Erbsenwicke (Vicia pisiformis)

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Weitere Namen
Erbsenwicke, Jungpflanze (11.4.)
Erbsenwicke, Wuchs (30.5.)
Erbsenwicke, Blüte und Fruchtansatz (16.6.)
Erbsenwicke, Samen
Botanischer Name

»Vicia« von der indo-germanischen Wurzel ueik - biegen, winden, »pisiformis« von lat. pisum - Erbse und formis - förmig, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Pea-Flower Vetch, Pea Vetch

Familie

Schmetterlingsblütler, Leguminosen

Verbreitung

Mitteleuropa, in Deutschland einzelne Vorkommen in Thüringen und im Hochsauerland

Wuchs

ausdauernd, verdickte, tiefreichende Wurzel, Stängel kahl, verzweigt, bis etwa 1,2m hoch, unpaarig gefiederte Blätter, 3 Blattpaare, das erst sitzt direkt am Stängel über zwei gezähnten Nebenblättern, Einzelblätter eirund, Endfieder zu verzweigter Ranke umgebildet, oberirdisch im Herbst absterbend

Standort

sonnig bis halbschattig, gerne auf lehmigem Boden, kommt aber auch mit anderem Untergrund klar, verträgt Trockenheit

Blütezeit

Juni,Juli, August

Blüte

an dünnem gebogenen Stängel traubiger Blütenstand mit bis zu 30 Einzelblüten, die sich fast gleichzeitig öffnen, schmaler Kelch mit kleinen Zähnchen, Kronblätter gelblich-weiß, Fahne leicht nach oben gebogen, die Blüten sehen aus als wären sie nur halb geöffnet

Fruchtreife

September, Oktober

Frucht

etwa 4cm lange Hülse mit meist 6 kugeligen braunen Samen, die Hülsen bleiben zum Teil bis in den Winter hinein geschlossen

Vermehrung

durch Aussaat (Samen vorher einen Tag lang einweichen oder aufrauen, um die Keimfähigkeit zu erhöhen), Teilung der Wurzeln

Frosthärte

oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung hauptsächlich durch Hummeln, die in der Lage sind, die Blüte aufzudrücken

Pflege

kaum Pflege nötig, die Pflanzen benötigen eine Rankhilfe, können im Spätherbst oder Frühjahr ebenerdig abgeschnitten werden

Verwendbare Teile

junge Sprosse und unreife Samenhülsen als Gemüse, reife Samen für Eintöpfe (alle Pflanzenteile sollten gut durchgegart werden, da sie sonst Stoffe enthalten, die bei häufigem Verzehr zu Lathyrismus führen können, einer Erkrankung, die mit bleibenden Muskelkrämpfen einhergeht)

Inhaltsstoffe

Flavonoide (Kämpferol, Quercitin), Gerbstoffe, Vitamine, Spurenelemente, reichlich Eiweiß, Blausäureglycoside, Pyrimidinderivate (Vicin), Phytoalexine

Status

anwesend

Literatur
Geschichte und Geschichten

Die eiweißreichen Samen der Schmetterlingsblütler gehören schon seit langer Zeit ins menschliche Nahrungsspektrum. Viele wilde Wickenarten wurden beerntet und züchterisch bearbeitet, auch unsere heutigen Gemüse-Erbsen gehören in diese Familie. Die Erbsenwicke gehört wegen ihrer geringen Variabilität zu den evolutionär sehr alten Pflanzen. Im Gegensatz zur Erbse ist sie ausdauernd, das heißt, einmal gepflanzt erscheint sie jedes Jahr wieder. Die verdickte Wurzel vergrößert sich, speichert Nährstoffe und kann mit Hilfe von Knöllchenbakterien Stickstoff einlagern. Mit jedem Jahr wird die Pflanze somit üppiger und blüht entsprechend reichhaltiger. Sie kommt mit jedem halbwegs guten Boden zurecht, wichtig ist eine Kletterhilfe, am besten ein Zaun, an dem sie sich mit ihren zum Teil zu Ranken umgebildeten Blättern festhalten kann. Unter guten Bedingungen kann sie etwa anderthalb Meter hoch werden. Im Juni erscheinen die ersten Blüten, zunächst eng gedrängt an einem dünnen, leicht gebogenen Stängel. Der verlängert sich mit der Zeit, so dass bis zu dreißig Blüten daran Platz haben. Anders als bei anderen Wicken öffnen sich die Blüten nur ansatzweise, sehen immer so aus, als müsste da doch noch was passieren. Durch diese halb geschlossene Form kommen als Bestäuber nur Insekten in Frage, die stark genug sind, um die Kronblätter auseinander zu drücken. Das sind in erster Linie Hummeln. Nach erfolgreicher Bestäubung entwickelt sich eine kleine Hülse, die sich zwischen den vertrocknenden Blütenblättern hindurch schiebt. Im Gegenlicht sind die langsam wachsenden Samen zu sehen. Erst wenn die Hülse ausgereift ist, wird sie undurchsichtig und hell braun. Die kugeligen Samen sind dann etwa fünf Millimeter groß und braun. Nur wenige Hülsen öffnen sich von alleine, die meisten bleiben bis in den Winter hinein geschlossen, lassen sich also gut ernten. Für einen Erbsen-Eintopf wären allerdings etliche Pflanzen nötig. Die jungen Hülsen lassen sich wie Zuckerschoten zubereiten. Um die giftigen Pyrimidinderivate zu entschärfen, sollten getrocknete Samen über Nacht eingeweicht und das Einweichwasser weg gegossen werden. Nach längerer Kochzeit sind sie dann genussfähig. Zu oft sollten wilde Wickenarten nicht gegessen werden.