Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)

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Weitere Namen

Kapuzinerkresse, Sämling (11.6)
Kapuzinerkresse, Blatt (4.10.)
Kapuzinerkresse, Wuchs (13.8.)
Kapuzinerkresse, Blüte (9.8.)
Kapuzinerkresse, Blüte (15.8.)

Jungfer unterm Busch, Indianerkresse

Botanischer Name

»Tropaeolum« von gr. tropaion - Schild (Form der Laubblätter), »majus« lat. maior - größer

Englischer Name

Indian Cress, Nasturtium

Familie

Kapuzinerkressegewächse, Tropaeolaceae

Verbreitung

Mexiko, westliches Südamerika (besonders Peru),

Wuchs

in unseren Breiten einjährig, Wurzel weit verzweigt, fast weiß, bis zu fünf Meter lange beblätterte Triebe bildend, Blätter fast rund, bis 20cm durchmessend, Stängel setzt fast mittig unter dem Blatt an, Blüten achselständig

Standort

sonnig, mäßig nahrhafter, nicht zu trockener Boden (bekommt die Pflanze zu viele Nährstoffe, so bildet sie viele Blätter aber kaum Blüten)

Blütezeit

(Juni), Juli, August, September, Oktober

Blüte

fünfzählig mit langem Sporn, Farben von weiß über gelb, orange, rot bis zu bräunlichen Tönen

Fruchtreife

September, Oktober

Frucht

knapp 1cm durchmessende Kapsel, relativ große hellbraune nierenförmige Samen

Vermehrung

durch Aussaat im Frühjahr nach den letzten Frösten, Keimdauer 10-12 Tage, nach milden Wintern auch Selbstaussaat

Frosthärte

nicht frosthart, erfriert beim ersten Frost, Samen unter günstigen Bedingungen frosthart

Tierische Besucher

Bestäubung durch Bienen und Hummeln, gelegentlich Befall durch Schwarze Läuse, in ihrer Heimat werden die Blüten von Vögeln bestäubt

Pflege

kaum Pflege nötig

Verwendbare Teile

Blüten und Blätter im Salat, die noch jungen grünen Samenkapseln können wie Kapern eingelegt werden, appetitanregend, wundheilend, desinfizierend, die antibiotischen Extrakte werden bei Harnwegsinfektionen, aber auch Grippe und Bronchitis eingesetzt

Inhaltsstoffe

Vitamin C, Glykoside, Schwefel, Enzyme, Myrosin, Carotinoide, ätherische Öle, antibiotisch wirkende Substanzen (Benzyl-Senföl)

Status

im Sommer anwesend, Saatgut vorhanden

Literatur

  • A Contemplation upon Flowers S.272, Bobby J. Ward (1999)
  • Am Anfang war das Korn S.213, Hansjörg Küster (2013)
  • Bienenweide und Hummelparadies S.180, Dave Goulson (2021)
  • Das Kräuterkulinarium S.120, Maiga Werner (2014)
  • Das neue BLV Buch der Kräuter S.116, Richard Mabey (Hrsg.) (1989)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.288, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (1999)
  • Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie S.365, Deni Bown (1996)
  • Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen S.580, Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger (2013)
  • Illustriertes Heil-, Gift- und Nutzpflanzenbuch S.111, Adelbert von Chamisso (1827)
  • In the Garden S.91, Hugh Johnson (2009)
  • Köstliche Kräuter S.69, Marion Nickig, Heide Rau (1998)
  • Neophyten S.442, Norbert Griebl (2020)
  • The Bedside Book of the Garden S.242, Dr. D.G. Hessayon (2008)
  • The curious Gardener's Almanac S.134, Niall Edworthy (2006)
  • Timmerjahn, Hollerblüh und Bettstroh S.66, Christiane Freuck (2009)
  • ...und grün des Lebens goldneer Baum S.336, Ursula Hofmann, Michael Schwerdtfeger (1998)
  • Was hier alles wächst S.97, Susanne Lipps (2017)
  • Wo der Pfeffer wächst S.100, Hansjörg Küster (1987)
  • kraut&rüben 9/1995 S.6

Geschichte und Geschichten

1684 soll es gewesen sein, da brachte der Holländer Bewerning die Große Kapuzinerkresse nach Europa. Ihr Hauptverbreitungsgebiet lag in Peru, wo sie in frostfreien Gegenden als ausdauernde Staude wächst. Das ist ihr in unseren Breiten nicht vergönnt, da der erste Frost sie dahin rafft. Zunächst wuchs die fremde Schöne in Klostergärten. Den Mönchen mit ihren Kutten und besonders deren Kapuzen verdankt die Pflanze ihren deutschen Namen. Schnell wurde die gesundheitliche Wirkung der Kapuzinerkresse erkannt, ihr Reichtum an Vitamin C und auch die antibakteriellen Inhaltsstoffe. So war sie zunächst hauptsächlich als Heilpflanze in Gebrauch, bis sie im 19. Jahrhundert in die Bauerngärten einwanderte. Ihr schneller üppiger Wuchs und die farbenprächtigen Blüten brachten ihr bald einen Stammplatz in den sommerlichen Beeten. Züchter nahmen sich ihrer an und bald gab es eine Vielzahl an Sorten was Farben, Wuchs und Aussehen der Blüten betraf. Neben den rankenden Varianten, die eine Menge Platz brauchen entstanden Formen, die bequem im Blumenkasten auf dem Balkon zu ziehen sind und die einfachen Blüten bekamen gefüllte zur Seite gestellt. Im Garten sind die urwüchsigen Arten immer noch die schönsten, wenn sie nach einem zögerlichen Start Anfang Juni plötzlich von Tag zu Tag üppiger werden und bis in den Spätherbst hinein Blätter und Blüten treiben. Die langen Triebe besitzen keine speziellen Organe um sich fest zu halten, können sich aber mit den Blattstielen beim Wachsen verhaken und so über alle Hindernisse hinweg kriechen. Die Blätter erinnern ein bisschen an Regenschirme, mit ihren meist zehn Adern, die in der Mitte zusammen laufen. Der Stiel setzt unter dieser Mitte an und solange genügend Feuchtigkeit vorhanden ist, bleibt die Spreite straff gespannt. Bis zu zwanzig Zentimeter kann so ein Blatt durchmessen, verständlich, dass die Pflanze bei Wassermangel schnell schlapp aussieht. Ab Juli erscheinen die Blüten, ursprünglich in leuchtendem orange, mittlerweile in vielen Nuancen von weiß über gelb, rosa, rot bis zu dunklen bräunlichen Tönen. Dicke Hummeln bahnen sich brummend einen Weg durch den borstigen Eingang, um an den Nektar hinten im Sporn zu gelangen. Die Blüten sind essbar und neben der Schärfe, die der Pflanze zum Namen »Kresse« verhalf, ist die süße Note durchaus zu schmecken. Im Salat sind Blätter und Blüten geschmacklich und farblich eine Bereicherung. Die noch geschlossenen Blütenknospen und auch Samenkapseln können solange sie noch grün und weich sind wie Kapern eingelegt werden. Zum Trocknen eignen sich die weichen Pflanzenteile nicht, Kapuzinerkresse muss frisch genossen werden, den ganzen lieben Sommer lang.

Da Kapuzinerkresse Schwarze Läuse anzieht, empfiehlt es sich, sie zwischen gefährdete Gemüse wie Saubohnen zu pflanzen, um die Läuse von den Kulturpflanzen fernzuhalten.