Seidenpflanze (Asclepias syriaca)
Weitere Namen
Gewöhnliche Seidenpflanze, Kanadische Seidenpflanze, Papageienpflanze
Botanischer Name
»Asclepias« nach Asklepios (Äskulap) dem griechischen Gott der Heilkunde, »syriaca« umgebildet von lat. sericus - aus Seidenstoff, seiden
Englischer Name
Common Milkweed, Common Silkweed
Familie
Hundsgiftgewächse, Apocynaceae
Verbreitung
nordöstliches Nordamerika, seit 1629 in Europa kultiviert
Wuchs
ausdauernd, raumgreifendes Rhizom, daneben tiefreichende Pfahlwurzeln, Triebe steil aufrecht kaum verzweigt, Laubblätter kreuzgegenständig, bis 30cm lang, breit lanzettlich, stark geadert, unterseits heller und im Austrieb leicht pelzig, Höhe bis 2m, die ganze Pflanze enthält einen giftigen Milchsaft
Standort
sonnig, eher trocken, mäßig nahrhafte Erde
Blütezeit
Juni, Juli, August, September
Blüte
doldig verkürzter Blütenstand, 20 - 130 Einzelblüten, fünfzählig, blass rosa, wachsartige Textur, intensiv duftend
Fruchtreife
(September), Oktober
Frucht
längliche Balgfrucht, deren Form an einen kopfstehenden kleinen Papagei erinnert (Name), flache dunkle Samen mit sehr flauschigem Haarschopf
Vermehrung
Aussaat im Frühjahr, Teilung der Rhizome
Frosthärte
oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart
Tierische Besucher
Bestäubung durch Bienen, Hummeln und Schmetterlinge
Pflege
kaum Pflege notwendig, eventuell Ausbreitungsdrang begrenzen, Pflanzen nicht auswildern, da sie als invasive Neophyten gelten
Verwendbare Teile
die unreifen Samenstände können als Deko-Papageien verwendet werden, die Samenhaare dienen als Füllmaterial für Kissen und Decken, Vorsicht beim Hantieren mit den frischen Pflanzen, der Milchsaft kann Hautirritationen hervorrufen
Inhaltsstoffe
Asclepiadin, Vincetoxin, Nikotin
Status
anwesend
Literatur
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.151, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Kräuter S.110, Burkhard Bohne (2010)
- Neophyten S.53, Norbert Griebl (2020)
Geschichte und Geschichten
Um 1630 gelangte die Gewöhnliche Seidenpflanze aus dem nordöstlichen Nordamerika nach Europa. 1753 wurde sie von Carl von Linné beschrieben. 1827 wurden in der Nähe von Frankfurt am Main erste wild wachsende Exemplare gesichtet. Als Zierpflanze verbreitete sich das Gewächs in den gemäßigten Zonen Europas, wo der Wurzelstock problemlos auch kältere Winter übersteht. In meinen Garten kam die Seidenpflanze in Form von Saatgut. Die kleinen Pflanzen machten nicht viel her und nachdem sie im Herbst abgestorben waren, haben wir sie vergessen. Im Folgejahr bohrten sich dicke fleischige Spitzen aus dem Beet und wir brauchten eine Weile, um zu erkennen, was das war. Da wuchsen sie dann vor sich hin, anderthalb Meter groß und von raumgreifender Üppigkeit. Wir warteten auf die Blüten. Vier Jahre lang wuchs nur Grünzeug, mittlerweile auch an Stellen, die dafür gar nicht vorgesehen waren. Das Rhizom kann durchaus mehrere Meter im Jahr zurücklegen... Erst die warmen trockenen Sommer der letzten Jahre waren den Pflanzen offenbar angenehm und als sie erstmal mit dem Blühen angefangen hatten machten sie das sehr überzeugend. Im oberen Bereich des Stängels entstehen die doldenartig zusammengedrängten Blütenstände, die jeweils mehr als einhundert Blüten tragen können. Die Einzelblüten sind an dünnen Stielchen aufgehängt, die Kelchblätter weit zurück geschlagen. Die fünf Kronblätter haben eine wachsartige Oberfläche und einen eher dumpfen rosa Farbton. Die intensiv duftenden Blüten sind den ganzen Tag von Bienen umsummt. Sie besitzen einen Klemmmechanismus, der die Beine Tiere festhält. Während sie versuchen, sich zu befreien, werden sie mit Pollen beladen. Trotz der vielen Bestäuber kommt es aber nur zu einem mäßigen Fruchtansatz. Nach der ersten Blüte treiben die Pflanzen häufig noch weiter nach oben aus, um ein weiteres Mal Blüten anzusetzen. Spätestens jetzt müssen die Pflanzen gestützt werden, da sie sonst vom nächsten kräftigeren Wind umgeworfen werden. Die Früchte sind relativ groß und zunächst hellgrün. Sie sehen aus wie kleine Papageien und werden gelegentlich als Dekorationsobjekte genutzt. Zum Ausreifen brauchen sie einen milden trockenen Herbst. Die Balgfrucht reißt an einer Naht auf und aus der Öffnung quillt eine ganze Handvoll seidiger Fasern, die mitsamt den Samen vom Wind davongetragen werden. Das sollte allerdings vermieden werden, da die Seidenpflanz als invasiv eingestuft ist. Die weichen Samenhaare lassen sich als Kissenfüllung verwenden.