Zwergtamarillo (Solanum abutiloides)

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Weitere Namen

Zwergtamarillo, Öhrchen-Blätter am Haupttrieb (4.10.)
Zwergtamarillo, Blüte (3.10.)
Zwergtamarillo, Blüte (29.8.)
Zwergtamarillo, Wuchs (4.10.)
Zwergtamarillo, Früchte (29.8.)

Zwerg-Baumtomate, Brasilianischer Samtpfirsich

Botanischer Name

»Solanum« möglicherweise von lat. solari - trösten (wegen der beruhigenden Wirkung einiger Vertreter der Nachtschattengewächse), »abutiloides« von Abutilon - Schönmalve (wegen der weichen Behaarung), synonyme Benennung Cyphomandra abutiloides

Englischer Name

Dwarf Tamarillo

Familie

Nachtschattengewächse, Solanaceae

Verbreitung

Südamerika, Bolivien, Argentinien, bis 3600m Höhe

Wuchs

ausdauernd, 1-3m hoher Baum oder Strauch, Stamm, Blätter und Früchte samtig behaart, große weiche Blätter die schnell auf Wassermangel reagieren, an jungen Trieben Achselblätter, die sich wie Öhrchen an die Blattstängel schmiegen, die ganze Pflanze hat einen eigenwillig strengen Geruch

Standort

sonnig, Kübelpflanze, nahrhafte Erde, die nicht austrocknen sollte

Blütezeit

(Juni), Juli, August, September, Oktober

Blüte

doldenähnlicher Blütenstand mit 15-30 leicht nickenden Einzelblüten, Stängel samtig behaart, weiße typische Nachtschatten-Blüte, fünfzählig mit verwachsenen Kronblättern

Fruchtreife

(Juli), August, September, Oktober, (November)

Frucht

im Schutz der Kelchblätter bildet sich eine knapp 1cm durchmessende runde bis eiförmige Beere mit samtigem Pelz, kräftig oranger Farbe und in weichem Fruchtfleisch eingebettet viele kleine helle Samen, die Früchte stehen aufrecht auf annähernd gleicher Höhe

Vermehrung

Aussaat im Frühjahr, gelegentlich Selbstaussaat im Folgejahr, wenn Früchte abgefallen sind

Frosthärte

nicht frosthart, hell und kühl überwintern

Tierische Besucher

Bestäubung durch Hummeln und Bienen

Pflege

der kleine Baum ist sehr pflegeleicht, sollte im Frühjahr kräftig zurück geschnitten werden und treibt dann in frischer, nährstoffreicher Erde schnell wieder kräftig aus, der Kübel sollte groß genug sein, damit er bei Wind nicht kippt (eventuell mit Steinen beschweren), wegen der großen weichen Blätter braucht die Tamarillo viel Wasser (an sonnigen warmen Tagen bis zu drei Mal), ausgesäte Pflanzen blühen und fruchten im ersten Jahr erst spät, das ändert sich ab dem zweiten Jahr, dann ist die Ernte auch entsprechend größer

Verwendbare Teile

die orangen samtigen Beeren schmecken bitter-süß (je früher im Jahr sie reifen, desto süßer), am Besten direkt vom Strauch naschen sobald sie sich leicht ablösen lassen, aber auch für Obstsalat oder Kuchen geeignet, die ganze Pflanze hat eine pilzhemmende Wirkung

Inhaltsstoffe

in der Wurzel Glycoside, pilzhemmende Sesquiterpene, in den Früchten Vitamine, Abutiloside ( steroidale Glycoside)

Status

anwesend, Jungpflanzen vorhanden

Literatur

  • Der Stinkgarten S.55, Jürgen Dahl (1997)

Geschichte und Geschichten

Ein Foto machte mich neugierig. Es zeigte die Früchte der Zwergtamarillo und die sahen so eigenwillig schön aus mit ihrem samtigen Pelz, dass ich sofort Samen bestellen musste... Die Anzucht ist denkbar einfach. Da die Pflanzen keinen Frost vertragen werden die Samen am Besten im Haus ausgesät, dann haben sie bis zum Sommer schon eine gewisse Größe. Etwas eigenwillig ist der Geruch, den die Pflanze bei jeder noch so leichten Berührung verströmt. In seinem Buch vom Stinkgarten meint Jürgen Dahl, die Blätter »riechen wie Dieselöl mit einem spitzen, an Gärung gemahnenden Oberton«, gewöhnungsbedürftig auf jeden Fall... Sobald die letzten Nachtfröste vorbei sind, darf die Tamarillo in einem ausreichend großen Topf nach draußen. Sie braucht ein warmes sonniges Plätzchen und eine Menge Wasser. Die großen weich behaarten Blätter zeigen deutlich an, wann die Gärtnerin mal wieder nachlässig war. Zum Glück gewinnen sie ihre Spannung sofort zurück, wenn der Wurzelballen wieder nass ist. Im ersten Jahr wird die Pflanze gut einen halben Meter hoch, verzweigt sich nur wenig. Die ersten Blüten erscheinen im August in einer verzweigten Trugdolde. Während die Blüten leicht nicken, richten sich die Stängel mit den reifenden Früchten auf. Es ist kaum möglich, der Versuchung zu widerstehen, sie zu berühren, sehen sie doch tatsächlich aus wie auf dem Foto, von kurzen weichen Härchen überzogen. Der Geschmack ist etwas gewöhnungsbedürftig. Süß, aber gleichzeitig deutlich bitter. Anfangs war ich nicht sicher, ob mir das gefällt und ich noch eine große Pflanze im Haus überwintern möchte, wo der Platz doch ohnehin knapp ist. Ich habe sie überwintert und sie hat sich als sehr pflegeleicht erwiesen. Die meisten Blätter gehen zwar verloren, weil unsere Winter einfach zu dunkel sind, aber nach einem kräftigen Rückschnitt im Frühjahr sieht der Sämling vom Vorjahr fast schon wie ein kleiner Baum aus. Er wächst schnell und die ersten Blüten erscheinen schon Ende Juni, so dass die Früchte früher reifen, entsprechend mehr Sonnenwärme bekommen und viel besser schmecken. Bis zum Frost blüht und fruchtet der Strauch weiter, die letzten Früchte reifen im Haus nach, sind dann allerdings nicht mehr so süß. Rund um den Gartenstandort vom Vorjahr sind Jungpflanzen erschienen, die Samen haben den Winter im Freiland also gut überstanden. Aus Platzmangel sind einige Pflanzen schon im Spätherbst auf zwanzig Zentimeter zurück geschnitten und im dunklen (gerade eben frostfreien) Keller überwintert worden. Das hat ihnen nicht geschadet, sie haben genauso schnell wieder ausgetrieben, wie die warm überwinterten Exemplare.

Zum ersten Mal beschrieben wurde die Zwergtamarillo 1879 von August Griesebach.

Der Zwergtamarillo sehr ähnlich ist der Wollblütige Nachtschatten, der ursprünglich aus Uruguay und Südostbrasilien stammt, mittlerweile aber an vielen frostfreien Orten eingebürgert, bzw ausgewildert ist und teilweise invasiv auftritt. Die Blüten des Wollblütigen Nachtschatten sind lila und er enthält besonders in den unreifen Früchten größere Mengen Glycoalkaloide und Solasodin. Auch die reifen Früchte sind giftig und für den Verzehr ungeeignet.

Kulinarisches

Aus den Früchten lässt sich eine herb-aromatische Marmelade herstellen (eventuell in Mischung mit Orangensaft). Die Früchte sollten zerkleinert verarbeitet werden, da sie beim Kochen nicht zerfallen.