Mutterkraut (Chrysanthemum parthenium): Unterschied zwischen den Versionen
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* Das neue BLV Buch der Kräuter S.47, Richard Mabey (Hrsg.) (1989) | * Das neue BLV Buch der Kräuter S.47, Richard Mabey (Hrsg.) (1989) | ||
* Die Kräuter in meinem Garten S.407, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008) | * Die Kräuter in meinem Garten S.407, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008) | ||
* Die Wildbienen Deutschlands S.329, Paul Westrich (2018) | |||
* Duftpflanzen S.50, Bernd Dittrich (1988) | * Duftpflanzen S.50, Bernd Dittrich (1988) | ||
* Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.464, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013) | * Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.464, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013) |
Version vom 22. Januar 2022, 17:19 Uhr
Weitere Namen
Frauenminze, Mutterkamille, Bertram, Goldfederich, Falsche Kamille, Fieberkraut, Wucherblume
Botanischer Name
»Chrysanthemum« lat. Goldblume, »parthenium« von gr. parthenos - Jungfrau, jungfräuliche Göttin (Benennung auf Grund der Heilwirkung bei Frauenleiden), synonyme Bezeichnung Tanacetum parthenium, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher
Englischer Name
Feverfew
Familie
Korbblütler, Asteraceae
Verbreitung
ursprünglich östliches Mittelmeergebiet, inzwischen in vielen gemäßigten Zonen eingebürgert
Wuchs
ein- bis zweijährig, selten älter werdend, gefiedertes kräftig hellgrünes Laub, Blattwerk 10- 20cm hoch, sehr stabiler, verzweigter Blütenstand, bis 60cm hoch
Standort
sonnig, normaler Gartenboden
Blütezeit
(Mai), Juni, Juli, August
Blüte
doldenrispiger Blütenstand, 5-30 Einzelblüten, Körbchen mit gelben zwittrigen Röhrenblüten, weiße, weibliche Zungenblüten, gelegentlich spontan entstehende gefüllte Varianten, Blüte lang andauernd, Rückschnitt nach der Blüte ergibt häufig eine Nachblüte im Herbst
Fruchtreife
Juli, August, September, Oktober
Frucht
feine längliche Samen mit angedeutetem Pappus
Vermehrung
durch Aussaat, sät sich sehr gern selbst aus, bleibt im Garten, wenn sie einmal da ist, Sämlinge sind an der hellgrünen Färbung leicht zu erkennen
Frosthärte
in nicht zu kalten Wintern grün überwinternd, dann früh blühend und meist besonders große Pflanzen, ansonsten sehr früh im Jahr keimend (schon die Keimlinge haben die typische Fiederung)
Tierische Besucher
gelegentlich treten schwarze Läuse auf
Pflege
durch Selbstaussaat gewachsene Pflanzen lassen sich problemlos verpflanzen, füllen den ganzen Sommer über im Blumenbeet entstehende Lücken, Rückschnitt nach der Blüte fördert Nachblüte
Verwendbare Teile
Blätter und Blüten, in kleiner Menge direkt von der Pflanze oder getrocknet als Tee, beruhigend, krampflösend, fiebersenkend, Uterus stimulierend, regelmäßige Einnahme von einzelnen Blättern kann den Ausbruch von Migräneanfällen verhindern
Inhaltsstoffe
ätherische Öle, Campher, Crysanthenylacetat, Flavonoide, Tannine, Sesquiterpenlactone (hauptsächlich Parthenolid), Harze, Gerbsäuren, Pyrethrin
Status
anwesend, Jungpflanzen vorhanden
Literatur
- Das neue BLV Buch der Kräuter S.47, Richard Mabey (Hrsg.) (1989)
- Die Kräuter in meinem Garten S.407, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Die Wildbienen Deutschlands S.329, Paul Westrich (2018)
- Duftpflanzen S.50, Bernd Dittrich (1988)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.464, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Kräuter S.188, Burkhard Bohne (2010)
- Naturmedizin Heilkräuter S.102, Penelope Ody (2000)
- Obst,Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.223, Karl Josef Strank, Jutta Meurers-Balke (2008)
Geschichte und Geschichten
Herb ist der Duft, den diese meist zweijährige Pflanze bei Berührung ausströmt, kampferlastig und harzig. Das will im ersten Moment gar nicht so richtig passen zu diesem zarten fröhlichen Gewächs. Kräftig hellgrüne, zart gefiederte Blätter und darüber ein lockerer Blütenstand mit Blüten, die an Kamille oder kleine Margeriten erinnern. Gelbe Körbchen voller Röhrenblüten und außen herum weiße Zungen. Immer wieder treten spontan auch gefüllte Blüten auf, die reichhaltige Samenproduktion sorgt für ständigen Nachschub an Jungpflanzen. Die sind sehr anspruchslos und lassen sich überall hin verpflanzen, wo im Sommer Lücken im Blumenbeet entstehen. Die lange Blütezeit und Nachblüte bis weit in den Herbst macht die kleine Wilde zu einem gern gesehenen Gast im Garten. Da die kleinen Samen von Wind und umherstreifenden Tieren mitgenommen werden, hat sich das Mutterkraut auch außerhalb von Gärten angesiedelt, findet sich vielerorts an offenen sonnigen Stellen, wo es von weitem leicht mit Kamille verwechselt werden kann.
Mutterkraut ist schon seit dem Altertum als Heilpflanze bekannt, wurde zur Menstruationsregulierung (aber auch als Abortivum) ebenso eingesetzt wie zur Linderung von Migränekopfschmerzen. Beide Indikationen sind heute wissenschaftlich bestätigt. Sesquiterpene wirken entspannend auf die glatte Muskulatur des Uterus. Das Sesquiterpen Parthenolid könnte für die Verringerung von Migräneanfällen verantwortlich sein, wissenschaftliche Studien konnten das aber bisher nicht zuverlässig bestätigen. Selbstversuche sind möglich, dabei können entweder kleine Mengen Blätter zerkaut, ein Teeaufguß zubereitet oder eine alkoholische Tinktur angesetzt werden. Da alle Pflanzenteile sehr bitter schmecken, ist eine Überdosierung eher unwahrscheinlich. Die Wirkung baut sich ähnlich wie beim Johanniskraut erst nach einiger Zeit (bis zu einem Vierteljahr) auf, eine längere Anwendung wäre also nötig. Vorsicht ist geboten, wenn eine Allergie gegen Kreuzblütler besteht, was auch äußerlich mit entzündlichen Hautreaktionen einhergehen kann.
Die Erstbeschreibung der Pflanze erfolgte durch Carl von Linné zunächst unter dem Namen Matricaria parthenium. Die Zuordnung zu einer Pflanzenfamilie war offenbar nicht ganz einfach, zur Zeit ist Tanacetum parthenium aktuell, das Mutterkraut ist also dem Rainfarn zugesellt.