Rote Lichtnelke (Silene dioica)
Weitere Namen
Rotes Leimkraut, Rote Waldnelke, Herrgottsblut
Botanischer Name
»Silene« nach dem Satyr Silen, der fettbäuchig und aufgedunsen dargestellt wird so wie der Samenstand der Pflanze, »dioica« zweihäusig von gr. di - zwei und gr. oikos - Haus
Englischer Name
Red Campion
Familie
Nelkengewächse, Caryophyllaceae
Verbreitung
Europa, Westasien, Nordafrika
Wuchs
zweijährig bis kurzlebig ausdauernd, weiche knotige Triebe teils aufrecht, teils liegend bis 70cm lang, weich behaart, Blätter gegenständig, glatt oval spitz zulaufend, Blüten endständig
Standort
sonnig bis halbschattig, kalkhaltiger, mäßig nahrhafter Boden, am Naturstandort bis in Höhen von 2400 Metern
Blütezeit
Juni, Juli, August, September, (Oktober)
Blüte
fünfzählige rosa Blüte (je nach Pflanze männlich oder weiblich), scheinbar Stieltellerblüte, deren Kronblätter aber getrennt sind und nur durch den engen verwachsenen Kelch zusammen gehalten werden, im Sommer kräftig rosa, im Herbst eher blass, unterschiedliche Angaben gibt es zur Öffnungszeit der Blüten, die entweder nur tags geöffnet sein sollen oder aber abends aufgehen und dann zwei bis drei Tage durchgehend geöffnet bleiben (meine Beobachtungen gehen dahin, dass sie mehrere Tage offen bleiben und sich erst im Verwelken schließen)
Fruchtreife
August, September, Oktober
Frucht
kugelige Kapsel, oberer Rand mit meist zehn Zacken sternartig gezähnt, die kleinen Samen werden hauptsächlich durch den Wind heraus geschüttelt, bei feuchter Witterung schließt sich die Öffnung so dass die Samen nicht ausfallen können
Vermehrung
durch Aussaat im Frühjahr, Selbstaussaat
Frosthärte
Grundblätter meist grün überwinternd, Wurzel frosthart
Tierische Besucher
Bestäubung durch Schmetterlinge, die mit ihrem langen Rüssel an den tief in der Blüte verborgenen Nektar herankommen (verschiedene Tagfalter und Spanner, Wegerichbär), Hummeln beißen gelegentlich den Kelch auf, um so an den süßen Saft zu gelangen, Blatt ist Nahrung für die Raupen von Seifenkrauteule und Nelkeneule, Finken picken gelegentlich Löcher in die noch geschlossenen Kapseln, um an die Samen zu gelangen
Pflege
Rückschnitt im Frühjahr, Blütenstände eventuell hochbinden
Verwendbare Teile
Blätter werden in Italien als Füllung für Teigtaschen verwendet, die zerstoßenen Samen wurden früher zu einem Brei verrührt und als Mittel gegen Schlangenbisse eingesetzt, aus den Wurzeln lässt sich eine Reinigungslauge herstellen
Inhaltsstoffe
Triterpensaponide
Status
anwesend
Literatur
- Das Summen in der Wiese S.216, Dave Goulson (2014)
- Die Blüte S.318, Dieter Heß, (1983)
- Hagebutte & Co S.166, Angalika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
- ...und grün des Lebens goldner Baum S.234, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
- Wildblumen im Hausgarten S.72, John Stevens (1987)
- Wildpflanzen für jeden Garten S.72, Reinhard Witt (1994)
Geschichte und Geschichten
Die Rote Lichtnelke ist eine recht langlebige Staude, die sich ihren Standort gern selbst aussucht und dann ihre langen Wurzeln in den Untergrund schiebt, wo sie sich gut festhält. Ihren Bedarf an Feuchtigkeit kann sie so weitgehend selbst decken, sieht noch zufrieden aus wenn die Pflanzen ringsum schon etwas schlapp machen. Im Frühjahr erscheint zunächst ein dickes Büschel saftiger Triebe, die anfangs noch leicht behaart sind. Sobald es warm und hell genug ist, löst sich diese kompakte Grundform schnell auf. Mit den ersten Blüten steht der Stängel noch aufrecht, bald ist er aber so lang, dass er sein eigenes Gewicht nicht mehr tragen kann und sich gemütlich auf der umgebenen Vegetation ablegt. Dort wächst er immer weiter, so dass es im Herbst schon einige Mühe kosten kann, die Herkunft der letzten Blüten zu ermitteln. Vom Namen her ist die rote Lichtnelke zweihäusig, was aber nur bedingt richtig ist, denn es gibt drei Varianten. Eine trägt nur männliche Blüten, eine nur weibliche und die dritte beide.