Echter Meerkohl (Crambe maritima)
Weitere Namen
Strandkohl, Seekohl
Botanischer Name
»Crambe« (1) von gr. krambe - Kohl, (2) gr. krambos - Schrumpfkrankheit bei Trauben, wegen der runzeligen Blätter, »maritima« von lat. maritimus - Meer- Strand- See-, mare - Meer
Englischer Name
Seakale
Familie
Kreuzblütler, Brassicaceae
Verbreitung
Küsten von Nord - und Ostsee, Schwarzes Meer
Wuchs
ausdauernd, kräftige verzweigte Wurzel, rosettig, gewellte große graugrüne Blätter etwa 30cm hoch, Blütenstand bis 80cm hoch
Standort
salzhaltige sandige Böden, wobei die lange Wurzel tief in den Untergrund vordringt um sich mit Nährstoffen und Wasser zu versorgen, bevorzugt am Meer, häufig einziger Bewuchs
Blütezeit
Mai, Juni
Blüte
kräftige oben verzweigte Traubenrispe, nach längerer Blütezeit auseinander fallend, weiße vierzählige Stieltellerblüte mit abgerundeten Blütenblättern
Fruchtreife
September
Frucht
zweigliedriges Schötchen, unterer Teil stängelförmig, oberer Teil kugelig mit einem schwimmfähigen Samen, Verbreitung durch die Meeresbrandung
Vermehrung
durch Aussaat
Frosthärte
im Herbst einziehend, Wurzel frosthart
Tierische Besucher
am Naturstandort wird er gern von Kaninchen gefressen
Pflege
Meerkohl benötigt sandigen Boden der trotzdem nährstoffreich und leicht salzhaltig sein muss, zudem genügend Sonne, Bedingungen die im Garten meist nicht leicht herzustellen sind
Verwendbare Teile
junge Blätter und knospiger Blütenstand als Gemüse, meist in gebleichter Form, steht unter Naturschutz, keine Wildsammlung
Inhaltsstoffe
Kohlenhydrate, Proteine, Vitamin C, Senfölglycoside
Status
anwesend
Literatur
- Alte Gemüsesorten S.95, Elke Achtner-Theiss, Sabine Kumm (2015)
- Der neugierige Gärtner S.80, Jürgen Dahl (1998)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.530, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013)
- Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.52, Detlev Henschel (2002)
- Feld- Wald- und Wiesenkochbuch S.78, Eve Marie Helm (1978)
- Geheimnisse des Küchengartens S.83, Susan Campbell (1983)
- Goethes Gärten in Weimar S.104, Dorothee Ahrend, Gertraud Aepfler (1994)
- Handbuch Samengärtnerei S.253, Andrea Heistinger (2004)
- Köstliches aus dem Garten S.110, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
- Pflanzen am Ostseestrand S.12, Rolf Reinicke (2015)
- Pflanzen auf Hiddensee S.116, Irmgard Blindow (2010)
- kraut&rüben 1/2011
Geschichte und Geschichten
Der echte Meerkohl ist wie sein Name schon vermuten lässt ein Gewächs der Meeresküsten. Er braucht das raue Klima und den salzigen, sandigen Boden, gedeiht häufig an Stellen, wo sonst nichts mehr wachsen will. Seine kräftige rübenförmige Wurzel bohrt er tief in den Untergrund, sie gibt ihm Halt, auch wenn um ihn herum das Wetter tobt. Besonders in Großbritannien war die Pflanze früher allgegenwärtig und schon im Jahre 1731 fand sie als Gemüse Erwähnung. Zunächst wurden die jungen Blätter und Blütenstände direkt vom Strand geholt. Besonders an küstennahen Standorten wurde Meerkohl aber auch bald angebaut, um den wachsenden Bedarf zu decken. Die einfache Bevölkerung holte sich ihren Anteil weiter aus Wildvorkommen, was nur während eines recht kurzen Zeitraumes während des Austriebs möglich war. Sobald die Blätter größer werden und dem Sonnenlicht ausgesetzt sind, entwickeln sie einen zu strengen Geschmack. Bereits 1822 tauchten die ersten speziellen Töpfe auf, mit denen der Meerkohl gebleicht werden konnte. Das verlängerte die die Erntezeit enorm, denn kaum hatte sich die Pflanze im Herbst unter die Erde zurück gezogen, wurde sie im beheizten Gewächshaus zu neuem Austrieb angeregt und das den ganzen Winter lang. Auf Feldern wurden die Pflanzen mit zweiteiligen Töpfen versehen, deren einer Teil halb eingegraben den Wurzelbereich schützte und zudem außen herum mit einer wärmenden Verkleidung aus Stallmist versehen war. Oben drauf saß ein hoher abnehmbarer Deckel, unter dem die bleichen Triebe wachsen konnten und leicht zu ernten waren. Die Briten waren so begeistert von ihrem Meerkohl, dass sie ihn fast ausgerottet haben.
Auch in Deutschland gibt es nur wenige Standorte, an denen der Meerkohl noch wild vorkommt. Auf Hiddensee existieren einige Bestände und und an der Eckernförder Bucht ist es durch Schutzmaßnahmen gelungen, ihn wieder anzusiedeln. Hier waren es weniger die Menschen, die ihm zusetzten, als die Kaninchen, auf deren Speiseplan junge Meerkohltriebe ganz weit oben stehen.