Sanddorn (Hippophae rhamnoides)
Weitere Namen
Seedorn, Meerdorn, Stranddorn, Haffdorn, Korallendorn, Weidendorn
Botanischer Name
»Hippophae« von Hippos - Pferd und phaos - Licht, »rhamnoides« kreuzdornähnlich
Englischer Name
Sea Buckthorn
Familie
Ölweidengewächse, Elaeagnaceae
Verbreitung
Europa, Innerasiatische Gebirge
Wuchs
ausdauernd, verholzender sparriger Strauch bis 4m hoch (Zuchtformen bis 10m), flach wurzelnd mit wenigen Senkwurzeln, Ausläufer bildend, Wachstum hauptsächlich im äußeren Kronenbereich, daher innen häufig verkahlend, schmale lanzettliche graugrüne Blätter, Blüten am zweijährigen Holz
Standort
sonnig, sandiger magerer Boden
Blütezeit
März, April
Blüte
streng zweihäusig, weibliche und männliche Blüten auf verschiedenen Sträuchern, weibliche Blüten auf Fortpflanzungsorgane reduziert, sehr unauffällig, Windbestäuber
Fruchtreife
(August), September, Oktober
Frucht
längliche Scheinfrüchte, Steinbeeren, gelb, orange oder rot bis in den Winter am Holz haftend, gefüllt mit einer breiigen Flüssigkeit und einem einzelnen Kern
Vermehrung
durch Aussaat, die Pflanzen bilden in größerem Umkreis kräftige Wurzelausläufer, die von der Mutterpflanze getrennt und verpflanzt werden können (mit anderen Worten, sie wuchert...)
Frosthärte
spät Laub abwerfend, frosthart
Tierische Besucher
Kleintiere wie Marienkäfer überwintern zwischen den Beeren, im Sommer 2018 haben Elstern die Ernte der Beeren übernommen...
Pflege
Sanddorn neigt zum Wuchern, im Garten benötigt er viel Platz oder eine Wurzelsperre
Verwendbare Teile
Beeren, meist in verarbeiteter Form als Saft, Fruchtaufstrich, aus Fruchtfleisch und Kernen wird Öl gewonnen
Inhaltsstoffe
Vitamin C (in Höhenlagen bis zu 1300mg/100g), weitere Vitamine, Spurenelemente, Karotinoide
Status
anwesend
Literatur
- Aromaschätze Wildfrüchte und Gewürze S.73, Markusine Guthjahr (2008)
- Bärlauch und Judenkirsche S.129, Gerhild Birmann-Dähne (1996)
- Beeren Wildobst S.84, Maria Bachler (1997)
- Die Kräuter in meinem Garten S.481, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten S.136, Helmut Pirc (2015)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.163, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.231, Heinz Görz (1987)
- Homegrown Revolution S.243, James Wong (2012)
- Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.130, Adelbert von Chamisso (1827)
- Klassische Kräuter und Heilpflanzen S.134, Giola Romagnola, Stefania Vasetti (1996)
- Kölbls Kräuterfibel S.263, Konrad Kölbl (1993)
- Köstliches von Hecken und Sträuchern S.64, Markus Strauß (2011)
- Kräuter S.219, Burkhard Bohne (2010)
- Sammelnüsschen und Panzerbeeren S.56, Rosemarie Gebauer (2017)
- Wildes Obst S.65, Hans-Joachim Albrecht (2018)
- Wildfrüchte Köstlichkeiten aus der Natur S.92, Markusine Guthjahr (2011)
- Wildobst S,75, Helmut Pirc (2009)
- Wildpflanzen auf unserem Tisch S.110, Dagmar Lánská (1990)
- Wo der Pfeffer wächst S.227, Hansjörg Küster (1987)
- kraut&rüben 10/1994, 9/1998, 3/2000, 1/2007 S.19, 10/2009 S.57, 10/2018 S.72
Geschichte und Geschichten
Sanddorn – der Name klingt ein bisschen nach Urlaub an der See. In weiten Küstenbereichen von Nord- und besonders Ostsee sind die graugrünen, schmalen Blätter und leuchtend orange farbenen Früchte allgegenwärtig. Auf das Meer angewiesen ist der Sanddorn nicht. Seine Ursprünge werden eher in innerasiatischen Gebirgen vermutet, wo er leichte, erosionsgefärdete Böden besiedelt. Die europäischen Vorkommen werden als Reste einer viel weiteren Verbreitung nach der letzten Eiszeit angesehen. Damals besiedelte der Sanddorn als Pioniergehölz große, gerade vom Eis freigegebene Flächen, bis die aufwachsenden Wälder ihm das Licht nahmen. Übrig blieben nährstoffarme Schotter- und Sandböden in Gebirgstälern und an den Küsten, die starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind und wo andere Gehölze sich nicht halten können. So sind die natürlichen Sanddornvorkommen in Europa auf Nord- und Ostseeküste, sowie den Alpenraum konzentriert. Durch das riesige Verbreitungsgebiet über den gesamten eurasischen Raum und seine Anpassungsfähigkeit bildet der Sanddorn viele regional eng begrenzte Varianten aus. Der deutsche Name bedarf kaum einer Erklärung, für den botanischen gibt es hingegen mehrere Ansätze. Hippophae setzt sich aus gr."hippos" Pferd und "phaos" Licht zusammen. Eine Deutung besagt, dass die Beeren früher als Augenheilmittel für Pferde eingesetzt wurden, eine andere, dass Pferde, die mit dem Laub gefüttert wurden ein besonders glänzendes Fell bekamen. "Rhamnoides" bedeutet kreuzdornähnlich und verweist auf die ehemalige Zugehörigkeit des Sanddorn zu den Kreuzdorngewächsen. Heute gehört er zur Familie der Ölweidengewächse (Elaeagnaceae), was bei näherer Betrachtung durchaus einleuchtet. Sanddorn wächst strauchig, je nach Sorte und Standort 1- 4 Meter hoch, gelegentlich auch baumartig, bis 10 Meter. Typisch ist die sparrig verzweigte Wuchsform. Während die meisten Strauchgehölze aus der Basis austreiben und sich so erneuern, findet das Wachstum des Sanddorn zum größten Teil im äußeren Kronenbereich statt. Hier bilden sich die Enden der Jahrestriebe bereits im Sommer zu Sprossdornen um, die während des Herbstes verholzen. Die äußeren Blattknospen werden gar nicht ausgebildet, was die darunter liegenden zu starkem Wachstum anregt und zu quirlartigen Langtrieben führt. Am unteren Teil der ein- bis dreijährigen Triebe entstehen die Blütenknospen. Die Jungtriebe sind deutlich an der hellgrauen Färbung erkennbar, die nach einiger Zeit in das dunkle Braun des Altholzes übergeht. Die schmal lanzettlichen, kurzstieligen Blätter haben eine graugrüne, weiß punktierte Oberfläche, die Unterseite ist silbrig und leicht filzig. Die graugrüne Fernwirkung deutet schon darauf hin, dass der Sanddorn mit einer starken Sonneneinstrahlung gut zu Recht kommt. Ein flaches, weitgreifendes Wurzelsystem gibt den Sträuchern Halt auf sandigen Dünen oder Geröllflächen. Nur wenige Senkwurzeln dringen in tiefere Bodenschichten vor, auf der Suche nach Grundwasser. An den flach verlaufenden Wurzeln bilden sich leicht Nebensprosse, die zur Ausbreitung des Gehölzes beitragen. Der Sanddorn ist ein streng zweihäusiges Gewächs, das heißt, ein Strauch bildet entweder nur weibliche oder nur männliche Blüten aus. Für bis zu zehn weibliche Sträucher reicht ein männlicher als Bestäuber aus, er sollte aber so stehen dass der Wind den Pollen in die richtige Richtung trägt. Die Blütezeit liegt im März und April vor dem Laubaustrieb. Viel ist von den Blüten nicht zu sehen, als Windbestäuber verzichten sie auf jeden Schnickschnack, besitzen weder Nektarien noch Kronblätter. Die männlichen Sträucher sind an den dicken mehrteiligen Knospen, die vor dem Laubaustrieb erscheinen noch recht leicht zu erkennen während die weiblichen Blüten nur aus der kaum einen Millimeter großen Samenanlagen bestehen, die zwischen den sich gerade öffnenden Blattschuppen sitzen. Auch die Früchte bleiben nahezu unsichtbar bis sie sich im August gelb bis dunkelrot, häufig orange, verfärben. Die etwa erbsengroßen, leicht länglichen Scheinfrüchte, die auch als Steinbeeren bezeichnet werden, enthalten einen einzelnen Kern und sind mit einer breiigen Flüssigkeit gefüllt. Außen sind sie mit flachen Schuppenhaaren getupft, die sich fettig anfühlen. Wenn die Früchte nicht geerntet werden, bleiben sie bis in den Winter hinein an den Zweigen hängen. Da sie so eng gepackt sind, nutzen Insekten die kleinen Zwischenräume als Winterquartier. Irgendwann während der kalten Jahreszeit fallen Scharen von beerenfressenden Vögeln über die Sträucher her und schaffen Platz für die nächste Beerengeneration. Da mindestens zwei Sträucher gepflanzt werden müssen und jede kleine Verletzung der Wurzeln zu weiteren Schösslingen führt, braucht der Sanddorn im Garten ausreichend Platz. Sonnig sollte er sein und frei von Staunässe. Mit seinem eher schmalen Fuß lässt er sich gut in eine Hecke mit bodennah ausladenden Gehölzen integrieren. Sanddornbeeren direkt vom Strauch zu ernten ist eine sehr unbefriedigende Aufgabe, da die Früchte leicht platzen und der breiige Inhalt verloren geht. Zudem stehen die spitzen Sprossdornen erstaunlich dicht und sind zwischen den Beeren nicht immer rechtzeitig zu erkennen. Einfacher ist es, reich tragende Zweige komplett abzuschneiden und von Blättern und Dornen befreit einen Tag lang einzufrieren. Danach lassen sich die Beeren ohne Verluste abzupfen. Sanddorn gehört zu den für unsere Ernährung wertvollsten Wildfrüchten, was allerdings erst relativ spät erkannt wurde. Bis ins Mittelalter galten die sauren Früchte als giftig. Heute gilt der Vitamin C – Gehalt als legendär, in alpinen Lagen liegt er bei bis zu 1300 mg / 100g Frucht. Neben weiteren Vitaminen enthalten die Früchte 15 Spurenelemente und als Farbgeber hauptsächlich Karotin. Ungewöhnlich ist das Vorhandensein von Öl nicht nur im Kern, sondern auch im Fruchtfleisch. Beide Öle werden pharmazeutisch sowie für kosmetische Produkte genutzt. Das durch Karotinoide rot gefärbte Fruchtfleischöl hilft bei Hautproblemen und innerlich angewendet bei Magenschleimhautentzündung. Sanddornkernöl hat einen höheren Anteil an ungesättigten Fettsäuren und viel Vitamin E, weshalb es in verschiedenen Hautpflegeprodukten Anwendung findet.
Dieser Text ist im Juni 2014 in der Berliner Ausgabe des "Gartenfreund" erschienen
Kulinarisches
Sanddornfruchtaufstrich
- 1 – 1,5 Liter Sanddornsaft
- 500 g Gelierzucker 1:1, 1:2 oder 1:3
- Da Sanddorn sehr sauer schmeckt, muss jeder selbst herausfinden, wieviel Zucker notwendig ist, um die Säure erträglich zu machen. Nach Packungsangabe verarbeiten und heiß in saubere Gläser füllen, sofort verschließen.
Sanddorn – Marzipan – Konfekt
- 200 g Marzipanrohmasse
- 50 g gehackte Walnüsse
- 2–3 El Sanddornfruchtaufstrich
- 200 g Vollmilch- oder Zartbitterkuvertüre
- Marzipan, Walnüsse und Sanddorn verkneten, mit feuchten Händen kleine Kugeln formen. Kuvertüre im Wasserbad schmelzen und die Marzipankugeln mit der flüssigen Schokolade überziehen, anschließend gut trocknen lassen.