Waldziest (Stachys sylvatica)

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Weitere Namen

Waldziest, Austrieb (28.4.)
Waldziest, Blüte (16.7.)
Waldziest, Blüte (16.7.)
Waldziest, Samenstand (24.7.)
Waldziest, Samen

Waldnessel, Krötennessel, Scharlach-Nessel, Schnoppen

Botanischer Name

»Stachys« gr. stachys - Ähre beim Getreide, idg. Wurzel stengh, stngh - stechen, »sylvatica« lat. sylvaticus - Wald-, wild wachsend, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Hedge Woundwort

Familie

Lippenblütler, Lamiaceae

Verbreitung

Europa

Wuchs

ausdauernd, ausgedehnte dicht unter der Erdoberfläche verlaufende Rhizome bildend, aus denen im Frühjahr in einem größeren Bereich einzelne Triebe heraus wachsen, Stängel vierkantig, bodenständige Blätter breit lanzettlich weich behaart, am Rand gezähnt, nach kurzer Blattentwicklung in Bodennähe schnell in die Höhe wachsend, Blütenstand bis 70cm hoch

Standort

halbschattig bis schattig, mäßig nahrhafte Böden, am Naturstandort eher feucht, kommt aber auch mit Trockenheit zu Recht

Blütezeit

Juli, August

Blüte

Scheinähre mit Scheinquirlen zu je 6 dunkel rosa Blüten, Unterlippe mit heller Zeichnung, Kelch rau behaart mit 5 zugespitzten Zipfeln, verbleibt nach der Blüte an der Pflanze

Fruchtreife

September, Oktober

Frucht

kleine, rundliche, dunkle Samen in Klausen, die schützenden Kelchblätter versteifen während der Reifung und können bei Berührung unangenehmen Juckreiz hinterlassen, da die kaum sichtbaren Spitzen sofort abbrechen, wenn sie in die Haut eindringen

Vermehrung

durch Wurzelteilung, Selbstaussaat

Frosthärte

oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung durch Schwebfliegen, Wildbienen, Erdhummeln beißen häufig den Blütenkelch auf, um an den Nektar zu gelangen, die Blätter werden von den Raupen von Eibischfalter, Himmelblauer Bläuling, Jotagold- und Ziesteule, sowie Fleckenspanner gefressen

Pflege

Rückschnitt im Frühjahr

Verwendbare Teile

naturheilkundliche Verwendung der blühenden Spross-Spitzen bei Krämpfen, Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden, Blätter und Blüten in Kräutermischungen, fein geschnitten als Gemüsewürze, aus den Stängeln wurden Fasern gewonnen

Inhaltsstoffe

ätherische Öle, Betaine, Gerbstoffe,

Status

anwesend

Literatur

  • Bienenweide und Hummelparadies S.175, Dave Goulson (2021)
  • Der Stinkgarten S.79, Jürgen Dahl (1997)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.240, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.215, Adelbert von Chamisso (1827)
  • In the Garden S.118, Hugh Johnson (2009)
  • Wildblumen im Hausgarten S.178, John Stevens (1987)
  • Wildpflanzen für jeden Garten S.156, Reinhard Witt (1994)

Geschichte und Geschichten

In ganz Mittel- und Nordeuropa ist der Waldziest heimisch, bevorzugt ein eher etwas kühleres Klima. Die Pflanze entwickelt kaum grundständige Blätter, wächst beim Austrieb direkt in die Höhe. So vermeidet sie am dicht bewachsenen Waldsaum die Konkurrenz der umstehenden Gewächse. Dreißig bis vierzig Zentimeter hoch wird der Stängel mit den kreuzgegenständigen Blättern. Die sind nahezu herzförmig, weich behaart am Rand gezähnt und verströmen einen eigenartig dumpfen Geruch. Oberhalb der Blätter stehen in Etagen die quirlartig angeordneten Blüten. Die vorstehende Unterlippe ist weiß gezeichnet, lädt Bienen und Hummeln zur Landung ein. Die Blütenkelche versteifen sich beim Reifen der Samen, die tief im Kelch in einer offenen Klause sitzen und ausfallen wenn sie abgetrocknet sind. Die Verbreitung der Pflanze erfolgt eher durch Ausläufer als durch Aussaat, teils durch das unterirdisch kriechende Rhizom, teils durch blütenlose Triebe, die erst in die Höhe wachsen und sich dann wieder zur Erde neigen, wo sie sich bewurzeln. Dem Waldziest einen festen Platz zuzuweisen ist schwierig. Er sollte ein naturnah gestaltetes Gelände auf seine Art erobern und verschönern dürfen, indem er jedes Jahr an anderen Stellen auftaucht. Ein besonders schönes Zusammenspiel ergibt sich, wenn er zwischen Frauenmantel auftaucht.