Fenchel (Foeniculum vulgare)
Weitere Namen
Brotanis, Frauenfenchel, Brotwürz, Langer Anis
Botanischer Name
»Foeniculum« von lat. fenum für Heu, wegen seines Duftes, »vulgare« lat. gewöhnlich
Englischer Name
Fennel
Familie
Doldenblütler, Apiaceae
Verbreitung
Mittelmeergebiet
Wuchs
ausdauernde aber nicht allzu langlebige horstige Staude,Stängel gerillt und mit Mark gefüllt, fein gefiederte große Blätter nach oben hin kleiner werdend, verzweigter Blütenstand mit großer Haupt- und vielen kleineren Nebendolden, die als unregelmäßige Doppeldolden ausgeprägt sind, tiefe spindelartige Pfahlwurzel
Standort
sonnig, nährstoffreicher Boden
Blütezeit
Juni, Juli, August
Blüte
Doppeldolde mit vielen kleinen gelben nektarreichen Blüten, die Flüssigkeit ist als Glitzern auf den Blüten sichtbar
Fruchtreife
August, September
Frucht
gefurchte sehr aromatisch duftende zweisamige Spaltfrucht
Vermehrung
durch Aussaat, sät sich gerne selbst aus
Frosthärte
in milden Wintern grün bleibend, während langer Kälteperioden zurückfrierend oder ganz absterbend
Tierische Besucher
Blätter und besonders die Blüten sind bevorzugte Nahrung von Schwalbenschwanzraupen, Bestäubung hauptsächlich durch kleine Käfer und Fliegen, Spinnen sitzen gerne in den unübersichtlichen Blättern und warten auf Beute
Pflege
eventuell hochbinden, wenn die Samenstände zu schwer werden
Verwendbare Teile
frische Blätter und Blüten als Gewürz statt Dill, getrocknete Samen als Tee, milchbildend, magenberuhigend, hustenstillend, leichtes Zerstoßen im Mörser vor dem Überbrühen erhöht das Aroma und die Wirkung
Inhaltsstoffe
ätherische Öle, fettes Öl, Anethol, Fenchon, Flavonoide, Proteine, Zucker, Vitamine, Schleimstoffe
Status
anwesend, Ableger vorhanden
Literatur
- Das neue BLV Buch der Kräuter S.123, Richard Mabey (Hrsg.) (1989)
- Die Kräuter in meinem Garten S.172, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
- Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.283, Deni Bown (1996)
- Gartenlust und Gartenfrust S.42, Heide Rau, Marion Nickig (2004)
- Gewürzpflanzen S.33, Hans E. und Helga Laux, Alfred Tode (1993)
- Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.109, Heinz Görz (1987)
- Heilkraft aus dem Garten S.88, Wolfgang Hensel (1998)
- Jahreskalender für den Heilpflanzenliebhaber S.99, Ernst-Albert Meyer (1989)
- Klassische Kräuter und Heilpflanzen S.86, Giola Romagnoli, Stefania Vasetti (1996)
- Kölbls Kräuterfibel S.111, Konrad Kölbl (1993)
- Köstliches aus dem Garten S.174, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
- Kräuter S.128, Burkhard Bohne (2010)
- Kräutermärchen S.57, Folke Tegetthoff (1998)
- Naturmedizin Heilkräuter S.59, Penelope Ody (2000)
- New Kreüterbuch Cap.CXC, Leonhart Fuchs (1543)
- Obst, Gemüse und Kräuter Karls des Großen S.191, Karl Josef Strank, Jutta Meurers-Balke (2008)
- Was hier alles wächst S.72, Susanne Lipps (2017)
- Wo der Pfeffer wächst S.70, Hansjörg Küster (1987)
- kraut&rüben 10/2008
Geschichte und Geschichten
Älteste archäologische Nachweise einer Fenchelkultur stammen aus Syrien aus dem 3. vorchristlichen Jahrhundert. Im antiken Griechenland wurde Fenchel unter dem Namen "Marathron" angebaut. Die Felder lagen rund um den Ort Marathon, der namensgebend für den bekannten Lauf war. In Rom war Fenchel ein beliebtes Gewürz, von dort stammt der Name Feniculum, der sich vom lateinischen fenum für Heu herleitet und den Duft der Pflanze beschreiben soll.
Der Gewürzfenchel ist eine Pflanze, die trotz ihrer Zartheit im Laufe der Jahre zu einer imposanten Erscheinung heranwachsen kann. Da sie ursprünglich aus wärmeren Gegenden stammt, ist sie bei uns nur eingeschränkt frosthart, Winter wie die beiden letzten (2013/14 und 2014/15) übersteht sie aber ohne Probleme. Die massive spindelartige Pfahlwurzel dringt tief in den Boden ein und gibt der Pflanze Halt. Das ist notwendig, denn in guten Jahren kann sie bis zu zweieinhalb Meter hoch werden. Im Frühjahr wachsen aus dem Wurzelstock mehrere kräftige Triebe, die schnell an Höhe gewinnen und mit dem fein zerteilten Laub zarter aussehen als sie es tatsächlich sind. Der Duft der Blätter ähnelt dem des Dill, mit dem er verwandt ist, ist aber ein wenig süßlicher. Um die Zeit der Sonnenwende herum bildet der Fenchel seine Blüten als schirmartige Doppeldolden aus. Die einzelnen Blüten sind klein und unscheinbar, da sie aber in großer Zahl auftreten, ist das gelbe Leuchten schon von weitem zu sehen. Sie bilden so viel Nektar, dass die Flüssigkeit als Glitzern auf den Blüten wahrnehmbar ist. Besonders Insekten mit kurzem Rüssel oder Beißwerkzeugen, wie viele Käfer und Fliegen, besuchen die freigiebige Pflanze und bestäuben die Blüten. Das macht sich in reichem Fruchtansatz bemerkbar, der ab September ausreift und als Fencheltee Verwendung findet. Ausfallende Samen überstehen auch kalte Winter und keimen im folgenden Frühjahr. Selbst wenn die Mutterpflanze dem Frost zum Opfer fallen sollte, ist der Fortbestand gesichert. Eine Spielart des Fenchel ist der Bronzefenchel, dessen Laub einen bräunlichen Ton annimmt. Wuchs und Aroma stimmen aber überein.
Kulinarisches
Fenchelzucker
- 50 g unreife Fenchelsamen
- 200 g Zucker
- beide Zutaten zusammen pürieren (Moulinette), in einer flachen Schale einige Tage trocknen lassen, hin und wieder mit einem Löffel zerstoßen
- die trockene Masse entweder bröckelig lassen und lutschen oder nochmal pürieren und als Teesüße verwenden
Fenchel-Pesto
- 100 g junges Fenchelgrün
- 100 g gemahlene Mandeln
- 50 g Berberitzenbeeren
- 75ml Sonnenblumenöl
- 1 Prise Salz
- 1Tl Ahornsirup
- Fenchelgrün und Mandeln mit Sonnenblumenöl, Salz und Ahornsirup pürieren
- die Berberitzenbeeren unterrühren und die Masse in ein Glas mit Schraubverschluss füllen, eine Stunde ziehen lassen
- im Kühlschrank aufbewahrt hält sich das Pesto ca drei Wochen