und lassen einiges an Samen fallen. Bleibt die abgestorbene Karde über Winter stehen, so bietet sie den Vögeln bis zum Frühjahr eine Futterquelle.
Eine Unterart der Wilden Karde ist die Weberkarde (Dipsacus sativus). Sie stammt ursprünglich aus dem westlichen Mittelmeergebiet, gelangte aber schon früh über Frankreich nach Mitteleuropa. Auch sie ist im Allgemeinen zweijährig und bildet eine grundständige Rosette, deren Blätter aber heller grün und unbewehrt sind. Die Ränder sind leicht gewellt und andeutungsweise gebuchtet oder gezähnt, immer aber weich. Der sich in die Höhe schiebende Stängel ähnelt dem der Wilden Karde, auch hier bilden sich am Grund der gegenüber stehenden Blätter Gefäße, die das Wasser auffangen. Unterschiede finden sich am eiförmigen Blütenstand, dessen spitze Kelchblätter sich hakenförmig nach außen biegen, was ihnen eine große Festigkeit verleiht. Die Blüten sind weiß bis zart lila, werden von Bienen und Hummeln besucht. Die nach der Samenreife ausgehärteten Blütenstände dienten lange Zeit zum Aufrauen von Wollgewebe. Bereits aus dem Jahr 1545 stammt ein Bild, auf dem Kardenmacher bei der Arbeit zu sehen sind. Die Samenstände wurden der Länge nach durchbohrt und auf rotierende Stangen montiert, die das Gewebe anrauten ohne die Fasern zu zerstören. Erst 1955 wurde der kommerzielle Anbau der Weberkarde aufgegeben, aber noch heute werden zum Beispiel die Bezüge von Billardtischen auf diese Weise behandelt.
Im sehr feuchten Winter 2023 sind Ende Dezember Samen der Weberkarde gekeimt, mehrere Sämlinge strecken ihre Keimblätter aus dem verholzten Samenstand, der noch hoch auf seinem Stängel thront.