Eisenhut (Aconitum napellus)

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Weitere Namen

Eisenhut, Austrieb (29.4.)
Eisenhut, Blütenknospe (24.7.)
Eisenhut, Blüte (10.9.)
Eisenhut, Einzelblüte (19.7.)

Blauer Sturmhut, Mönchskappe, Wolfskraut, Venuswagen, Apollonienkraut, Würgling

Botanischer Name

»Aconitum« (1) möglicherweise von gr. akonai - steile Felsen (wegen des Standortes auf felsigem Grund), (2) akoniton gr. Giftpflanze, »napellus« von lat. napus - Steckrübe (wegen der rübenförmigen Wurzel), Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Monkshood, Wolfbane

Familie

Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae

Verbreitung

Gebirgsgegenden Mitteleuropas, größere Vorkommen in den Schweizer Alpen im Berner Oberland

Wuchs

ausdauernd, rübenartige Wurzel, horstige Staude, Blätter handförmig 5 bis 7-fach geteilt, Austrieb Ende März bis Anfang April, Blatt im Austrieb hellgrün später dunkler

Standort

halbschattig, eher feuchter nahrhafter Boden

Blütezeit

(Juni), Juli, August

Blüte

blaue (selten rosa oder weiße) Blüten in rispenartigem Blütenstand, die denen des Rittersporn ähneln, aber einen "Helm" tragen, in dem sich die Fortpflanzungsorgane befinden, die farbigen Teile sind Kelchblätter, von den 5 Kronblättern sind nur zwei sichtbar, sie sind zu Honigblättern umgebildet

Fruchtreife

August, September

Frucht

dreiteilige Balgfrucht mit filigraner Maserung auf der Außenseite und einem spitzen Sporn am oberen Ende, nach dem Abtrocknen an der Bauchnaht aufreißend, die Samen liegen wie in einem Becher und werden durch Wind oder Tiere heraus geschüttelt

Vermehrung

Teilung größerer Pflanzen, Aussaat, die schwimmfähigen Samen werden auch auf dem Wasserweg verbreitet

Frosthärte

oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung durch langrüsselige Hummeln, die stark genug sind, um den Helm aufzudrücken, leider machen Schnecken sich nichts aus der Giftigkeit der Pflanze (besonders der Austrieb im Frühjahr ist gefährdet)

Pflege

Rückschnitt wenn nötig, Pflanze nur mit Handschuhen anfassen, da das Gift auch über die Haut aufgenommen wird

Verwendbare Teile

eine der giftigsten heimischen Pflanzen, besonders Wurzel und Samen

Inhaltsstoffe

Alkaloid Aconitin, Pikroaconitin, Mesaconitin, Hypaconitin, freie Alkamine

Status

anwesend

Literatur

  • A Contemplation upon Flowers S.31, Bobby J. Ward (1999)
  • Blumen und Kräuter, geheimnisvolle Namen... S. 58, Ulrich Völkel (2010)
  • Die Blüte S.251, Dieter Heß (1990)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.144, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (1999)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.228, Deni Bown (1995)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.588, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.88, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.99, Heinz Görz (1987)
  • Hagebutte & Co S.54, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Heilsam bis Tödlich S.104, Jan Grossarth (2022)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.16, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Kräuter S.198, Burkhard Bohne (2010)
  • New Kreüterbuch Cap.XXX, Leonhart Fuchs (1543)
  • Tod & Flora S.56, Helmut Eisendle (2009)
  • Wicked Plants S.1, Amy Stewart (2009)
  • Schön aber gefährlich S.47, Helga Urban, Marion Nickig (2009)
  • Sechzig einheimische Wildpflanzen... S.134, Detlev Arens (1991)
  • Symbolik der Pflanzen S.75, Marianne Beuchert (1996)
  • Wildblumen im Hausgarten S.159, John Stevens (1987)
  • Wildpflanzen für jeden Garten S.101, Reinhard Witt (1994)
  • Zauberpflanzen Hexenkräuter S.193, Gertrud Scherf (2002)
  • kraut&rüben 10/2009 S.16, 10/2018 S.56

Geschichte und Geschichten

Der Eisenhut gehört zu den giftigsten Pflanzen Deutschlands, ist inzwischen aber so selten geworden, dass er unter strengem Schutz steht. Größere Bestände gibt es noch in den Schweizer Alpen, wo Ende Juli, Anfang August ganze Wiesen von den blühenden Pflanzen überzogen sind. Schon bei Berührung dringt das Gift über die Haut in den Körper und kann Hautentzündungen aber auch schwerere Vergiftungen hervor rufen. Zwei bis vier Gramm der frischen Wurzel reichen aus, um einen erwachsenen Menschen umzubringen. Wegen des attraktiven Aussehens wurde der Eisenhut trotzdem schon seit dem Mittelalter in Bauerngärten kultiviert, aber nicht als Heilpflanze genutzt. Erst im 19. Jahrhundert wurde die schmerzlindernde Wirkung bei Rheuma und Neuralgien erkannt. Bis dahin war die Pflanze nur gelegentlich als Mordwaffe im Einsatz, so gegen den römischen Kaiser Claudius (54 n. Christus) und Papst Hadrian VI (1523). Als »Witwenstaub« wurde die Pflanze bekannt durch Ehefrauen, die das Ableben ihrer Gatten beschleunigen wollten und Eisenhutpulver auf die Bettlaken streuten, was eine schleichende, zum Tode führende Vergiftung zur Folge hatte.

Der dreiköpfige Höllenhund Kerberos soll für die Entstehung der Pflanze verantwortlich sein. Als er von Herakles besiegt und ans Tageslicht gebracht wurde, begann er heftig zu geifern und aus den herab fallenden Tropfen wuchs der Eisenhut.