Schwarze Maulbeere (Morus nigra)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Schwarze Maulbeere, Austrieb (29.4.)
Schwarze Maulbeere, Jungpflanze (16.7.)

Botanischer Name

"Morus" wahrscheinlich zurückzuführen auf das armenische mor, mori, moriw für Brombeere, wegen der sehr ähnlichen Früchte,"nigra" lat. niger - schwarz

Englischer Name

Black Mulberry

Familie

Maulbeergewächse, Moraceae

Verbreitung

Westasien, Kleinasien

Wuchs

ausdauernd, verholzend, baum- oder strauchartiger Wuchs, bis 10m (15m) hoch, spät austreibend, Blätter groß gezähnt, wechselständig, Blütenstände in den Blattachseln

Standort

sonnig, nahrhafter Boden, windgeschützt

Blütezeit

Mai

Blüte

männliche Blüte kleines grünes Kätzchen, weibliche Blüte aus kleinen grünen Knubbeln mit fadenartiger Samenanlage zusammen gesetzt, die schon die Frucht erahnen lassen

Fruchtreife

Juni, Juli, August

Frucht

Sammelnussfrucht, schwarz und stark färbend, an dünnem Stiel hängend, Reife sehr ungleichmäßig daher schwierig zu ernten, Flecken von reifen Früchten sollen sich mit unreifen Früchten entfernen lassen

Vermehrung

durch Stecklinge, Veredelung bei Zuchtformen

Frosthärte

Laub abwerfend, in durchschnittlichen Wintern frosthart, sonst zurückfrierend

Pflege

Rückschnitt wenn nötig im Spätwinter

Verwendbare Teile

Früchte roh oder verarbeitet (sie sind nicht lagerfähig, müssen direkt gegessen oder verarbeitet werden) , getrocknete Früchte als aromatischer Tee, Blätter als Tee bei Schlafstörungen, Sirup aus den Beeren wirkt schleimlösend bei Husten und Halsschmerzen

Inhaltsstoffe

Fruchtsäuren, Mineralstoffe, Pektin, Zucker, in den Samen etwa 17% Fett, das als Speiseöl aber auch in der Kosmetikindustrie und zur Lackherstellung verwendet wird

Literatur

  • Geheimnisse des Küchengartens S.89, S.146, Susan Campbell (1985)
  • Homegrown Revolution S.224, James Wong (2012)
  • Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.358, Karl Josef Strank, Jutta Meurers-Balke (2008)
  • Wildobst S.45, Helmut Pirc (2009)
  • kraut&rüben 6/2014

Geschichte und Geschichten

Maulbeeren gehören zu den ältesten vom Menschen genutzten Gehölzen. Bereits vor etwa 4500 Jahren war die Weiße Maulbeere (Morus alba) in China weit verbreitet. Grund dafür waren weniger das Holz oder die Früchte sondern das Laub. Die Blätter sind Hauptnahrung der Seidenspinnerraupe, aus deren Kokons in mühevoller Handarbeit der hauchdünn gesponnene Faden abgewickelt wurde, um daraus die kostbaren Seidenstoffe für die Reichen und Mächtigen zu weben. Etwas weiter westlich, vom Kaukasus bis Mittelasien, liegt die Heimat der Schwarzen Maulbeere (Morus nigra). Beide gehören, wie auch Feige und Gummibaum, zur Familie der Maulbeergewächse (Moraceae). Im Laufe der Jahrhunderte wanderten sie vom Menschen unterstützt bis ins Mittelmeergebiet und weiter nach Norden. Während die Weiße Maulbeere sehr frosthart ist und in ihrer Heimat Höhenlagen bis 2000 Meter besiedelt, benötigt die Schwarze Maulbeere ein milderes Klima. In Deutschland wurde sie als Fruchtgehölz ab dem 16. Jahrhundert bevorzugt in Weinbaugebieten angebaut sowie in Klostergärten, die ja häufig durch hohe Mauern geschützt waren. Der Versuch, Weiße Maulbeeren anzubauen und in Deutschland eine Seidenraupenzucht zu etablieren um die teuren Importe aus China zu umgehen, wurde bald als unrentabel wieder aufgegeben, die wärmebedürftigen Raupen kamen mit dem Klima nicht zu Recht. Geschätzt wurde aber das sehr haltbare Holz, besonders auch wegen seiner guten Polierfähigkeit. Maulbeeren können unterschiedliche Wuchsformen entwickeln mehrstämmig als große Sträucher oder einstämmig als Baum. Sie brauchen Zeit bis sie im Laufe von Jahrzehnten Höhen von 10-15 Metern erreichen und können gut 100 Jahre alt werden. Einige Exemplare aus der Zeit der Seidenraupenzucht stehen heute noch. Ihnen wurden nach dem Austrieb die jungen Ruten weggeschnitten um sie an die Raupen zu verfüttern, die Bäume bekamen dadurch ein ähnliches Aussehen wie Kopfweiden. Die schwarze Maulbeere wächst häufig mehrstämmig zu baumartigen Sträuchern heran. Ihre Krone wird ausladend, wirkt im Alter oft sparrig, da in kalten Wintern immer wieder Äste zurückfrieren. Maulbeeren gehören zu den letzten Gewächsen die im Frühjahr austreiben, als wüssten sie, wann keine Fröste mehr zu erwarten sind. Im alten Griechenland galten sie deshalb als Symbol der Klugheit. Im Garten an einem vollsonnigen geschützten Platz, lässt sie sich aber auch in unseren Breiten problemlos halten. Zeitgleich mit der Belaubung erscheinen die Blüten. Die männlichen bilden etwa 2,5 cm lange, hängende Kätzchen, die weiblichen setzen sich aus kleinen grünen Knubbeln zusammen aus denen wie Haare die Befruchtungsorgane herauswachsen. Während die männlichen Blüten bald abfallen, entwickeln sich aus den weiblichen Sammelnussfrüchte von 1-2,5 cm Länge, bei Zuchtformen sind bis zu 6 cm möglich. Die wechselständig angeordneten Blätter der Maulbeere sind meist ungeteilt mit stark gesägtem Rand und relativ groß. Fertig entwickelt sind sie lederartig derb, oberseits rau unterseits entlang der Nerven behaart. Ab Mitte Juni reifen die Früchte über einen längeren Zeitraum hinweg. Auf den ersten Blick sind sie von Brombeeren kaum zu unterscheiden, hängen aber an einem sehr dünnen Stiel, wie an einer Schnur. Je reifer sie werden, desto leichter lösen sie sich davon, fallen aber häufig schon ab ehe sie vollreif sind. Weiße Maulbeeren schmecken sehr süß aber eher fade. Sie lassen sich durch Trocknung haltbar machen. Asiatische Bergvölker nutzen zu Mehl vermahlene Trockenfrüchte als Nahrungsmittel, in südlichen Ländern dienten sie als Zuckerersatz. Deutlich aromatischer ist die schwarze Maulbeere. Ihr süßsäuerlicher Geschmack lässt sie durchaus als Naschobst für Kinder attraktiv werden. Und nicht nur Menschenkinder, auch gerade flügge werdende Jungvögel wie Amseln und Stare machen sich über die Beeren her. Hühner, die Maulbeeren zu picken bekommen legen Eier mit besonders intensiv gefärbtem Dotter nach der Ernte müssen die Früchte schnell verarbeitet werden. Selbst im Kühlschrank sind sie nicht länger als zwei Tage haltbar. Wenn nur kleine Mengen anfallen, können diese eingefroren werden bis genug zusammengekommen ist. Schon im Altertum wurde der intensiv rote Saft der Früchte zum Färben von Rotwein genutzt, heute findet er in der Süßwarenindustrie Verwendung. Die frischen Früchte lassen sich als Kuchenbelag verwenden, aber auch zu Gelee, Kompott oder Saft verarbeiten. Getrocknete Früchte ergeben überbrüht einen aromatischen Tee. Neben ihrem hohen Zuckergehalt von bis zu 7% enthalten Maulbeeren Fruchtsäuren, Mineralstoffe und Pektin. In den Samen findet sich etwa 17% Fett, aus dem sich ein schmackhaftes Speiseöl herstellen lässt, das aber auch für Kosmetika und in der Lackherstellung Verwendung findet. In der Volksheilkunde wird die Maulbeere eher vernachlässigt. Ein Tee aus getrockneten Früchten soll bei Entzündungen im Mund und Rachenraum hilfreich sein, Nervosität und Schlafstörungen werden von Maulbeerblättertee positiv beeinflußt.

Dieser Text ist im Dezember 2014 im "Gartenfreund" erschienen

Kulinarisches

Maulbeermarmelade

1,5 kg Maulbeeren 500g Gelierzucker 1:2 oder 1:3 Saft einer Zitrone

Maulbeeren vorsichtig waschen (sie färben stark) mit Zitronensaft und Gelierzucker mischen, nach Packungsangabe kochen und in Gläser füllen.

Maulbeermousse

300g Maulbeeren 100g Zucker Saft einer Zitrone 3 Blatt Gelatine 250 ml Schlagsahne 100 ml Mascarpone

Die Maulbeeren mit wenig Wasser kurz aufkochen und durch ein Sieb streichen. Eingeweichte Gelatine in dem warmen Mus auflösen. Zucker und Zitronensaft unterrühren und kalt stellen bis die Masse zu gelieren beginnt. Sahne mit Mascarpone steif schlagen unter das Maulbeermus rühren und zweit Stunden kühlen.