Erdrauch (Fumaria officinalis)

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Weitere Namen

Erdrauch, Sämlinge (28.4.)
Erdrauch, Wuchs (8.5.)
Erdrauch, Blüte (15.5.)
Erdrauch, Blüte (10.5.)

Ackerraute, Ackerkraut, Apostelkraut, Alprauch, Beschwörungskraut

Botanischer Name

»Fumaria« von lat. fumus - Rauch, »officinalis« lat. als wirksame Droge in Apotheken erhältlich

Englischer Name

Common Fumatory

Familie

Mohngewächse, Papaveraceae

Verbreitung

Europa, West-, Nordasien, Nordafrika

Wuchs

einjährig, Blätter graugrün fein gefiedert bis 30cm hoch, stark verästelter Wuchs, während der Blüte auseinander fallend, nach der Samenreife absterbend, die Pflanze enthält keinen Milchsaft

Standort

sonnig, eher magerer kalkhaltiger Boden

Blütezeit

Mai, Juni, (Juli)

Blüte

schmale röhrige Blüte mit stumpfem Sporn, schmutzig rosa,in vielblütigen Trauben

Fruchtreife

Juni, Juli

Frucht

kugelige Nüsschen

Vermehrung

durch Selbstaussaat

Frosthärte

Samen frosthart

Tierische Besucher

kurz vor dem Absterben werden die Pflanzen gelegentlich von Läusen besiedelt

Pflege

ausreißen wo es zu viel wird...(was aber nur selten nötig ist, da die Pflanzen spätestens Ende Juni verschwinden)

Verwendbare Teile

blühendes Kraut, als kalt angesetzter Auszug bei leichteren Gallenbeschwerden (maximal eine Tasse pro Tag), Fumarsäure aus der Pflanze wird gegen Schuppenflechte eingesetzt

Inhaltsstoffe

Fumarin, Cryptocarvin, Isochinolinalkaloide, Protopin, Cholin, Flavonoide, Kalium

Status

im Frühsommer anwesend

Literatur

  • Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen... S.66, Ulrich Völkel (2010)
  • Das neue BLV Buch der Kräuter S.59, Richard Mabey (Hrsg.) (1989)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.154, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.503, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.285, Deni Bown (1996)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.359, Roth Daunderer, Kormann (1994)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S. 105, Heinz Görz (1987)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.32, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Kölbls Kräuterfibel S.104, Konrad Kölbl (1993)
  • New Kreüterbuch Cap.CXXVII, Leonhart Fuchs (1543)
  • Weeds S.113, Richard Mabey (2010)
  • Wildblumen im Hausgarten S.159, John Stevens (1987)
  • Wildkräuter sehen und erkennen S.33, Roger Phillips (1990)
  • Wildpflanzen für jeden Garten S.127, Reinhard Witt (1994)

Geschichte und Geschichten

Erdrauch ist ein schöner Name für ein Gewächs, das tatsächlich wie ein rauchiger Hauch über dem Boden schwebt mit seinen fein zerteilten graugrünen Blättern. Früh im Jahr erscheinen die zwei lang gezogenen Keimblätter, aus denen sich schnell ein niedriger Büschel entwickelt, der innerhalb von drei Monaten seinen gesamten Vegetationszyklus durchläuft und Ende Juni schon wieder verschwunden ist. In Wuchs und Blüte besteht eine Ähnlichkeit mit den verwandten Lerchenspornen, nur ist der Erdrauch deutlich zierlicher. Er fällt normalerweise kaum auf, wird vielleicht als Unkraut ausgerissen, zwischen Prachtstauden, die wesentlich mehr hermachen. Aus der Nähe betrachtet hat die Pflanze durchaus ihren Reiz, die rosa Blüten mit den dunklen Spitzen stehen in engen etwas verdrehten Büscheln zusammen, werden mit der Samenreife so schwer, dass sie sich auf den Boden legen, von wo die Samen von Ameisen weg geschleppt werden.

Erdrauch ist eine alte Heilpflanze, ihre vielen volkstümlichen Namen weisen darauf hin, dass sie allgemein bekannt war. Schon Plinius erwähnt sie als heilsam bei Leber- und Gallenbeschwerden, arabische Ärzte empfahlen sie zur Blutreinigung und je nach Dosierung wirkt das enthaltene Fumarin Blutdruck senkend oder steigernd. Hieronymus Bock erwähnt die Wirkung gegen Gicht. Laut Adelbert von Chamisso war die Pflanze Anfang des 16. Jahrhunderts noch sehr selten. Er schreibt weiter: »der Erdrauch enthält viel Pottasche; hundert Pfund trockenes Kraut liefern acht Pfund Salz.«

Auch wahrsagende Eigenschaften werden dem Erdrauch zugeschrieben. Steckt ein junges Mädchen sich Erdrauch an den Busen, so wird der erste Mann der ihr danach begegnet, der ihre werden.

Die Erstbeschreibung der Pflanze erfolgte 1753 durch Carl von Linné.