Karde (Dipsacus silvestris): Unterschied zwischen den Versionen
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* kraut&rüben 8/2003 | * kraut&rüben 8/2003, 1/2018 S.53 | ||
====Geschichte und Geschichten==== | ====Geschichte und Geschichten==== |
Version vom 14. Januar 2018, 11:22 Uhr
Weitere Namen
Weberkarde, Weberdistel
Botanischer Name
»Dipsacus« von gr. dipsa - Durst (in den um den Stängel verwachsenen Laubblättern sammelt sich Regenwasser), »silvestris« lat. im Wald wachsend, aber auch wild wachsend (im Sinne von nicht kultiviert)
Englischer Name
Teasel
Familie
Kardengewächse, Dipsacaceae
Verbreitung
Europa, Westasien, Nordafrika
Wuchs
zweijährig, flach am Boden liegende Rosette bis 75 cm durchmessend, Blätter bis 30cm lang mit sägeartig bestachelter Mittelrippe an der Unterseite, Seitenränder ebenfalls bestachelt, Blütenstand bis über zwei Meter hoch, verzweigt, Blätter am Blütenschaft bilden in den Achseln Wasserbehälter
Standort
sonnig, nahrhafter Boden
Blütezeit
(Juni), Juli, August, September
Blüte
walzenförmiger Blütenstand, Blüte geht als Ring von der Mitte nach oben und unten, kleine zart lila Röhrenblüten
Fruchtreife
September, Oktober
Frucht
schmale kantige Samen, werden im Winter häufig durch Nahrung suchende Vögel aus der Karde herausgeschleudert
Vermehrung
durch Aussaat, häufig durch Selbstaussaat
Frosthärte
grün überwinternde Rosette
Tierische Besucher
Bestäubung durch Hummeln, Bienen und Schmetterlinge, Samenstände werden von Finken (Stieglitz) besucht
Pflege
keine Pflege nötig, trockene Samenstände stehen lassen als Winterdekoration und Vogelfutter
Verwendbare Teile
Wurzel, wirksam bei Borreliose, zum Ansetzen einer Tinktur zerkleinerte Wurzel in 40% igem Alkohol etwa vier Wochen ausziehen lassen, schweißtreibend, magenwirksam, harntreibend
Inhaltsstoffe
Glycoside, Mineralstoffe, Kalisalze, Bitterstoffe, Tannin
Status
anwesend, Jungpflanzen vorhanden
Literatur
- Die Kräuter in meinem Garten, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Kräuter, Burkhard Bohne (2010)
- New Kreüterbuch Cap.LXXXII, Leonhart Fuchs (1543)
- Mit Pflanzen verbunden S.142, Wolf-Dieter Storl (2005)
- kraut&rüben 8/2003, 1/2018 S.53
Geschichte und Geschichten
Pflanzenrosetten sind in ihrer Form etwas sehr faszinierendes. Die Blätter sind so angeordnet, dass sie die größtmögliche Menge Licht abbekommen und möglichst viele Nährstoffe in der Wurzel speichern können. Viele Rosetten bildende Pflanzen sind zweijährig, sie sammeln im ersten Jahr in einer meist rübenförmigen Wurzel Kraft für das Blütenwachstum im zweiten Jahr, verausgaben sich dann so, dass sie nach der Blüte absterben. Die Rosette der Karde kann an günstigen Standorten fast einen Quadratmeter Boden bedecken. Die langen schmal lanzettlichen Blätter sind am Rand kräftig gezähnt und auch auf den Blättern finden sich spitz zulaufende Ausbuchtungen, die sich gern demjenigen in die Haut bohren, der sie ausreißen will. Die Rosetten sind im Allgemeinen winterhart, frieren bei längerem Kahlfrost zurück, um im Frühjahr schnell wieder auszutreiben. Auf mageren Standorten entwickelt sich dann ein zierlicher, halbmeter hoher Blütenstand. Konnte die Pflanze dem Boden genügend Nährstoffe entnehmen, so begnügt sie sich nicht mit solchen Halbheiten. Sie wächst in kurzer Zeit bis zweieinhalb Meter, verzweigt sich mehrfach und bildet ihre typischen, walzenförmigen Blütenstände aus. Die sind anfangs noch grün und ganz weich. Später stabilisieren sie sich und beginnen auf eigenartige Weise zu blühen, als Ring um die Mitte der Walze, der sich teilt und nach oben und unten wandert. Schmetterlinge, Hummeln und Bienen sind häufige Gäste an den kleinen blass lila Röhrenblüten. Im Spätsommer werden die Walzen starr und holzig, unzählige schmale Samen warten darauf, vom Wind aus ihrer Verankerung gerissen zu werden. Nicht nur der Wind verbreitet die Pflanze, verschiedene Finkenvögel, insbesondere der Stieglitz, wissen, dass hier Futter zu holen ist und lassen einiges an Samen fallen. Bleibt die abgestorbene Karde über Winter stehen, so bietet sie den Vögeln bis zum Frühjahr eine Futterquelle.