Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Scharfer Mauerpfeffer, Austrieb (17.3.)
Scharfer Mauerpfeffer, Wuchs (15.7.)
Scharfer Mauerpfeffer, Blüte (11.6.)

Scharfe Fetthenne, Steinpfeffer, Mauerträubchen, Scharfes Knorpelkraut, Scharfes Katzenträublein

Botanischer Name

»Sedum« Herkunft ungeklärt, »acre« lat. scharf

Englischer Name

Biting Stonecrop

Familie

Dickblattgewächse, Crassulaceae

Verbreitung

Europa, Asien, Nordafrika

Wuchs

ausdauernd, fadenartiges dichtes Rhizom wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche, mit dünnen Trieben Matten bildend, kaum 5cm hoch, Blätter breit nadelförmig, saftig, Blüten endständig bis 10cm hoch

Standort

sonnig, magerere sandige Böden

Blütezeit

(Mai), Juni, Juli, August

Blüte

kleine gelbe fünfzählige Sterne an wenigblütigen Wickeln

Fruchtreife

Juli, August, September

Frucht

sternförmig verwachsene Balgfrüchte mit winzigen Samen, die Kapsel öffnet sich bei feuchtem Wetter, die Samen werden durch Regentropfen heraus geschleudert

Vermehrung

durch Ausläufer, Selbstaussaat, Lichtkeimer

Frosthärte

grün überwinternd

Tierische Besucher

Bestäubung durch Bienen, aber auch durch Ameisen, die auch die Samen verbreiten

Pflege

keine Pflege nötig

Verwendbare Teile

frische Blätter in kleinen Mengen als würzende Salatzutat, scharf schmeckend, der Saft der Triebe wirkt schmerzstillend und kühlend, Brei aus den zerdrückten Blättern soll gegen Warzen wirken

Inhaltsstoffe

Glycoside, Flavonoide, Nikotin, Sedamin, Alkaloide, Gerbstoffe

Status

anwesend

Literatur

  • Berliner Pflanzen S.93, Heiderose Häsler, Iduna Wünschmann (2009)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.299, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Geheimnisse der Pflanzenwelt S.245, Gerd K.Müller, Christa Müller (2003)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.649, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.194, Heinz Görz (1987)
  • Hagebutte & Co S.66, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.75, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Kräuter S.182, Burkhard Bohne (2010)
  • New Kreüterbuch Cap.X, Leonhart Fuchs (1543)
  • Pflanzen am Ostseestrand S.33, Rolf Reinicke (2015)
  • Rausch und Rache S.195, Elsemarie Maletzke (2008)
  • ...und grün des Lebens goldner Baum S.198, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)

Geschichte und Geschichten

Ist das jetzt ein Unkraut oder ist es keins? Der Mauerpfeffer wächst an Stellen wo sonst kaum noch jemand hin möchte, es kann nicht trocken genug sein und die Wurzeln kommen mit einem Minimum an Raum und Nährstoffen aus. Mauerritzen, Plattenfugen, offene Sandflächen sind dem genügsamen Pflänzchen gerade Recht. Die kleinen sukkulenten Blätter speichern Feuchtigkeit und im Frühsommer überziehen sich die Polster mit leuchtend gelben Sternchen. Das sieht aus der Nähe betrachtet so hübsch aus, dass eine Schale mit Mauerpfeffer in Augenhöhe stehen sollte, um sie gebührend zu bewundern. Sollte der Mauerpfeffer im Beet nicht blühen, können Schnecken die Ursache sein, sie raspeln die Knospen in einem frühen so Stadium ab, dass es aussieht als wären gar keine Blüten angelegt. Nach der Samenreife sterben die verblühten Sprosse ab, werden aber schnell durch neue Triebe ersetzt. Die flachen Polster sind das ganze Jahr über grün, halten sandigen Boden fest und können sich auch nur auf diesem offenen Grund ausbreiten. An nährstoffreicheren Standorten werden sie schnell von höheren Gewächsen verdrängt.

Mauerpfeffer lässt sich gut zur Begrünung von Dächern einsetzen, da er ohne künstliche Bewässerung auskommt und nur wenig Substrat für seine Wurzeln benötigt. Häufig überwächst er Steinplatten oder Felsen und lässt sich mitsamt der Wurzelplatte wie ein Teppich hochheben.

Die Schärfe des Mauerpfeffers entsteht, wenn die Pflanze während heißer sonniger Tage auf die Photosynthese verzichtet und die Spaltöffnungen ihrer Blätter nur nachts öffnet, um Kohlendioxid aufzunehmen. Da sie das im Dunkeln nicht verarbeiten kann, baut sie es in organische Säuren ein, die sie dann tagsüber wieder auseinander nimmt um bei geschlossenen Spaltöffnungen Photosynthese zu betreiben.

Schon Hippokrates beschreibt die Wirkung des Pflanzensaftes bei Schwellungen und Entzündungen. In der Volksheilkunde wird das Kraut auch gegen Bluthochdruck empfohlen. Kühe bekamen einige der Blättchen zu fressen, um den Milchfluss anzuregen.