Heilwurz (Seseli libanotis)
Weitere Namen
Berg-Heilwurz
Botanischer Name
»Seseli« von gr. séselis - eine Sippe der Doldenblütler (genaue Herkunft ungeklärt), »libanotis« auch diese Benennung ist nicht erschöpfend geklärt, Erstbeschreibung 1753 als Athamanta libanotis durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher, umbenannt 1824 durch Wilhelm Daniel Joseph Koch (1771-1849) deutscher Botaniker
Englischer Name
Stone Parsley
Familie
Doldenblütler, Apiaceae
Verbreitung
Eurasien, Nordafrika, im Norden bis ins südliche Norwegen, in Deutschland selten
Wuchs
zwei- bis mehrjährig, kräftige Pfahlwurzel, Rosette im Austrieb rötlich überlaufen, Blatt unpaarig gefiedert, einzelne Fiedern ohne Stiel, teils halb Stängel umfassend, Stängel besonders unterhalb der Seitentriebe stark gefurcht, Blattknoten verdickt, Höhe bis knapp 1,5m, nach der Blüte absterbend
Standort
sonnig, eher kalkhaltiger Boden ohne stehende Feuchtigkeit
Blütezeit
Juli, August
Blüte
halbkugelige Doppeldolde, Hauptdolde sehr kräftig, Nebendolden etwas kleiner, unterhalb der Dolde und auch unter den Döldchen zerfranste Hüllblätter, 10- bis über 20-strahlig, Einzelblüte 2-5mm durchmessend, weiß, fünfzählig, Staubgefäße abgespreizt, Doppelnarbe mittig, in glitzernden Nektar eingebettet, Randblüten nur vereinzelt mit vergrößerten äußeren Kronblättern
Fruchtreife
September, Oktober
Frucht
zusammengesetzte fast kugelige Früchte, Außenseite gerippt, borstig behaart
Vermehrung
durch Aussaat, Selbstaussaat
Frosthärte
Jungpflanzen überwintern mit grünen, teils rötlich überlaufenen Herzblättern, Faserreste verbleiben im Wurzelbereich
Tierische Besucher
Bestäubung durch kleinere Käfer, Bienen uns Fliegen
Pflege
kaum Pflege nötig, da die Dolden recht schwer werden können und die Pflanzen dann instabil werden sollten sie eventuell hochgebunden werden
Verwendbare Teile
junge Blätter als petersilienähnliche Würze, die ganze Pflanze soll eine verdauungsberuhigende Wirkung haben
Inhaltsstoffe
ätherische Öle
Status
anwesend
Literatur
Geschichte und Geschichten
Im Jahr 2017 kam die Heilwurz in meinen Garten. Sie wurde Teil eines Beetes, das größtenteils sich selbst überlassen bleibt und nur einmal - im Frühjahr - aufgeräumt wird. Dort musste sie sich durchsetzen, was sie zunächst seht unauffällig tat. 2018 entwickelte sie einen Blütenstand, um sich nach der Samenreife zu verabschieden. Erst im Jahr 2020 fand ich ihre Nachkommen, kleine Rosetten, die im Begleitgrün kaum zu sehen waren. Langsam schärfte sich der Blick für die gefiederten Blätter und immer mehr Heilwurzen tauchten auf. Mindestens zwei Jahre vergehen bis zur Blüte, was gut nachvollziehbar ist, denn im Vergleich zur Blattrosette ist der Stängel, der sich bis anderthalb Meter in die Höhe schiebt, recht mächtig. Dieser Stängel ist rundum deutlich gefurcht, besonders unterhalb der verdickten Blattknoten. Aus denen treiben wechselständige Fiederblätter, aber auch Verzweigungen, an denen sich Blütendolden bilden. Die größte Dolde steht oben auf dem Stängel, kann gut zehn Zentimeter durchmessen. Mit ihren bis zu fünfundzwanzig Ärmchen wölbt sie sich halbkugelartig auf. Auf den kleinen Stielen befinden wiederum Döldchen, an denen die kleinen weißen Blüten sitzen. Die bieten rund um die Doppelnarbe glitzernde Nektartropfen an für viele kleinere Insekten. Unterhalb der Hauptdolde wachsen kleinere Nebendolden, die insgesamt so schwer sind, dass der Stängel etwas instabil wird und sich zur Seite neigt. Ist die Blüte vorbei und die Last abgeworfen, stellt er sich wieder auf. Die Samen reifen und fallen rings um die Mutterpflanze aus. Da sie mit kleinen Borsten besetzt sind, wird ein Teil von vorbei kommenden Tieren mitgenommen, der Rest keimt in der näheren Umgebung. Nachdem die Nachkommenschaft gesichert ist, stirbt die Pflanze ab. Werden die Stängel vor der Blüte abgeschnitten, kann die Heilwurz mehrere Jahre überdauern, was aber nur wenig sinnvoll ist, da gerade die Blüte den Zierwert der Pflanze ausmacht.