Hohler Lerchensporn (Corydalis cava): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 19. Januar 2022, 16:44 Uhr
Weitere Namen
Hohlknolliger Lerchensporn, Zottelhose, Haubenlerche, Knolliger Erdrauch, Hohlwurz
Botanischer Name
»Corydalis« von gr. korys - Helm, nach dem helmartigen Sporn der Blüte, »cava« lat. von cavus - hohl, Erstbeschreibung durch August Friedrich Schweigger (1783-1821) deutscher Naturforscher
Englischer Name
Hollow Root
Familie
Mohngewächse, Papaveraceae
Verbreitung
Europa
Wuchs
eher kurzlebige, ausdauernde bis 30cm hohe krautige Pflanze mit hohler, etwa walnussgroßer Knolle, gehört zu den Zweikeimblättrigen, hat aber nur ein Keimblatt, Blätter lang gestielt, graugrün, zipfelig gespalten, nach der Samenreife schnell einziehend
Standort
lichter Schatten, mäßig nahrhafter Boden, am Naturstandort bis in Höhenlagen von 1500m
Blütezeit
März, April, Mai
Blüte
allseitwendiger traubiger Blütenstand mit rosa oder lila, zweiseitig symmetrischen Blüten mit langem gekrümmtem Sporn, gelegentlich treten rein weiße Exemplare auf, ihnen fehlen die farbgebenden Pigmente, die unter den Blüten befindlichen Tragblätter sind ungeteilt
Fruchtreife
Juni, Juli
Frucht
vielsamige schotenartige Kapsel bis 2,5cm lang, schwarz glänzende Samen mit weißlichem Elaiosom
Vermehrung
durch Tochterknollen, Selbstaussaat (Ameisen verbreiten die Samen), Keimung im folgenden Frühjahr mit nur einem Keimblatt, weitere Blätter erst im zweiten Jahr, Blüte erst nach vier Jahren
Frosthärte
unterirdische Teile frosthart, oberirdische vertragen Spätfröste im Frühjahr
Tierische Besucher
Bestäubung durch langrüsselige Hummeln und Bienen, besonders Gehörnte Mauerbiene, kurzrüsselige Hummeln beißen den Sporn an, um an den Nektar zu kommen, Ameisen verbreiten die Samen, indem sie sie verschleppen und das Elaiosom fressen, die Laubblätter dienen den Raupen des vom Aussterben bedrohten Schwarzen Apollofalters als Nahrung
Pflege
keine Pflege nötig, Wuchsort möglichst in Ruhe lassen
Verwendbare Teile
Knolle, entzündungshemmend, beruhigend, keine Selbstmedikation, da giftig
Inhaltsstoffe
Alkaloide (Corydalin), Bulbocapnin, Corypalmin, Tetrahydropalmatin
Status
anwesend
Literatur
- Das neue BLV Buch der Kräuter S.59, Richard Mabey (Hrsg.) (1989)
- Die Kräuter in meinem Garten, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.603, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Geheimnisse der Pflanzenwelt S.92, Gerd K. Müller, Christa Müller (2003)
- Giftpflanzen Pflanzengifte, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.184, Heinz Görz (1987)
- Wildpflanzen für jeden Garten S.152, Reinhard Witt (1994)
- kraut&rüben 3/2007, 1/2018 S.32
Geschichte und Geschichten
Der Hohle Lerchensporn tritt gern in größeren Beständen auf, verbreitet sich durch Tochterknollen und durch Samen, die von Ameisen verschleppt werden, da sie über ein nahrhaftes Anhängsel verfügen. Die aus Samen wachsenden Pflanzen blühen erst nach etwa vier Jahren zum ersten Mal. Bis dahin sind sie nur an den Blättern zu erkennen, die aber schon im Mai wieder verschwunden sind. Der Hohle Lerchensporn ist an ein Leben im lichten Laubwald angepasst, wo er den sichtbaren Teil seiner Existenz bereits früh im Jahr durchläuft, ehe die Bäume zu viel Schatten werfen. Im Garten mag er einen ähnlichen Standort und möchte weitgehend sich selbst überlassen werden. Häufiges Jäten behagt ihm nicht, in einem naturnahen Bereich unter sommergrünen Sträuchern oder Bäumen breitet er sich mit den Jahren aus und bietet mit seiner frühen Blüte ein Nektarangebot für viele Bienen und Hummeln. Da der Lerchensporn so schnell wieder verschwindet lässt er sich gut mit anderen bodendeckenden Pflanzen kombinieren, die dann den Boden für die ruhende Knolle feucht halten. Der Hohle Lerchensporn kommt mit relativ wenig Licht aus, wächst im Flachland in lichten Wäldern. Im Gebirge, wo die Luftfeuchtigkeit höher und die Temperaturen niedriger sind gedeiht er auch auf offenen Wiesenflächen.
In der traditionellen chinesischen Medizin wird die Wurzel des Hohlen Lerchensporn als Schmerzmittel insbesondere bei Menstruationsbeschwerden, aber auch bei Magen- und Kopfschmerzen eingesetzt. Aktuellen Forschungen zufolge liegt die schmerzlindernde Wirkung bei etwa einem Prozent derer von Opium.