Spitzwegerich (Plantago lanceolata)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Spitzwegerich, Austrieb (13.4.)
Spitzwegerich, Herbstrosette (26.10.)
Spitzwegerich, Blüte (6.5.)
Spitzwegerich, Staubgefäße (29.5.)

Sohlenkraut, Lügenkraut, Sündenkraut

Botanischer Name

»Plantago« von lat. planta - Fußsohle, Fußfläche, »lanceolata« lanzettförmig, Erstbeschrreibung 1753 durch Carl von Linné

Englischer Name

Narrowleaf Plantain, Ribwort Plantain, Ribleaf

Familie

Wegerichgewächse, Plantaginaceae

Verbreitung

Europa, Mittelasien, Nordafrika

Wuchs

kurzlebige Staude, rosettig/horstig, schmale parallelnervige Blätter, zunächst aufrecht, später flach aufliegend, 20cm hoch, Blütenstand bis 40cm hoch

Standort

sonnig bis halbschattig, jede Bodenart

Blütezeit

(Mai), Juni, Juli, August, September

Blüte

walzenartige Ähren, bräunliche Einzelblüten mit cremeweißen Staubblättern, windbestäubt

Fruchtreife

August, September, Oktober

Frucht

kleine Nüsschen, pro Jahr und Pflanze bis zu 20000 Samen, die Jahrzehnte lang keimfähig bleiben

Vermehrung

durch Selbstaussaat

Pflege

kaum Pflege nötig, eventuell Blütenstände abschneiden, wenn sie zu sehr auseinander fallen oder die Pflanze sich nicht weiter aussamen soll

Frosthärte

grün überwinternd, nur in sehr kalten Wintern zurückfrierend

Tierische Besucher

Käfer und Fliegen, Futterpflanze des Wegerich-Scheckenfalters, gelegentlich holen Bienen den Pollen

Verwendbare Teile

Blätter und junge Knospen, wirksam bei Atemwegserkrankungen, speziell Husten, mit Honig oder Zucker Sirup ansetzen, bei Bedarf löffelweise langsam im Mund zergehen lassen oder in Tee auflösen, um den 15. August herum gesammelte Blätter sollen die beste Heilwirkung haben, junge Blätter als Salat- und Suppenzutat

Inhaltsstoffe

Schleimstoffe, Iridoidglycoside (Aucubin), Catapol, Gerbstoffe, Emulsin, Bitterstoffe, Labenzym, Kieselsäure

Status

anwesend

Literatur

  • Berliner Pflanzen S.85, Heiderose Häsler, Iduna Wünschmann (2009)
  • Blattrosetten S.24, Raimund Fischer (1997)
  • Blumen und Kräuter, Geheimnisvolle Namen...S.194, Ulrich Völkel (2010)
  • Das Kräuterkulinarium S.18, Maiga Werner (2014)
  • Das Summen in der Wiese S.29, Dave Goulson (2014)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.526, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Die Unkräuter in meinem Garten S.227, Wolf-Dieter Storl (2018)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.291, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Feld- Wald- und Wiesenkochbuch S.114, Eve Marie Helm (1978)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.249, Heinz Görz (1987)
  • Heilkräuter und Zauberpflanzen... S.95, Wolf-Dieter Storl (1996)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.203, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Jahreskalender für den Heilpflanzenliebhaber S.42, Ernst-Albert Meyer (1989)
  • Kölbls Kräuterfibel S.289, Konrad Kölbl (1993)
  • Kräuter S.166, Burkhard Bohne (2010)
  • Kräuterzauber S.92, Dido Nitz (2012)
  • New Kreüterbuch Cap.XI, Leonhart Fuchs (1543)
  • Wildpflanzen S.134, Celia Nentwig (2013)
  • Wo der Pfeffer wächst S.249, Hansjörg Küster (1987)
  • kraut&rüben 2/2019 S.65

Geschichte und Geschichten

Der Spitzwegerich ist ein Kraut, das an nahezu jedem Standort anzutreffen ist, egal ob trocken oder feucht, ob sonnig oder schattig. Die Pflanze passt sich in ihrem Wuchs den Gegebenheiten an. So ist sie in fetten Wiesen genauso zu finden wie an trockenen Wegrändern. Zu erkennen ist sie trotzdem recht leicht an den schmalen parallelnervigen Blättern, die in ihrem matten grün zunächst steil in die Höhe wachsen, dann eine auseinander fallende Rosette bilden, in deren Mitte die Blütenknospen an dünnen Stängeln stehen. Der ganze Habitus der Pflanze hat Ähnlichkeit mit einem Gras, die Blüten ähneln Ähren, werden vom Wind bestäubt und brauchen daher keine Farbe, die eine Fernwirkung erzielen müsste. Manchmal treten eigenartig deformierte, verbänderte Blüten auf. Ob das an der Bodenbeschaffenheit oder an der Pflanze selbst liegt, bliebe zu erforschen. Eine Pflanze, die ich aus einer üppigen Wiese mit sehr vielen solchen Blüten mit in meinen Garten nahm, blühte hier völlig normal weiter. Die Samen des Spitzwegerich verschleimen bei feuchter Witterung und bleiben unter Füßen und Pfoten hängen, werden so mitgenommen zu neuen geeigneten Wuchsorten.

Spitzwegerich ist wie die anderen Wegerich-Arten auch eine alte Heilpflanze. Ein Sirup aus den Blättern hilft bei Husten und verschleimten Bronchien, die zerdrückten Blätter stillen Juckreiz nach Brennnessel- oder Insektenstichen. Junge Blätter lassen sich als Salatzutat oder in einer Kräutersuppe verwenden, die leicht nussig schmeckenden Samen sind pur oder geröstet eine Zutat für's Müsli.