Färberkrapp (Rubia tinctorum)
Weitere Namen
Färberröte
Botanischer Name
»Rubia« von der indogermanischen Wurzel rudhio - rot, »tinctoria« lat. tinctorius - Färber-
Englischer Name
Madder
Familie
Rötegewächse, Rubiaceae
Verbreitung
Südeuropa, Kleinasien
Wuchs
ausdauernd, rote färbende Pfahlwurzel, Triebe mit harten Widerborsten besetzt mit denen sich die Pflanze in der umgebenen Vegetation nach oben zieht, Blüten in den Blattachseln in offenen Trugdolden
Standort
sonnig, nahrhafter Boden
Blütezeit
Juni ,Juli, August
Blüte
unauffällige Trugdolden mit kleinen gelben vierzähligen Blüten
Fruchtreife
September, Oktober
Frucht
schwarze Beere
Vermehrung
durch Aussaat
Frosthärte
oberirdisch absterbend, frosthart
Tierische Besucher
die kleinen Blüten werden häufig von Ameisen besucht
Pflege
die Pflanze neigt zum Wuchern, überwächst im Sommer alles, was ihr in die Quere kommt, verursacht beim Ausreißen heftige Schrammen
Verwendbare Teile
getrocknete Wurzel zum Färben von Stoffen, erst beim Trocknen entsteht der rote Farbstoff, früher in Medikamenten zur Verhinderung von Gallen- und Blasensteinen eingesetzt
Inhaltsstoffe
Farbstoffe Alicarin, Pseudopurpurin, Lucidin, organische Säuren, fettes Öl
Status
anwesend, Jungpflanzen vorhanden
Literatur
- Die Kräuter in meinem Garten S.165, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2009)
- Die Weltgeschichte der Pflanzen S.425, Wolfgang Seidel (2012)
- Kölbls Kräuerfibel S.183, Konrad Kölbl (1993)
- Kräuter S.172, Burkhard Bohne (2010)
- New Kreüterbuch Cap.CVII, Leonhart Fuchs (1543)
- Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.292, Karl Josef Strank, Jutta Meurers-Balke (2008)
Geschichte und Geschichten
Der Färberkrapp ist sowas wie der große Bruder des Klettenlabkrautes. Im Gegensatz zu diesem ist er ausdauernd und kommt jedes Jahr aus seiner kräftigen, zähen Wurzel wieder. Die jungen Triebe sind von kräftigem Grün, die schmalen Blätter sitzen in Quirlen um denn vierkantigen Stängel. Stängel und Blätter sind mit winzigen Widerhaken versehen, die sich sehr erfolgreich an allem festhalten, was rundherum wächst. Nach einer kurzen Orientierungsphase kennt die Pflanze kein Halten mehr und überwächst jede Konkurrenz in kurzer Zeit. Genau wie das Klettenlabkraut ist sie auf Kletterhilfen angewiesen, der Stängel bleibt weich und instabil. Ein bisschen Vorsicht ist geboten im Umgang mit dem bald dichten Gewirr aus Trieben, die Widerhäckchen machen die ganze Pflanze so rau, dass sie auf der Haut schmerzhafte Schrammen hinterlässt. Die kleinen gelben Blüten fallen kaum auf, eher schon die sich im Anschluss entwickelnden schwarzen Beeren. Die darin enthaltenen Samen sind dann wieder genauso keimfreudig wie die des Klettenlabkrautes, was im folgenden Frühjahr deutlich wird. Färberkrapp braucht ein mildes Klima, wurde in Deutschland besonders in Weinbaugegenden angebaut, so zum Beispiel im Rheintal. Von der Antike bis ins Mittelalter war Krapprot ein begehrtes Handelsgut. Die Verarbeitung der Pflanze verlangte allerdings viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Die Farbstoffe befinden sich in den Wurzeln, die von mehrjährigen Pflanzen geerntet wurden und aufwändig getrocknet, zerkleinert und mit einer Beize vermischt werden mussten. Im Jahre 1869 gelang es, den Krappfarbstoff - das Alicarin - künstlich herzustellen, wenig später brach der Anbau der Pflanze komplett zusammen.