Efeu (Hedera helix)
Weitere Namen
Epich, Eppig, Schreckblätter, Mauereppich, Wintergrün
Botanischer Name
»Hedera« vermutlich von der indogermanischen Wurzel "ghed" klettern, umklammern, »helix« gr. Windung, gewunden, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher
Englischer Name
Ivy
Familie
Efeugewächse, Araliaceae
Verbreitung
Europa, Asien, Nordamerika
Wuchs
kletternde oder kriechende verholzende Liane, Blätter im Jugendstadium herzförmig gezackt, im Alter glattrandig zugespitzt, Blüte erst im Altstadium, dann nicht mehr kletternd, Efeu bildet zwei unterschiedliche Wurzelarten: Bodenwurzeln für die Nährstoffversorgung und Haftwurzeln zum Klettern, er ist der einzige heimische Wurzelkletterer, die einzelnen Blätter leben etwa 1-3 Jahre
Standort
sonnig bis schattig, nahrhafter Boden
Blütezeit
(September), Oktober, November, (Dezember)
Blüte
kugelige Dolden mit vielen grünlich gelben Einzelblüten, die nur aus den zurück geschlagenen Kelchblättern bestehen, fünf abstehende Staubgefäße, sehr nektarreich, wichtige Insektenpflanze im Spätherbst
Fruchtreife
Dezember, Januar, Februar, wichtige Winterfutterpflanze für Vögel
Frucht
in engen Dolden stehende durch Anthocyane blauschwarz gefärbte 3-5-samige runde Beeren
Vermehrung
durch Selbstaussaat, Stecklinge der Jugendform klettern, Stecklinge der Altform werden zu Büschen
Frosthärte
grün überwinternd, bei starkem Frost hängen die Blätter fast schwarz verfärbt, sterben teilweise ab
Tierische Gäste
die späte Blüte zieht alle noch fliegenden Insekten an, auch Schmetterlinge wie Admiral und Pfauenauge, die Beeren sind im Winter Nahrung für Amseln, verschiedene Drosseln und andere Vögel
Pflege
Rückschnitt wenn erforderlich, da Efeu außen auf dem Untergrund haftet, bleiben intakte Hauswände unversehrt, Risse im Putz oder Dachziegel werden allerdings zum Unterwandern genutzt und können sich durch das Dickenwachstum der Triebe lockern
Verwendbare Teile
junge Blätter und Triebe, als Tee bei starker Verschleimung der Bronchien, bei Krämpfen, nur in niedriger Dosierung anwenden, da giftig, besser keine Selbstmedikation
Inhaltsstoffe
Hederasaponin, Glycoside, Phenolcarbonsäuren, Mineralien, Jod, Kaffeesäure, Chlorogensäure, Saponine
Status
anwesend, Ableger vorhanden
Literatur
- A Contemplation upon Flowers S.221, Bobby J. Ward (1999)
- An Ear to the Ground S.185, Ken Thompson (2003)
- Berliner Pflanzen S.25, Heiderose Häsler, Iduna Wünschmann (2009)
- Bienenweide und Hummelparadies S.156, Dave Goulson (2021)
- Die Kräuter in meinem Garten S.136, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Die Wildbienen Deutschlands S.324, Paul Westrich (2018)
- Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.292, Deni Bown (1996)
- Gartenlust S.39, Johannes Roth (1992)
- Geheimnisse der Pflanzenwelt S.157/158, Gerd K.Müller, Christa Müller (2003)
- Giftpflanzen Pflanzengifte S.390, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
- Hagebutte & Co. S.194, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
- Heilsam bis Tödlich S.138, Jan Grossarth (2022)
- Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.153, Adelbert von Chamisso (1827)
- Illustrierte Morphologie der Blütenpflanzen S.242, Adrian D. Bell (1991)
- Klassische Kräuter und Heilpflanzen S.82, Giola Romagnoli, Stefania Vasetti (1996)
- Kölbls Kräuterfibel S.94, Konrad Kölbl (1993)
- Kräuter S.219, Burkhard Bohne (2010)
- Kräuter, Gefährten am Wegesrand S.223, Ursula Stumpf (2018)
- Neue Gartengeschichten S.113, Eva Demski (2023)
- New Kreüterbuch Cap.CLX, Leonhart Fuchs (1543)
- Schön aber gefährlich S.96, Helga Urban, Marion Nickig (2009)
- Symbolik der Pflanzen S.63, Marianne Beuchert (1996)
- ...und grün des Lebens goldner Baum S.168, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
- Vom Geschmack der Lilienblüten S.243, Jürgen Dahl (1995)
- Von lauschigen Lauben und herzigen Veilchen S.125, Helga Panten, Marion Nickig (2005)
- Weeds S.9, Richard Mabey (2010)
- Wildpflanzen für jeden Garten S.160, Reinhard Witt
- Wo die wilden Pflanzen wohnen S.212, Ewald Weber (2022)
- Zeit im Garten S.149, Jürgen Dahl (1991)
- kraut&rüben 11/2004, 9/2007 S.53, 11/2014, 12/2019 S.4
- Eden 4/2001
Geschichte und Geschichten
Der Efeu ist die einzige bei uns heimische Liane. Häufig bringen Vögel die Samen mit, wenn sie von den Beeren genascht haben und sorgen so für seine Verbreitung. Im Gegensatz zu fast allen anderen Früchten reifen die des Efeu im Winter. Damit stellen sie in der kalten Jahreszeit eine wichtige Futterquelle für viele Vögel dar. Bis der Efeu blüht und fruchtet vergehen allerdings bis zu zwölf Jahre. Solange ist das Gewächs in seiner Jugendform unterwegs, entweder am Boden entlang oder hoch hinauf an Bäumen oder Häusern. Mit dem Alter wandelt sich das Wuchsverhalten. Die Blätter verlieren ihre typische Efeuform, werden herzförmig oder fast viereckig. Statt langer Triebe die sich mit Haftwurzeln überall festhalten können, entstehen buschige Kurztriebe, die in Blütenknospen enden. Auch hier fällt der Efeu aus der Zeit, beginnt seine Blüte doch frühestens im September und zieht sich, wenn die Witterung es zulässt bis in den Dezember. Wissenschaftler erklären das damit, dass der Efeu zu Zeiten hier heimisch wurde als das Klima deutlich milder war. In der Kreidezeit herrschten hier fast tropische Temperaturen. Offenbar hielt er es nicht nötig, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen und ist heute nahezu konkurrenzlos. Eine sonnige von Efeu überwucherte Hauswand stellt für alle Insekten ein Paradies dar. In einer Jahreszeit wo das Blühen deutlich nachlässt bieten die eher unscheinbaren Efeublüten so viel Nektar an, dass die kugeligen Dolden im Sonnenlicht glitzern. Bienen, Hummeln, Wespen, Fliegen, Käfer, Schmetterlinge - alles versammelt sich zum spätherbstlichen Schlemmermahl. Das nutzen natürlich auch etliche Vogelarten, die auf Insekten spezialisiert sind. Für die Vögel bietet der Efeu nicht nur Nahrung sondern auch Unterschlupf. Gerade im Winter, wenn die meisten Bäume kahl sind, suchen viele Arten den Schutz der Immergrünen. Amseln schlafen und nisten zwischen den Zweigen, Scharen von Spatzen huschen vom Futterhäuschen in den Efeu wenn irgendwo her Gefahr droht.
Werden vom Efeu Stecklinge genommen, so wächst die Altersform buschig, ohne zu ranken. Stehen aber Jugend- und adulte Triebe gemeinsam in einer Nährlösung, um Wurzeln zu bilden, so wächst die Altersform wieder jugendlich weiter.