Walderdbeere (Fragaria vesca)

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Weitere Namen

Walderdbeere, Austrieb (20.4.)
Walderdbeere, Blüte (30.4.)
Walderdbeere, Frucht (8.6.)

Knackbeere

Botanischer Name

»Fragaria« lat. fragum - Erdbeere, »vesca« (1) lat. vescum - abgezehrt, klein, schwächlich (wegen der geringen Größe der Walderdbeeren), (2) lat. vescus - essbar, Erstbeschreibung 1753 durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Wild Strawberry

Familie

Rosengewächse, Rosaceae

Verbreitung

Europa, Asien, Nordamerika

Wuchs

ausdauernde rosettige Pflanze mit kräftigem gedrungenem Wurzelstock, dreiteilige gezähnte Blätter an langen kurz behaarten Stängeln, flach ausgebreitet, bis 20cm hoch, Blütenstand nur wenig höher, Ausläufer bildend, an deren Enden Jungpflanzen entstehen

Standort

halbschattig, nährstoffreicher Boden

Blütezeit

Mai, Juni, Juli, August, September

Blüte

fünfzählig weiße Schalenblüte mit gelber leicht gewölbter Mitte

Fruchtreife

Juni, Juli, August, September, (Oktober)

Frucht

durch Anthocyane rot gefärbte Sammelnussfrucht, die aus der sich verdickenden Blütenachse entsteht, die hartschaligen Samen sitzen außen auf der Haut der Frucht

Vermehrung

durch Ausläufer, Aussaat, Tiere fressen die Früchte und scheiden die unverdauten Samen wieder aus

Frosthärte

grün überwinternd

Tierische Besucher

Bestäubung durch Bienen, Fliegen und Schwebfliegen, Ameisen bedienen sich am Nektar ohne die Blüten zu bestäuben, die Früchte werden von vielen Tieren gefressen (besonders von Schnecken und Asseln)

Pflege

kaum Pflege nötig

Verwendbare Teile

Früchte zum Naschen, Blätter frisch oder getrocknet in Teemischungen, wirksam bei leichten Durchfällen, Entzündungen im Mund- und Rachenraum, Früchte sollen wirksam gegen Gicht sein

Inhaltsstoffe

Vitamin C, Gerbstoffe, Proteine, Mineralstoffe, Kohlenhydrate, Salicylate, Ellagitannine

Status

anwesend

Literatur

  • Aromaschätze Wildfrüchte und Gewürze S.18, Markusine Guthjahr (2008)
  • Die Weltgeschichte der Pflanzen S.122, Wolfgang Seidel (2012)
  • Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten S.384, Helmut Pirc (2015)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.133, S.G.Fleischhauer, J.Guthmann, R.Spiegelberger (2013)
  • Erdbeeren für Prinzessinnen, Hrsg. Marina Heilmeyer (2008)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.26, Detlev Henschel (2002)
  • Hagebutte & Co. S.282, Angelika Lüttig, Juliane Kasten (2003)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.88, Adelbert von Chamisso (1827)
  • Jahreskalender für den Heilpflanzenliebhaber S.39, Ernst-Albert Meyer (1989)
  • Klassische Kräuter und Heilpflanzen S.92, Giola Romagnoli, Stefania Vasetti (1996)
  • Kölbls Kräuterfibel S.314, Konrad Kölbl (1993)
  • Kräuter S.128, Burkhard Bohne (2010)
  • Naturmedizin Heilkräuter S.60, Penelope Ody (2000)
  • New Kreüterbuch Cap.CCCXXIX, Leonhart Fuchs (1543)
  • Paradiesapfel und Pastorenbirne S.105, Erika Schermaul (2004)
  • Sammelnüsschen und Panzerbeeren S.49, Rosemarie Gebauer (2017)
  • Sechzig einheimische Wildpflanzen... S.54, Detlev Arens (1991)
  • Symbolik der Pflanzen S.79, Marianne Beuchert (1996)
  • Wildblumen im Hausgarten S.65, John Stevens (1987)
  • Wildpflanzen auf unserem Tisch S.64, Dagmar Lánská (1990)
  • kraut&rüben 3/2022 S.66

Geschichte und Geschichten

Schon in der Jungsteinzeit wurde die Walderdbeere vom Menschen genutzt, wie archäologische Funde bestätigen. Die Ernte der kleinen Früchte war und ist mühsam, der Geschmack aber sehr intensiv. An günstigen Standorten, die sonnig und nicht zu trocken sein sollten, bilden die Pflanzen meist größere Gemeinschaften, da sie sich durch Ausläufer ausbreiten. Die Pflanzen sind fast ganzjährig grün, blühen bei milder Witterung schon deutlich vor den Kulturerdbeeren. Während die Pflanzen Kälte vertragen, sind die Blüten frostempfindlich. Ein schwarze verfärbter Fruchtansatz zeigt an, das hier nichts mehr geerntet werden kann. Anders als die meisten Kultursorten treiben die Walderdbeeren das ganze Jahr über Blüten und Früchte, manchmal bis in den November. Unsere heutigen Erdbeeren sind mit der heimischen Walderdbeere nicht verwandt, sie stammen aus Kreuzungen amerikanischer Fragaria- Sorten. Walderdbeeren werden wegen ihres Aromas gerne Fruchtaufstrichen oder Kompott beigegeben. Sie enthalten aber in den Kernen einen Bitterstoff, der erst beim Kochen aktiv wird. Reine Walderdbeermarmelade kann deshalb bitter schmecken.

Durch Mutationen an einzelnen Genen können Pflanzen entstehen, die entweder nur Blüten und Früchte ausbilden oder nur Ausläufer, sich also auf eine Ausbreitungsart beschränken.

Walderdbeeren tauchen immer wieder in Märchen und Legenden auf, aber auch in der Malerei. Die Symbolik reicht von weltlichen Sinnesfreuden und Verlockungen auf der einen Seite, bis zu christlich geprägten Bildern, wo Blüten und Beeren für Rechtschaffenheit stehen.

Die Heilwirkungen der Walderdbeere sind bisher nicht belegt, sie wurde und wird aber für verschiedene Zwecke genutzt. Carl von Linné war der Überzeugung, dass die Beeren seine Gicht geheilt hätten. Nikolaus Frauenlob kam im 15.Jahrhundert zu folgender Einschätzung: »Erper vnd jr krut hed iiij tugent. Ob der mensch vnlustig und verdrossen ist man sal erper jn wasser wal syden vnd dor abe trincken daz macht den menschen lustig vnd vnverdrossen«. Hildegard von Bingen hingegen hielt nichts von der Erdbeere: »Das Kraut in dem Erpere entstehen, ist eher warm als kalt. Aber es bereitet gegessen slim (Schleim) im Menschen und taugt nicht zur Medizin. Die Erper Früchte verursachen slim im Menschen der sie isst und taugen weder einem Gesunden noch einem Kranken zur Speise, weil sie neben der Erde auch in fauliger Luft wachsen.«