Gewöhnlicher Reiherschnabel (Erodium cicutarium)
Weitere Namen
Schierlingsblättriger Reiherschnabel
Botanischer Name
»Erodium« von gr. erodios - Reiher, »cicutarium« von lat. cicuta - Gefleckter Schierling, Herkunft ungeklärt, schon vor Linne in Gebrauch, möglicherweise wegen der Ähnlichkeit der Blätter
Englischer Name
Heronsbill
Familie
Storchschnabelgewächse, Geraniaceae
Verbreitung
weltweit auf Brachland und Binnendünen, Sandzeigepflanze
Wuchs
ein- bis zweijährige zierliche weich behaarte Rosette mit paarig gefiederten Blättern etwa 20cm hoch, Blütenstand bis 30cm hoch, verschwindet meist im Herbst, im Spätsommer gekeimte Pflanzen überwintern gelegentlich grün
Standort
sonnig, normaler Gartenboden
Blütezeit
(April), Mai, Juni, Juli, August, (September)
Blüte
fünfzählige, kleine rosafarbene Blüten an locker doldigem verzweigten Blütenstand, leicht umfallend, Samenbildung hauptsächlich durch Selbstbestäubung
Fruchtreife
August, September
Frucht
langer zugespitzter (Reiher-) Schnabel, kleiner rundlicher Same
Vermehrung
durch Selbstaussaat, die Grannen der Teilfrüchte rollen sich bei Trockenheit spiralig auf, strecken sich bei Feuchtigkeit und bohren sich so in die Erde
Frosthärte
Samen frosthart, gelegentlich überwintern im Spätsommer gewachsene Pflanzen als flach aufliegende Rosette
Tierische Besucher
Bestäubung durch Bienen, Hummeln aber auch kleine Käfer
Pflege
keine Pflege nötig
Verwendbare Teile
junge Pflanzenteile als Salatzutat
Inhaltsstoffe
Gerbstoffe, Gallussäure, Flavonoide, ätherische Öle, Zucker, Fruchtsäuren, geringe Mengen Koffein
Status
anwesend
Literatur
- Das kleine Buch der Botanischen Wunder S.68, Ewald Weber (2012)
- Geheimnisse der Pflanzenwelt S.180, Gerd K.Müller, Christa Müller (2003)
Geschichte und Geschichten
Die Sämlinge des Reiherschnabels sind so klein und unaufällig, dass sie meist schon als Unkraut ausgerissen werden, bevor sie sich zu erkennen geben. Das ist schade, denn dieses zarte Storchschnabelgewächs sollte hier und da im Garten stehen bleiben, und sei es nur wegen der "Schnäbel". Das Blattwerk ist sehr weich und sobald die Pflanze etwas größer ist, wird die ganz eigene feine Fiederung sichtbar. Je nahrhafter der Boden, desto üppiger breitet sich die kleine lockere Rosette aus. Der Blütenstand ist doldenähnlich aufgebaut und die fünfzähligen Blüten leuchten rosa mit einer feinen Aderung. Die storchschnabeltypischen Fruchtstände sind beim Reiherschnabel im Verhältnis zur Blütengröße ungewöhnlich lang, was ihnen wohl den Namen eingebracht hat. Sobald sie abgetrocknet sind öffnen sie sich explosionsartig und schießen den rundlichen Samen ein ganzes Stück weit weg von der Mutterpflanze. Der Same hängt an einer Granne, die sich bei Trockenheit spiralig aufrollt und bei Feuchtigkeit streckt. Mit dieser Technik kann er sich ein Stück von der Mutterpflanze entfernen und sich in die Erde bohren. Bei milder Witterung keimen einige Samen bereits im Herbst, gelegentlich erscheinen im November noch einzelne Blüten, die meisten Samen warten bis zum nächsten Frühjahr und bleiben hoffentlich am Leben, um weitere Reiherschnäbel hervor zu bringen. Bleibt der Winter mild, so überleben einige Rosetten dicht an den Boden geschmiegt. Die haben im Frühjahr einen guten Vorsprung, blühen und fruchten schon im Frühsommer.
Der Reiherschnabel verträgt einen recht hohen Salzgehalt im Boden, ist daher recht häufig an der Ostseeküste zu finden, wo er am Rand von Weißdünen große, sehr kräftige Rosetten bildet. Die Stängel der Blüten sind meist deutlich kürzer als im Binnenland, um den ständigen Winden Stand zu halten.