Barbarakresse (Barbarea vulgaris)

Aus Pflanzenwiki

Weitere Namen

Barbarakresse, Sämlinge (3.9.)
Barbarakresse, Jungpflanzen im Herbst (19.9.)
Barbarakresse, überwinternde Rosette (18.3.)
Barbarakresse, Blüte (22.4.)
Barbarakresse, Blüte (7.5.)

Winterkresse, Barbenkraut

Botanischer Name

»Barbarea« nach der Märtyrerin Barbara, deren Gedenktag ist der 4.12.,Barbarakresse ist wintergrün und Vitaminspender, »vulgaris« gewöhnlich

Englischer Name

Wintercress

Familie

Kreuzblütler, Brassicaceae

Verbreitung

Europa, Asien, Nordafrika, Nordamerika

Wuchs

zwei- bis mehrjährige wintergrüne Rosette flach am Boden anliegend, Blütenstand bis 80cm hoch, sparrig verzweigt

Standort

sonnig bis halbschattig, kleinwüchsig bei magerem Boden, üppig bei guter Nährstoffversorgung

Blütezeit

(Mai), Juni, Juli,im zweiten Standjahr

Blüte

kleine vierzählige gelbe Einzelblüten in vielblütigen verzweigten traubigen Blütenständen

Fruchtreife

August, September

Frucht

Vermehrung

durch Aussaat im Sommer, Selbstaussaat keimt sofort nach Samenreife

Frosthärte

grün überwinternd, friert nur bei andauerndem Kahlfrost teilweise zurück

Tierische Besucher

Barbarakresse ist die Hauptfutterpflanze der Raupen des Aurorafalters

Pflege

als Kultur im Sommer aussäen, Ernte ganzjährig (Jungpflanzen), besonders im Winter, Selbstaussaat eventuell ausdünnen

Verwendbare Teile

junge Blätter und Blüten für Salat oder Kräuterbutter, Blätter gedünstet als Spinat, stoffwechselanregend, harntreibend, nur frisch wirksam

Inhaltsstoffe

Senfölglycoside, Vitamin C, Mineralstoffe, 30% fettes Öl in den Samen

Literatur

  • Blattrosetten S.68, Raimund Fischer (1997)
  • Das Kräuterkulinarium S.168, Maiga Werner (2014)
  • Die Kräuter in meinem Garten S.62, Siegrid Hirsch, Felix Grünberger (2008)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.98, Detlev Henschel (2002)
  • Handbuch Samengärtnerei S.258, Andrea Heistinger (2004)
  • Kräuter S.112. Burkhard Bohne (2010)
  • kraut&rüben 9/2002 S.53, 8/2006 S.59

Geschichte und Geschichten

Die Barbarakresse lässt sich vom Winter wenig beeindrucken. Ihren Namen hat sie von der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute und Steinbrucharbeiter. Deren Gedenktag ist der 4. Dezember, was sie in Zusammenhang mit der wintergrünen Pflanze bringt, die in mageren Zeiten für etwas Abwechslung auf dem Teller sorgte. Ihre gebuchteten dunkelgrünen Blätter mit den abgerundeten Enden wirken wie lackiert, die grundständige Rosette ist fast das ganze Jahr über grün. Nur in sehr strengen Wintern mit längeren Kahlfrostperioden zieht sie sich von der Oberfläche zurück und treibt erst im Frühjahr wieder aus. Sobald die Sonne dann etwas höher steht, hat sie es eilig und schiebt, je nach Nährstoffangebot, einen bis zu 80cm hohen verzweigten traubigen Blütenschaft aus der Rosettenmitte. Die kleinen leuchtend gelben Blüten sind weithin sichtbar, da sie sich so früh im Jahr in großer Zahl öffnen. Wie bei allen Kreuzblütlern sind auch hier die vier Blütenblätter wie ein Kreuz angeordnet. Ihr Pollen- und Nektarreichtum bietet für die gerade aus der Winterruhe erwachten Honigbienen eine wichtige Futterquelle, aber auch viele andere Insekten profitieren von der Pflanze. Der hübsche kleine Aurorafalter braucht die Barbarakresse als Nahrungspflanze für seine Nachkommen. Die schon im April beginnende Blüte, zieht sich bis weit in den Mai hinein, wobei sich im unteren Stängelbereich bereits die Samenstände entwickeln, während oben immer wieder neue Knospen den Blütenstand in die Höhe schieben. Während des Sommers reifen die kleinen hellbraunen Samen in etwa 2,5cm langen teils aufrechten, teils seitlich abstehenden Schoten. Sind die Samenstände im August abgetrocknet, verteilt der Wind das leichte Saatgut im weiten Umkreis. Für einen gezielten Anbau empfiehlt es sich, den Stängel vorsichtig abzuschneiden und über einem freien Beet auszuschütteln. Bereits wenige Wochen später zeigen sich überall Jungpflanzen. Barbarakresse ist im Allgemeinen zweijährig, sie bildet im ersten Jahr eine blütenlose Rosette, im zweiten Jahr Blüten. Sagt ihr der Standort zu, vergrößert sich die Rosette und wird mehrtriebig, kann über einige Jahre bestehen bleiben. An mageren Standorten stirbt sie nach der Samenreife ab, um über ihr Saatgut in nährstoffreichere Gegenden zu gelangen. Sonnige bis halbschattige eher feuchte Ecken sagen ihr im Garten genau wie in der freien Natur am meisten zu. Dort siedelt sie sich gern in Ufernähe und an lichten Waldsäumen an, häufig in größeren Gruppen. Am natürlichen Standort ist gut zu sehen, wie unterschiedlich sich das Nahrungsangebot auswirkt. Oft stehen große kräftige Pflanzen und winzig kleine nah beieinander, machen deutlich wie variabel der Nährstoffgehalt des Bodens selbst auf begrenzter Fläche sein kann. Die Jungpflanzen erreichen bis zum Herbst eine dem Feldsalat entsprechende Größe und wie dieser können sie in milden Wintern vom Herbst bis zum Frühjahr geerntet und als Salat oder spinatähnliches Gemüse verwendet werden. Werden die Blätter geerntet ohne das Herz der Pflanze zu zerstören, wachsen sie immer wieder nach. Die jungen Blätter sind mild im Geschmack mit einer nur leichten Schärfe, daher auch der Name Winterkresse. Die "Kresse" leitet sich vom altdeutschen "cresso" her, was scharf bedeutet. Je trockener der Standort, desto intensiver ist die von Senfölen herrührende Schärfe. Auch die Samen lassen verwenden. Da die Pflanze sie in großer Menge produziert, kann ein Teil für den Winter aufbewahrt werden. Sie enthalten bis zu 30% fettes Öl, als Keimlinge bereichern sie im Winter Salate oder Kräuterbutter mit ihren Vitaminen und Mineralien. Als späte Folgesaat auf abgeernteten Gemüsebeeten, brauchen die Pflanzen kaum Pflege und setzen sich gegen Beikräuter leicht durch. Die noch vorhandenen Nährstoffe reichen ihnen, allerdings sollte das Beet möglichst sonnig liegen, damit die kurzen Tage zum Wachsen genutzt werden können. Sollte der Winter zu streng ausfallen, bleiben die erfrorenen Pflanzen als Gründüngung auf dem Beet und werden im Frühjahr untergegraben. Haben sie überlebt und gehen in Blüte, dann lassen sich die noch geschlossenen Knospen ähnlich wie Broccoli verwenden.

Barbarakresse enthält viel Vitamin C, war eine der Pflanzen, mit deren Hilfe dem gefürchteten Skorbut vorgebeugt und seine Auswirkungen gemildert werden konnten, wenn er sich durch die in unseren Breiten eher vitaminarme Kost im Winter stark ausbreitete. Seefahrer nahmen das Kraut mit auf ihre langen Reisen über das Meer. In den grünen Blättern ist zudem reichlich Eisen enthalten, das sich durch den hohen Vitamin C-Gehalt gut vom menschlichen Körper aufnehmen lässt. Der hohe Senfölgehalt macht sich durch die Schärfe bemerkbar, nimmt im Frühjahr bei steigender Sonne deutlich zu. Zu große Mengen der Blätter können Durchfall verursachen, aber da sie meist mit anderen Pflanzen im Salat gemischt werden, sind höchstens Menschen mit sehr empfindlicher Verdauung betroffen. Neue Forschungen haben ergeben, dass einige der Senföle bestimmten Krebsarten vorbeugen können. In der Volksheilkunde wurde das frische Kraut als Umschlag zur Wundheilung benutzt. Die appetitanregende, harntreibende und blutreinigende Wirkung kann gerade im ausklingenden Winter für eine Frühjahrskur genutzt werden, egal ob die Pflanze im Salat landet oder als Tee genossen wird.



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