Zaubernuss (Hamamelis intermedia "Arnold Promise")
Weitere Namen
Hexenhasel, Zauberhasel
Botanischer Name
»Hamamelis« unzureichend geklärt, möglicherweise gr. »hama meloi anthoun« - gleichzeitig mit dem Apfelbaum blühend, »intermedia« von lat. inter - zwischen und »medius« - der Mittlere (bezogen auf Arten, die taxonomisch zwischen zwei anderen stehen)
Englischer Name
Witch Hazel
Familie
Zaubernussgewächse, Hamamelidaceae
Verbreitung
Nordamerika, Hamamelis intermedia ist eine Hybride aus H.japonica und H. mollis
Wuchs
ausdauernd, bis 4m hoher, vom Grund her verzweigter, ausladender Strauch, große weiche gezähnte Blätter mit ungleichen Hälften, im Herbst leuchtend grün-rot-gelb verfärbt, wächst eher langsam
Standort
sonnig bis halbschattig, nährstoffreicher Boden
Blütezeit
(Dezember), (Januar), Februar, März
Blüte
Blüten in Büscheln von je 3-4, pro Blüte je 4 gelbe, orange oder rote ca 1-2cm lange »Fäden«, die aus den braunen, rundlichen Kelchblättern herausragen, rollen sich bei Kälteeinbrüchen ein, 4 sichtbare Staubblätter, oberständiger haariger Fruchtknoten, Narbe nicht sichtbar, manche Sorten intensiv säuerlich fruchtig duftend
Fruchtreife
Juni, Juli
Frucht
verholzte, zweifächerige Balgfrucht mit 2 länglichen dunklen Samen, die Früchte öffnen sich explosionsartig, so dass die Samen bis zu 10m weit weg geschleudert werden können
Vermehrung
durch Stecklinge, Veredlung bei Zuchtsorten
Frosthärte
laubabwerfend, frosthart
Tierische Besucher
Bestäubung durch frühe Bienen und Hummeln, aber auch Fliegen
Pflege
Rückschnitt möglich aber nicht nötig
Verwendbare Teile
Blätter und Rinde im Spätsommer gesammelt für Tee oder Tinktur, zusammenziehend und entzündungshemmend
Inhaltsstoffe
Gerbstoffe, Hamamelin, Quercetol, Chinasäure, Kaempferol, Ellagitannin, Gallussäure, Flavonoide, Phenol, ätherische Öle
Status
anwesend
Literatur
- Blumen in meinem Garten S.28, Vita Sackville-West (1937)
- Das Naturbuch für Neugierige S.39, Loki Schmidt (2010)
- Mein Garten S.489, Vita Sackville-West (1951-1958)
- kraut&rüben 1/1997 S.7, 1/2017
Geschichte und Geschichten
Die Zaubernuss blüht zu einer eher ungewöhnlichen Jahreszeit, sie hat sich für den Winter entschieden. Leichte Fröste im November reichen meist aus und so öffnen sich die ersten Blüten schon Ende Dezember. Ab Mitte Januar wird jeder Tag mit etwas milderer Witterung genutzt und sobald die Sonne scheint entfalten sich die langen dünnen Blütenblätter, die wie schmale Bänder wirken. Die Farbe reicht von zartem gelb bis zu bräunlichem rot, je nach Sorte. Eine Besonderheit der Zaubernuss ist ihre Fähigkeit, die Blütenblätter bei wieder einsetzender Kälte aufzurollen und so die Fortpflanzungsorgane zu schützen. Sobald die Temperatur wieder steigt, entrollen sich die Fäden wieder und locken zusammen mit einem fruchtig säuerlichen Duft erste Insekten an. Nach Beendigung der Blüte entfalten sich die Laubblätter und sie tun das im wahrsten Sinn des Wortes. Ganz eng und sauber gefaltet stecken sie in ihren schützenden Knospenhüllen und erinnern an Bastelarbeiten aus Kindertagen. Innerhalb weniger Tage verschwinden Zweige und die Ansätze der »Zaubernüsse« unter einem dichten Blätterdach, das tatsächlich sehr an das Laub der Haselnuss erinnert. Den Sommer verbringt der Strauch in seinem grünen Kleid eher unauffällig, erst Ende September macht er wieder auf sich aufmerksam. Dann beginnen die Blätter sich zu verfärben, werden vom Rand her erst rot und im weiteren Verlauf intensiv gelb, was selbst bei grau verhangenem Himmel zu leuchten scheint. Nach diesem spektakulären Finale bleibt das kahle, dicht mit Früchten und Blütenknospen besetzte Geäst zurück und wartet auf die Kälte des Winters, die die Knospenruhe durchbricht und die nächste Blütengeneration hervor zaubert.
Vor langer Zeit waren Zaubernussgewächse auch in Europa heimisch, wie archäologische Funde belegen. Durch die immer wieder auftretenden Eiszeiten sind sie verschwunden, da sie über den quer liegenden Alpengürtel den Rückweg nicht fanden.