Barbarakresse (Barbarea vulgaris)
Weitere Namen
Winterkresse, Barbenkraut
Botanischer Name
"Barbarea" nach der Märtyrerin Barbara, deren Gedenktag ist der 4.12.,Barbarakresse ist wintergrün und Vitaminspender, "vulgaris" gewöhnlich
Englischer Name
Wintercress
Familie
Kreuzblütler, Brassicaceae
Verbreitung
Europa, Asien, Nordafrika, Nordamerika
Wuchs
zwei- bis mehrjährige wintergrüne Rosette flach am Boden anliegend, Blütenstand bis 80cm hoch, sparrig verzweigt
Standort
sonnig bis halbschattig, kleinwüchsig bei magerem Boden, üppig bei guter Nährstoffversorgung
Blütezeit
(Mai), Juni, Juli,im zweiten Standjahr
Blüte
kleine vierzählige gelbe Einzelblüten in vielblütigen verzweigten traubigen Blütenständen
Fruchtreife
August, September
Frucht
Vermehrung
durch Aussaat im Sommer, Selbstaussaat keimt sofort nach Samenreife
Frosthärte
grün überwinternd, friert nur bei andauerndem Kahlfrost teilweise zurück
Tierische Besucher
Barbarakresse ist die Hauptfutterpflanze der Raupen des Aurorafalters
Pflege
als Kultur im Sommer aussäen, Ernte ganzjährig (Jungpflanzen), besonders im Winter, Selbstaussaat eventuell ausdünnen
Verwendbare Teile
junge Blätter und Blüten für Salat oder Kräuterbutter, Blätter gedünstet als Spinat, stoffwechselanregend, harntreibend, nur frisch wirksam
Inhaltsstoffe
Senfölglycoside, Vitamin C, Mineralstoffe, 30% fettes Öl in den Samen
Literatur
- Blattrosetten S.68, Raimund Fischer (1997)
- Das Kräuterkulinarium S.168, Maiga Werner (2014)
- Die Kräuter in meinem Garten S.62, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.98, Detlev Henschel (2002)
- Kräuter S.112. Burkhard Bohne (2010)
- kraut&rüben 9/2002 S.53, 8/2006 S.59
Geschichte und Geschichten
Die Barbarakresse aus der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) lässt sich vom Winter wenig beeindrucken. Ihren Namen hat sie von der Heiligen Barbara, einer der 14 Nothelferinnen. Deren Gedenktag ist der 4. Dezember, was sie in Zusammenhang mit der wintergrünen Pflanze bringt, die in mageren Zeiten Vitamine lieferte. Ihre gebuchteten dunkelgrünen Blätter wirken wie lackiert, die grundständige Rosette ist fast das ganze Jahr über grün. Nur in sehr strengen Wintern mit längeren Kahlfrostperioden zieht sie sich von der Oberfläche zurück und treibt erst im Frühjahr wieder aus. Sobald die Sonne dann etwas höher steht, hat sie es eilig und schiebt, je nach Nährstoffangebot, einen bis zu 80cm hohen verzweigten traubigen Blütenschaft aus der Rosettenmitte. Die kleinen leuchtend gelben Blüten sind weithin sichtbar, da sie sich so früh im Jahr in großer Zahl öffnen. Wie bei allen Kreuzblütlern sind auch hier die vier Blütenblätter wie ein Kreuz angeordnet. Ihr Pollen- und Nektarreichtum bietet für die gerade aus der Winterruhe erwachten Honigbienen eine wichtige Futterquelle, aber auch viele andere Insekten profitieren von der Pflanze. Der hübsche kleine Aurorafalter braucht die Barbarakresse als Nahrungspflanze für seine Nachkommen. Die schon im April beginnende Blüte, zieht sich bis weit in den Mai hinein, wobei sich im unteren Stängelbereich bereits die Samenstände entwickeln, während oben immer wieder neue Knospen den Blütenstand in die Höhe schieben. Während des Sommers reifen die kleinen hellbraunen Samen in etwa 2,5cm langen teils aufrechten, teils seitlich abstehenden Schoten. Sind die Samenstände im August abgetrocknet, verteilt der Wind das leichte Saatgut im weiten Umkreis. Für einen gezielten Anbau empfiehlt es sich, den Stängel vorsichtig abzuschneiden und über einem freien Beet auszuschütteln. Bereits wenige Wochen später zeigen sich überall Jungpflanzen. Barbarakresse ist im Allgemeinen zweijährig, sie bildet im ersten Jahr eine blütenlose Rosette, im zweiten Jahr Blüten. Sagt ihr der Standort zu, vergrößert sich die Rosette und wird mehrtriebig, kann über einige Jahre bestehen bleiben. An mageren Standorten stirbt sie nach der Samenreife ab, um über ihr Saatgut an nährstoffreichere Standorte zu gelangen. Sonnige bis halbschattige eher feuchte Gebiete sagen ihr im Garten genau wie in der freien Natur am Meisten zu. Dort siedelt sie sich gern in Ufernähe und an lichten Waldsäumen an, häufig in größeren Gruppen. Die Jungpflanzen erreichen bis zum Herbst eine dem Feldsalat entsprechende Größe und wie dieser können sie vom Herbst bis zum Frühjahr geerntet und als Salat oder spinatähnliches Gemüse verwendet werden. Die jungen Blätter sind mild im Geschmack mit einer leichten Schärfe, daher auch der Name Winterkresse. Je trockener der Standort, desto intensiver ist die von Senfölen herrührende Schärfe. Werden die Blätter geerntet ohne das Herz der Pflanzen zu zerstören, wachsen sie immer wieder nach. Auch die Samen lassen verwenden, als Keimlinge bereichern sie im Winter Salate oder Kräuterbutter mit ihren Vitaminen und Mineralien. Als späte Folgesaat auf abgeernteten Gemüsebeeten, brauchen die Pflanzen kaum Pflege und setzen sich gegen Beikräuter leicht durch. Die noch vorhandenen Nährstoffe reichen ihnen, allerdings sollte das Beet möglichst sonnig liegen, damit die kurzen Tage zum Wachsen genutzt werden können. Sollte der Winter zu streng ausfallen, bleiben die erfrorenen Pflanzen als Gründüngung auf dem Beet und werden im Frühjahr untergegraben. Haben sie überlebt und gehen in Blüte, dann lassen sich die noch geschlossenen Knospen ähnlich wie Broccoli verwenden.
Barbarakresse enthält viel Vitamin C, war eine der Pflanzen, mit deren Hilfe dem gefürchteten Skorbut vorgebeugt und seine Auswirkungen gemildert werden konnten, wenn er sich durch die in unseren Breiten eher vitaminarme Kost im Winter stark ausbreitete. Seefahrer nahmen das Kraut mit auf ihre langen Reisen über das Meer. In den grünen Blättern ist zudem reichlich Eisen enthalten, das sich durch den hohen Vitamin C-Gehalt gut vom menschlichen Körper aufnehmen lässt. Der hohe Senfölgehalt macht sich durch die Schärfe bemerkbar, nimmt im Frühjahr bei steigender Sonne deutlich zu. Zu große Mengen der Blätter können zu Durchfall führen, aber da sie meist mit anderen Pflanzen im Salat gemischt werden, sind höchstens Menschen mit sehr empfindlicher Verdauung betroffen. Neue Forschungen haben ergeben, dass einige der Senföle bestimmten Krebsarten vorbeugen können. In der Volksheilkunde wurde das frische Kraut als Umschlag zur Wundheilung benutzt, zudem wirkt es appetitanregend und harntreibend.