Schlafmohn (Papaver somniferum)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Schlafmohn, Sämling (15.4.)

Gartenmohn, Bastelmohn, Blaumohn

Botanischer Name

Schlafmohn, Blüte (7.7.)

»Papaver« (1) Kinderbrei, (2) von pap - aufblasen (wegen der aufgeblasenen Samenstände), »somniferum« lat. somnifer - schlafbringend, narkotisierend

Englischer Name

Garden Poppy

Familie

Schlafmohn, Blüte mit Besuchern (7.7.)

Mohngewächse, Papaveraceae

Verbreitung

Zentralasien, Kleinasien, Mittelmeergebiet

Wuchs

Schlafmohn (5.7.)

einjährig, Pfahlwurzel, Blätter hell blaugrün fiederspaltig mit wachsartigem Überzug, Blütenstand bis 1,2m hoch

Standort

sonnig, nahrhafter Boden

Blütezeit

Juni, Juli, (August)

Blüte

vierzählige große Schalenblüte, meist dunkle,selten weiße Saftmale auf den Blütenblättern, breitrunde Samenkapsel schon deutlich zu erkennen, viele dunkle Staubgefäße, gelegentlich treten gefüllte Varianten auf

Fruchtreife

August, September

Frucht

Schlafmohn, unreife Samenkapseln (15.7.)

große vielfächerige Streukapsel mit kleinen dunklen (selten hellen) Samen, bis zu 30000 in einer Kapsel

Vermehrung

durch Aussaat im Frühjahr, die sollte schon früh erfolgen, da Mohn bereits bei Bodentemperaturen ab 3°C keimt, Selbstaussaat

Frosthärte

nicht frosthart, in milden Wintern überleben manche Pflanzen, blühen dann deutlich früher

Tierische Besucher

Die Bestäubung erfolgt hauptsächlich durch Bienen und Hummeln, die durch die im ultravioletten Bereich leuchtenden Saftmale angelockt werden, Meisen hacken gern die reifen Kapseln auf und fressen die Samen

Pflege

vereinzeln, wo sie zu dicht stehen, Samenstände (wenn sie nicht zur Verwendung in der Küche und als Dekoration geerntet werden) über Winter stehen lassen als Vogelfutter

Verwendbare Teile

unreife Kapseln enthalten Rohopium im Milchsaft, Nutzung als Beruhigungs- und Schmerzmittel, Samen zum Backen

Inhaltsstoffe

viele verschiedene Alkaloide, Morphin, Codein, Noscapin, Papaverin, Enzyme

Status

im Sommer anwesend

Literatur

  • A Contemplation upon Flowers S.296, Bobby J. Ward (1999)
  • Das Mythische in der Natur S.51, Stefan Demuth (2012)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.400, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.322, Deni Bown (1996)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.535, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.199, Heinz Görz (1987)
  • Handbuch Samengärtnerei S.311, Andrea Heistinger (2004)
  • Kräuter S.208, Burkhard Bohne (2010)
  • Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.229, karl Josef Strank, Jutta Meurers-Balke (2008)
  • Schön aber gefährlich S.127, Helga Urban, Marion Nickig (2009)
  • Symbolik der Pflanzen S.225, Marianne Beuchert (1996)
  • Tod und Flora S.91, Helmut Eisendle (2009)
  • Von Anis bis Zimt S.44, Günter und Erna Linde (1996)
  • Wo der Pfeffer wächst S.153, Hansjörg Küster (1987)
  • Zauberpflanzen Hexenkräuter S.198, Gertrud Scherf (2002)
  • Zwiebel, Safran, Fingerhut S.148, Bill Laws (2012)

Geschichte und Geschichten

Der Mohn ist wohl eine der ältesten Würz- und Arzneipflanzen der Welt. Sie stammt ursprünglich aus dem westlichen Mittelmeergebiet. Schon in den Resten von Pfahlbauten sind die Samen gefunden worden. im Altertum wurde Schlafmohn zur Gewinnung von Öl angebaut, die Samen enthalten bis zu 50% davon. Auch die schmerzstillende Wirkung des Pflanzensaftes war bereits bekannt. In der Odyssee kommt ein Getränk zum Einsatz das betäubt und Erinnerungen auslöscht. Bereits in der spätminoischen Kultur war die Wirkung des Opiums bekannt, wie aus bildlichen Darstellungen zu schließen ist. Plinius beschreibt, wie der Pflanzensaft zu gewinnen ist, und dass er nicht nur den Schlaf befördern sondern auch zum Tode führen kann.

Im Saft der frischen Mohnpflanze ist ein Gemisch von etwa 40 verschiedenen Alkaloiden enthalten, sie werden als Opiate bezeichnet. Die drei wichtigsten sind Morphin (beruhigend, schmerzstillend, narkotisch), Papaverin (entspannt die glatte Muskulatur) und Codein (wirksam bei Hustenreiz). Alle Bestandteile fallen unter das Betäubungsmittelgesetz und der Anbau von Schlafmohn ist in vielen Ländern verboten. Frei von Opiaten sind die reifen Samen, die in großer Zahl in den kugelförmigen Streukapseln gebildet werden. Bleibt die Kapsel an der Pflanze so werden die Samen durch den Wind oder vorbei streifende Tiere heraus geschüttelt. Meisen picken die Kapselwände von außen auf und holen die Samen heraus, wobei auch hier ein großer Teil zu Boden fällt. Die Pflanze selbst stirbt nach der Samenreife ab. Im folgenden Frühjahr erscheinen die Sämlinge, sind an den graugrünen bereiften Blättern schnell zu erkennen. Je nach Nährstoffangebot können die Pflanzen bis zu zwei Meter hoch werden. Die grundständige Rosette löst sich dabei vollständig auf, aber der Stängel ist bis oben hin beblättert. Verzweigungen entstehen erst im oberen Bereich. Die Blütenknospen hängen zunächst, richten sich erst kurz vor dem Aufblühen auf. In der frühen Morgendämmerung reißen die zwei Hüllblätter auf und die zerknitterten, eng zusammen geknautschten Blütenblätter kommen zum Vorschein. Sie brauchen einige Zeit um sich zu entfalten. Vier Kronblätter bilden eine große Schale in Farben von weiß, rosa, violett und dem intensiven bekannten Mohnrot. Am Grund der Blütenblätter befinden sich Saftmale die im ultravioletten Bereich leuchten. Sie sind es, die Bienen und Hummeln in großer Zahl anziehen. Mohnblüten sind kurzlebig, spätestens nach zwei Tagen sind nur noch die Kapseln übrig, die deutlich anschwellen, während in ihnen die Samen reifen.

Kulinarisches