Waldrebe (Clematis vitalba)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Waldrebe, Austrieb (15.3.)

Baumwürger, Weiße Waldrebe, Teufelszwirn

Botanischer Name

»Clematis« gr. klematís - Name verschiedener rankender Pflanzensippen (klêma - Zweig), »vitalba« von lat. vitis - (Wein)-Ranke und albus - weiß, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Woodbine, Old Man's Beard, Travelor' Joy

Familie

Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae

Verbreitung

Süd-, West-, Mitteleuropa, in Höhenlagen bis 1500m

Wuchs

ausdauernd, lange linkswindende verholzende Triebe bildend, Laubblätter meist fünfteilig, Blattstiele teilweise zu Ranken umgebildet, Blattränder unregelmäßig gezähnt, teilweise ganzrandig, an günstigem Standort kann die Pflanze bis zu 10m hoch in umstehende Büsche und Bäume hineinklettern, die verholzten Stängel treiben an den Blattknoten im Frühjahr wieder aus

Standort

halbschattig, nicht zu trocken, Kletterhilfe nötig

Blütezeit

(Mai), Juni,Juli

Blüte

in Blattachseln und endständig auftretende rispige Blütenstände, vorweibliche Scheibenblumen mit meist vier Kronblättern und vielen Fruchtblättern

Fruchtreife

November, Dezember

Frucht

kugelig angeordnete Samen mit langen weißen federartigen Flughaaren, die Samen reifen erst im Winter aus, bleiben bis zum Frühjahr an der Pflanze haften

Vermehrung

Selbstaussaat, Aussaat im Herbst im Freiland (Kaltkeimer), Stecklinge

Frosthärte

Laubblätter fallen im Herbst ab, die Pflanze treibt an den Blattknoten im Frühjahr wieder aus, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung durch Honigbienen, Fliegen und Käfer

Pflege

ältere Pflanzen im Spätwinter kräftig zurück schneiden, da sie sonst alles überwuchern

Verwendbare Teile

junge Blätter und Stängel wurden früher ausgekocht und als Gemüse verwendet, was wegen der Giftwirkung aber nicht zu empfehlen ist, der frische Pflanzensaft kann hautreizend wirken

Inhaltsstoffe

Saponine, Proteine, Fette, Kaffeesäurederivate, Protoanemonin

Status

anwesend

Literatur

  • A Contemplation upon Flowers S.85, Bobby J.Ward (1999)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.588, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (1999)
  • Enzyklopädie Essbare Pflanzen S.410, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.242, Roth, Daunderer, Kormann (1984)

Geschichte und Geschichten

Sie ist die wilde Schwester unserer groß und bunt blühenden Kultur-Clematis und so benimmt sie sich auch. Mit ihrer ungezähmten Lebensfreude erklimmt sie alles was im Wege steht, bis hoch in die Baumwipfel. Ihre links windenden Triebe verholzen, können im Laufe der Jahre Armdicke erreichen. Auch wenn sie im Winter tot wirkt, treibt sie im Frühjahr an allen Blattknoten wieder aus und aus der kräftigen Wurzel kommt weitere Verstärkung nach, bis nicht mehr zu erkennen ist, wo das ganze Gewirr entstanden ist. Da sich die Waldrebe nicht nur mit ihren Haupttrieben festhält sondern auch mit zu Ranken umgebildeten Blattstielen, ist sie kaum zu entfernen. Im Garten sollte also darauf geachtet werden, dass rechtzeitig ein kräftiger Rückschnitt erfolgt und sie nur in Bäume klettern darf, wenn diese in der Lage sind, ihr Gewicht zu tragen. Die Blüten der wilden Clematis sind klein und farblich nicht besonders auffällig, aber es sind sehr viele und der eigenartige Duft den sie ausströmen ist in einigem Umkreis wahrnehmbar. Ein bisschen fischig, ähnlich wie Weißdorn und Eberesche. Nach der sommerlichen Blüte entwickeln sich die Samenstände. Vom Aufbau sind sie typisch für Hahnenfußgewächse, aber an jedem Samen befindet sich ein langer federiger weißer Fortsatz und das ganze Gewächs wirkt wie mit einem Pelz besetzt. Die Samen reifen erst im Winter aus, bleiben bis zum Frühjahr an der Pflanze und werden dann auf unterschiedlichen Wegen verteilt. Viele nimmt der Wind mit, einige bleiben an Tieren hängen oder werden gar von Vögeln zum Nestbau benutzt. Sind sie am Boden angekommen bohren sie sich bei wechselnder Feuchtigkeit aktiv in die Erde, brauchen die Kälteeinwirkung eines weiteren Winters um zu keimen.

Der stark hautreizende Pflanzensaft wurde im Mittelalter von Bettlern dazu verwendet, sich schwärende Hautverletzungen beizubringen um Mitleid zu erregen, und das Spendenaufkommen zu erhöhen. In schlechten Zeiten wurden die ganz jungen Triebe und Blätter ausgekocht und als Gemüse gegessen.