Winterling (Eranthis hyemalis)
Weitere Namen
Botanischer Name
»Eranthis« gr. er - Frühling, anthos - Blume, »hiemalis« lat. Winter
Englischer Name
Winter Aconite
Familie
Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae
Verbreitung
Südeuropa, nördlich der Alpen etwa im 16. Jahrhundert eingeführt
Wuchs
ausdauernder knollenartiger Wurzelstock, Blätter vielteilig endständig 5-15cm hoch, Blüte mittig im Blätterkragen, Blätter ohne Blüte erscheinen später, schon im Juni einziehend, Sämlinge blühen erstmals nach drei bis vier Jahren
Standort
lichter Schatten unter Laubbäumen, normaler Gartenboden
Blütezeit
(Januar), Februar, (März)
Blüte
gelbe Schalenblüte mit sechs Blütenhüllblättern und vielen Staubblättern, am Blütengrund 6-8 tütenförmige Nektarblätter, auf drei tief geschlitzten Hochblättern aufsitzend, Einzelblüten etwa 8 Tage lang bei Sonnenschein geöffnet
Fruchtreife
Mai, Juni
Frucht
fünf- bis siebenteilige Balgfrucht, von oben her an der Bauchnaht aufreißend, hellbraune kantige Samen werden durch Regentropfen aus der Hülle herausgeschleudert
Vermehrung
durch Tochterknollen, Aussaat, gerne durch Selbstaussaat, umpflanzen oder teilen am Besten kurz bevor die Pflanzen nach der Blüte einziehen (die Knollen dürfen nicht austrocknen)
Frosthärte
Wurzelknollen frosthart, Blatt und Blüte unempfindlich gegen Spätfrost
Tierische Besucher
Bestäubung durch Honigbienen, Schwebfliegen und Tagfalter, um an den in tütenförmigen Nektarblättern befindlichen Nektar zu gelangen ist ein mindestens 2mm langer Rüssel nötig
Pflege
kaum Pflege nötig
Verwendbare Teile
Giftpflanze
Inhaltsstoffe
Herzglycoside, Eranthin A und B
Status
anwesend
Literatur
- A Contemplation upon Flowers S.31, Bobby J. Ward (1999)
- Das kleine Buch der botanischen Wunder S.62, Ewald Weber (2012)
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.608, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
- Giftpflanzen Pflanzengifte, Roth, Daunderer, Korman (1994)
- Hagebutte & Co. S.60, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
- Mein Garten S.498, S.517, Vita Sackville-West (1951-1958)
Geschichte und Geschichten
Jedes Jahr auf's Neue ist es ein sehnsüchtiges Warten. Wann lassen sich die ersten kleinen Henkelchen sehen, die bald den Frühling in sattem Gelb leuchten lassen? Aus den unscheinbaren Wurzelknollen schieben sich gebogene Stängel, die die Blüte zunächst noch unter der Erde verbergen. Sobald der Boden aufgetaut ist will die kugelige Knospe ans Licht. Sie spreizt ihre tief geschlitzten Blätter wie einen Kragen auseinander und wenn die Sonne scheint öffnen sich die sechs Blütenblätter zu einer weiten Schale. Erste Hummeln und Bienen tänzeln durch die Staubgefäße. Durch einseitiges Wachstum der Blütenblätter ist der Winterling in der Lage, die Blüte bei schlechter Witterung zu schließen. Die Blütenblätter wachsen damit etwa auf die doppelte Größe vom ersten Öffnen bis zum Verblühen. Allmählich verblasst dann die Farbe und übrig bleiben die zunächst grünen, später hellbraun abtrocknenden Samenstände. Bis zur Samenreife wächst der Stängel weiter bis er fast dreimal so lang ist wie im Knospenstadium und hebt die reifen Balgfrüchte über die blütenlosen Blätter hinaus. Die Früchte öffnen sich vom oberen Ende her und bei Erschütterung, zum Beispiel durch Regentropfen, fallen die hellen kugeligen Samen aus. Wenn sie nicht von Tieren verschleppt werden keimen sie rund um die Mutterpflanzen. Der Sämling besitzt zunächst die üblichen zwei Keimblätter. Wie auch die Elternpflanzen zieht er sich schon im Frühsommer in die Erde zurück. Im zweiten Jahr bildet er schon den Kragen aus, aber bis zur ersten Blüte vergehen bis zu vier Jahre. Winterlinge möchten nicht gestört werden. Am Besten aufgehoben sind die Frühlingsboten unter lichten Gehölzen, wo wenig gejätet wird, zumal die braunen schrumpeligen Knollen während des Sommers kaum zu sehen sind. Dort breiten sie sich mit der Zeit aus und bilden ganze Teppiche goldener Blüten. Da Schneeglöckchen die gleichen Bedingungen mögen lässt sich aus beiden zusammen ein Bild malen, das dem ausgehenden Winter ins Gesicht lacht.
In großen Winterlingsvorkommen treten gelegentlich Mutationen auf, so dass die Farbe von sehr hell gelb bis orange variieren kann oder auch gefüllt blühende Exemplare auftreten. diese sind häufig steril und können nur über Tochterknollen vermehrt werden.