Heidewacholder (Juniperus communis)

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Weitere Namen

Heidewacholder, männliche Blüte (12.4.)
Heidewacholder, Austrieb und männliche Blüte (1.5.)
Heidewacholder, weibliche Blüten (1.5.)
Heidewacholder, weibliche Blüte und reife Früchte (12.4.)
Heidewacholder, Samen

Reckholder, Kranewittbaum (Kranichholz), Feuerbaum, Gichtbaum, Machandel, Weihrauchbaum

Botanischer Name

»Juniperus« wohl von iuni-perus - früh gebährend, abtreibend, »communis« lat. gemein, gewöhnlich, Erstbeschreibung durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Common Juniper

Familie

Zypressengewächse, Cupressaceae

Verbreitung

Europa, Nordasien, Nordafrika

Wuchs

ausdauernd, immergrüner Strauch mit unterschiedlichen Wuchsformen, teils ausgebreitet, teils schmal und säulenförmig, streng zweihäusig, Blätter sind zu spitzen kurzen blaugrünen Nadeln umgebildet, Blüten in den Blattachseln, bis 5 (10)m hoch

Standort

sonnig, trockene Heidelandschaften, bis in 3700m Höhe, im Garten normaler Boden

Blütezeit

Mai

Blüte

weibliche kleine grüne Knubbeln (Zapfen), männliche kleine aufrechte Kätzchen, Windbestäuber, der Pollen fliegt in dichten Wolken auf, sobald ein Windstoß den Strauch bewegt

Fruchtreife

Sommer bis Herbst des Folgejahres

Frucht

schwarzblau bereifter erbsengroßer Beerenzapfen

Vermehrung

durch Selbstaussaat

Frosthärte

grün überwinternd

Tierische Gäste

die Beerenzapfen sind besonders im Winter bei vielen Vögeln (Wacholderdrossel) beliebt

Pflege

Schnitt möglich aber nicht notwendig, Vorsicht beim Schneiden, die feinen Nadelspitzen können heftige Hautreaktionen auslösen (die aber meist schnell wieder verschwinden)

Verwendbare Teile

reife Früchte als Gewürz, sie geben dem Gin sein Aroma, Tee aus den Früchten kann bei Magenproblemen, Rheuma, Gicht, Stoffwechselstörungen, Leber- und Gallenbeschwerden hilfreich sein, Wacholderkur zur Blutreinigung beginnt mit 1 Frucht am ersten Tag, 2 am zweiten, bis 15 am 15. Tag, dann rückläufig am letzten Tag mit 1 Frucht enden, nicht anwenden bei eingeschränkter Nierenfunktion, im August gesammelte reife Beeren können roh oder gekocht durch ein Sieb passiert und gesalzen als herzhafte Würze verwendet werden, mit Zucker gesüßt und eingedickt wird ein in den Alpenländern gebräuchlicher Brotaufstrich daraus

Inhaltsstoffe

ätherische Öle, Juniperin, Mineralstoffe, Eiweiß, Vitamin C, Mycren, Zucker, Pektin

Status

in beiderlei Geschlecht anwesend, Jungpflanzen vorhanden

Literatur

  • Am Anfang war das Korn S.203, Hansjörg Küster (2013)
  • Beeren Wildobst S.92, Maria Bachler (1997)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.583, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.299, Deni Bown (1996)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.61, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten S.113, Helmut Pirc (2015)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.198, Detlev Henschel (2002)
  • Fingerkraut und Feenhandschuh S.94, Barbara Frischmuth (1999)
  • Giftpflanzen Pflanzengifte S.432, Roth, Daunderer, Kormann (1994)
  • Gewürzpflanzen S.131, Hans E. und Helga Laux, Alfred Tode (1993)
  • Großes Kräuter- und Gewürzbuch S.269, Heinz Görz (1987)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.289, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Jahreskalender für den Heilpflanzenliebhaber S.114, Ernst-Albert Meyer (1989)
  • Klassische Kräuter und Heilpflanzen S.96, Giola Romagnoli, Stefania Vasetti (1996)
  • Kölbls Kräuterfibel S.312, Konrad Kölbl (1993)
  • Kräuter S.220, Burkhard Bohne (2010)
  • Naturmedizin Heilkräuter S.72, Penelope Ody (2000)
  • Neue Nachrichten aus dem Garten S.41, Jürgen Dahl (1987)
  • New Kreüterbuch Cap.XXVI, Leonhart Fuchs (1543)
  • Pflanzen auf Hiddensee S.94, Irmgard Blindow (2010)
  • Pflanzenfamilien S.60, Ross Bayton, Simon Maughan (2018)
  • Pflanzenlesebuch S.173, Martin Krampen Hrsg.(1994)
  • Süchtig nach Grün S.169, Renate Hücking (2007)
  • Symbolik der Pflanzen S.325, Marianne Beuchert (1996)
  • Von Anis bis Zimt S.75, Günter und Erna Linde (1996)
  • Wildobst S.117, Helmut Pirc (2009)
  • Wildpflanzen auf unserem Tisch S.132, Dagmar Lánská (1990)
  • Wo der Pfeffer wächst S.267, Hansjörg Küster (1987)
  • kraut&rüben 1/2006, 11/2006, 1/2015

Geschichte und Geschichten

Der Wacholder gehört in jede ordentliche Heide, egal ob um Lüneburg oder oder auf der Insel Rügen, Wacholdersträucher geben einer Landschaft einen ganz besonderen Ausdruck. Diese typische Wacholderheide ist aber kein natürlich entstandenes Habitat, sondern eine vom Menschen geformte Kulturlandschaft. Schafherden halten den Bewuchs der Heide niedrig und da sie den stacheligen Wacholder meiden, kann der sich mit der Zeit ausbreiten. Wacholder wächst langsam, kann dafür aber auch einige hundert Jahre alt werden. Er braucht volle Sonne und einen trockenen Untergrund, der ruhig steinig sein darf. Vom Flachland bis ins Hochgebirge sind die Sträucher zu finden, weit oben als flache Zwergform, im Flachland um die sechs, in Ausnahmefällen sogar bis zehn Meter hoch. Zwei deutlich unterschiedliche Wuchsformen sind möglich, einmal weit ausgebreitet und eher flach, zum anderen die typische Säulenform. Zu nahe kommen sollte man den Sträuchern nicht, die Nadeln sind unangenehm spitz und sie hinterlassen oft kleine Entzündungen, die erst nach Tagen wieder abheilen. Im Mai blüht der Wacholder. Das ist nicht besonders spektakulär, auffällig sind aber die männlichen Pflanzen, sobald ein Wind weht. Dann hängen dichte Pollenwolken in der Luft, die mit etwas Glück auf ein weibliches Gegenstück treffen. Die weiblichen Blüten haben nichts blumenartiges an sich, sehen wie kleine grüne Knubbeln aus. Die sitzen stängellos an den Zweigen, zwischen den dichten Nadeln. Reife und unreife Früchte sind gleichzeitig zu finden, Beerenzapfen sind es, was nur nächster Nähe zu erkennen ist. Ausgereift sind sie schwarzblau, teilweise weiß bereift. Sie lassen sich zu jeder Jahreszeit ernten, es sei denn, im Winter hat die Wacholderdrossel ihrem Namen Ehre gemacht und sie alle stiebitzt.

Laut Adelbert von Chamisso gibt der Genuss von Wacholderbeeren »dem Harn einen Veilchengeruch.«

Kulinarisches

Wacholdersirup

  • 1 l Wasser
  • 600 g Zucker
  • 200 g Wacholderbeeren
  • Wacholderbeeren verlesen und säubern, in ein Gefäß (Tontopf) geben
  • Wasser mit dem Zucker aufkochen, einige Minuten köcheln lassen, dann über die Wacholderbeeren gießen
  • das Gefäß abgedeckt einen Tag stehen lassen
  • die Flüssigkeit durch ein Sieb abgießen, aufkochen und wieder über die Beeren gießen
  • die Prozedur eine Woche lang täglich wiederholen, die am Ende aufgefangene Flüssigkeit bis zum Siedepunkt erhitzen, in kleine Flaschen füllen und sofort verschließen
  • Der Sirup ergibt mit Mineralwasser aufgegossen ein aromatisches Erfrischungsgetränk


Wacholder-Likör

  • 100 g Wacholderbeeren
  • 150 g Zucker
  • 1 l Wodka oder Doppelkorn
  • Gewürze wie Zimt, Nelken, Kardamom, Anis können nach Wunsch beigegeben werden
  • Wacholderbeeren säubern und mit den übrigen Zutaten in ein Gefäß geben, verschließen und bei Zimmertemperatur etwa sechs Wochen ziehen lassen, anfangs gelegentlich schütteln, bis der Zucker sich gelöst hat
  • durch ein mit Küchenpapier ausgelegtes Sieb gießen und in Flaschen füllen