Giersch (Aegopodium podagraria)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Giersch, Austrieb (28.2.)
Giersch, Wuchs (11.4.)
Giersch, Blüte (7.6.)
Giersch, Blüte (3.6.)

Geißfuß, Erdholler, Zipperleinkraut, Strenzel

Botanischer Name

»Aegopodium» gr. aigopodes - ziegenfüßig, »podagraria« lat. podagra - Steigbügel (bezieht sich auf die Tatsache, dass ein an Fußgicht erkrankter nicht ohne Schmerzen den Fuß in den Steigbügel bekommen kann)

Englischer Name

Ground Elder

Familie

Doldenblütler (Apiaceae)

Verbreitung

Europa, Asien, Nordamerika

Wuchs

stark Wurzelausläufer bildende, flachwurzelnde, im Winter einziehende Staude, Kraut etwa 10-25cm hoch, Blüte bis 60cm hoch

Standort

schattig bis halbschattig, feuchter nährstoffreicher Boden, kommt auch mit kargen Verhältnissen zu recht, wirkt dann weniger üppig, Stickstoffanzeiger

Blütezeit

Juni, Juli, (August)

Blüte

Doppeldolde, ca 10 Strahlen mit je 15-20 weißen Einzelblüten, fünfzählig, äußere Blüten mit leicht vergrößerten äußeren Kronblättern

Fruchtreife

August, September

Frucht

jung grüne, später braune Spaltfrucht

Vermehrung

Wurzelausläufer, Selbstaussaat

Frosthärte

oberirdisch absterbend, Wurzelgeflecht sehr frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung hauptsächlich durch Fliegen und Käfer

Pflege

ausreißen..., aber Vorsicht, jedes noch so kleine übersehene Wurzelstück wird zu einer neuen Pflanze...

Verwendbare Teile

junge Blätter als Gemüse, frisches oder getrocknetes Kraut als Tee bei rheumatischen Beschwerden und Gicht oder zur Entwässerung, Samen als kümmelähnliches Gewürz

Inhaltsstoffe

Kalzium, Magnesium, Phosphor, Silizium, Vitamin C, Kaffeesäure, ätherisches Öl

Status

anwesend...

Literatur

  • Alte Gemüsesorten S.73, Elke Achtner-Theiss, Sabine Kumm (2015)
  • Berliner Pflanzen S.46, Heiderose Häsler, Iduna Wünschmann (2009)
  • Das Kräuterkulinarium S. 50, Maiga Werner (2014)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.204, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Die Unkräuter in meinem Garten S.139, Wolf-Dieter Storl (2018)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.229, Deni Bown (1995)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.125, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Essbare Landschaften S.21, Olaf Schnelle, Ralf Hiener (2003)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.34, Detlev Henschel (2002)
  • Feld- Wald- und Wiesenkochbuch S.38, Eve Marie Helm (1978)
  • Gartenlust und Gartenfrust S.38, Heide Rau, Marion Nickig (2004)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.120, Heinz Görz (1987)
  • Heilkräuter und Zauberpflanzen... S.81, Wolf-Dieter Storl (1996)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.164, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Kölbls Kräuterfibel S.120, Konrad Kölbl (1993)
  • Kräuter S.95, Burkhard Bohne (2010)
  • ...und grün des Lebens goldner Baum S.136, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
  • Vom Geschmack der Lilienblüten S.210, Jürgen Dahl (1995)
  • Wildkräuter sehen und erkennen S.133, Roger Phillips (1990)
  • Wildpflanzen S.4, Celia Nentwig (2013)
  • kraut & rüben 7/1993, 6/2003, 3/2008, 3/2019 S.56, 2/2020 S.70

Geschichte und Geschichten

Was für ein lebensfrohes Gewächs! Egal ob Sonne oder Schatten, ob magerer oder überdüngter Boden, ob nass oder trocken, der Giersch wächst überall. Die jungen wie lackiert wirkenden Blätter wachsen wie kleine geschlossene Hände aus der Erde, entfalten sich zu kräftigem Grün und da sie so eng beieinander stehen bilden sie schnell eine geschlossene Fläche. Der ideale Bodendecker. Zumindest draußen im Wald, wo er genügend Auslauf hat. Im Garten macht er sich durch seinen Ausbreitungsdrang eher unbeliebt, da er mit seinem engmaschigen Wurzelgeflecht kaum einer anderen Pflanze Raum lässt. Irgendwann taucht der Giersch auch im saubersten Garten auf, sei es durch neue Pflanzen, die in ihrem Erdballen winzige Wurzelstückchen mitbringen oder durch weniger akkurate Nachbarn, denen die Pflanzen durch den Zaun entkommen. Bis die Pflanzen tatsächlich unangenehm auffallen vergeht sicher noch einige Zeit, aber dann ist es bereits zu spät. Die dünnen weißen Wurzelstränge schleichen sich dicht unter der Erdoberfläche dahin, schicken hier und da ein Blättchen in die Höhe kriechen weiter. Quer durch die Wurzeln aller Stauden, Sträucher und Bäume die ihnen im Wege stehen, verzweigen sich, senken wo es ihnen zusagt Wurzeln in tiefere Bereiche und treiben kräftigere Pflanzen und auch Blüten nach oben. Feuchter Halbschatten ist ihnen besonders angenehm, aber notfalls besiedeln sie auch trockenes, sonniges Gelände. Durch jäten lässt sich der Giersch nur in begrenztem Maße aufhalten. Jedes noch so winzige Wurzelstück wächst unverdrossen weiter und es bleiben ganz sicher welche übrig. Eine dichte Wurzelsperre kann kleinere Areale abschirmen, das hilft, solange nirgends ein Samenstand ausreifen kann. An manchen Stellen ist es einfacher, sich mit dem Kraut zu arrangieren, ihm einen gewissen Raum zuzugestehen, unter Sträuchern, wo vielleicht ohnehin nicht viel wächst. Schneeglöckchen, Winterlinge, Buschwindröschen, sie alle bevorzugen Standorte, die möglichst wenig bearbeitet werden. Bis der Giersch hier seine Blätter ausbreitet, sind die Frühblüher schon fast wieder verschwunden und das Beet ist den Rest des Jahres grün. Einige Pflanzen lassen sich nicht einschüchtern und behaupten sich tapfer, wie zum Beispiel das Mädesüß. Bleibt noch die Option, den jungen Austrieb einfach aufzuessen. Je mehr Blätter geerntet werden, desto schwächer wird der Nachwuchs.