Dreimasterblume (Tradescantia virginiana)

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Weitere Namen

Dreimasterblume, Austrieb (8.5.)
Dreimasterblume, Blütenknospen (12.5.)
Dreimasterblume, Blüte (24.7.)
Dreimasterblume, Samen

Gottesauge

Botanischer Name

»Tradescantia« nach John Tradescant (1570-1638), englischer Hofgärtner, »virginiana« nach dem US- Bundesstaat Virginia, Erstbeschreibung der Gattung Tradescantia durch Carl von Linné (1707-1778) schwedischer Naturforscher

Englischer Name

Virginia Spiderwort, Spider Lily

Familie

Commelinagewächse, Commelinaceae

Verbreitung

Nordamerika

Wuchs

ausdauernd, sehr fester, eng verflochtener Wurzelstock, der sich im Laufe der Jahre weit ausbreitet, horstig, Blätter gekielt, schmal, parallelnervig, fleischig, Blütenstand bis 70cm hoch

Standort

sonnig bis halbschattig, nahrhafter Boden

Blütezeit

Juni, Juli, August, September

Blüte

gedrängt rispiger Blütenstand an beblättertem Stängel, Stängelblätter und Blütenknospen mit weißen weichen Haaren besetzt, Blüte dreizählig meist blauviolett, selten weiß oder rosa, 6 Staubblätter

Fruchtreife

September, Oktober

Frucht

dreiteilige Kapsel mit kleinen Samen

Vermehrung

durch Aussaat, Selbstaussaat, frische Samen keimen sehr schnell, ältere brauchen eine Kaltphase, Teilung älterer Pflanzen

Frosthärte

oberirdisch absterbend, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

der Austrieb ist bei Schnecken sehr beliebt, Bestäubung hauptsächlich durch Hummeln

Pflege

eventuell Blütenstände vor der Samenreife abschneiden, um Selbstaussaat zu verhindern, wo die Pflanze sich wohlfühlt, neigt sie zum Wuchern

Verwendbare Teile

Zierpflanze

Inhaltsstoffe

nadelartige Kristalle in Blättern und Stängeln können zu Hautreizungen führen

Status

anwesend, Jungpflanzen vorhanden

Literatur

  • Neophyten S.182, Norbert Griebl (2020)
  • Stauden im Garten S.144, Martin Stangl

Geschichte und Geschichten

Bei der Mehrzahl der Tradescantien handelt es sich um Gewächse wärmerer Gegenden, die bei uns nur als Zimmerpflanzen gehalten werden können. Als erstaunlich frosthart erweist sich hingegen die Tradescantia virginiana, die unsere Winter problemlos übersteht und an ihr zusagender Stelle schon fast zu einem Unkraut wird. In ihrer Heimat wachsen die Pflanzen an eher trockenen, halbschattigen Orten mit leicht saurem Boden. Je sonniger der Standort, desto mehr Feuchtigkeit muss im Boden vorhanden sein, um ein üppiges Wachstum zu ermöglichen. Die lilienartgien Blätter erscheinen schon recht früh im Jahr, etwa Mitte März, sind im Austrieb häufig rötlich überlaufen. Sie bilden schnell dichte Bestände aus denen vom Frühsommer bis in den Herbst die langen Stängel mit ihren Blütenbüscheln herauswachsen. An den Blattknoten sind die Stängel mit weichen weißen Haaren besetzt. Die Stielchen der einzelnen Blüten sind zunächst gebogen, richten sich beim Aufblühen auf. Die drei rundlichen Kronblätter sind intensiv lila, seltener rosa oder weiß gefärbt und bilden einen deutlichen Kontrast zu den sechs leuchtend gelben Staubblättern. Am frühen Nachmittag schließen sich die Blüten schon wieder. Sind sie bestäubt worden, so entstehen kleine dreiteilige Kapseln, die nach der Reife ihre Samen in der Umgebung verstreuen. Ihre höchste Keimfähigkeit haben sie ganz frisch, bilden zunächst eine Wurzel und im nächsten Frühjahr die ersten zarten Blättchen. Jetzt sind sie noch leicht zu entfernen, wenn sie am falschen Standort erscheinen. Eine eingewachsene Staude kann einen halben Quadratmeter einnehmen und lässt sich nur widerwillig ausgraben. Die Wurzeln bilden ein dichtes, kaum lösbares Geflecht, das nur ein scharfer Spaten zerteilen kann. Im Inneren des Blattschopfes ist es meist schattig und kühl, ein idealer Aufenthaltsort für Schnecken. Austreibende Jungpflanzen werden gerne abgeraspelt, ältere Exemplare bleiben meist unbehelligt.

John Tradescant der Ältere, englischer Botaniker, entdeckte die Tradescantie auf einer seiner Forschungsreisen. Die Erstbeschreibung erfolgte 1753 durch Carl von Linné.