Echter Meerkohl (Crambe maritima): Unterschied zwischen den Versionen

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Strandkohl, Seekohl
Strandkohl, Seekohl
====Botanischer Name====
====Botanischer Name====
»Crambe« von gr. krambe - Kohl, gr. krambos - Schrumpfkrankheit bei Trauben, wegen der runzeligen Blätter, »maritima« von lat. maritimus - Meer- Strand- See-, mare - Meer  
»Crambe« (1) von gr. krambe - Kohl, (2) gr. krambos - Schrumpfkrankheit bei Trauben, wegen der runzeligen Blätter, »maritima« von lat. maritimus - Meer- Strand- See-, mare - Meer  
==== Englischer Name ====
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Seakale
Seakale
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am Naturstandort wird er gern von Kaninchen gefressen
am Naturstandort wird er gern von Kaninchen gefressen
====Pflege====
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kaum Pflege nötig
Meerkohl benötigt sandigen Boden der trotzdem nährstoffreich und leicht salzhaltig sein muss, zudem genügend Sonne, Bedingungen die im Garten meist nicht leicht herzustellen sind
====Verwendbare Teile====
====Verwendbare Teile====
Blätter und knospiger Blütenstand als Gemüse, meist in gebleichter Form, steht unter Naturschutz, keine Wildsammlung
junge Blätter und knospiger Blütenstand als Gemüse, meist in gebleichter Form, steht unter Naturschutz, keine Wildsammlung
====Inhaltsstoffe====
====Inhaltsstoffe====
Kohlenhydrate, Proteine, Vitamin C, Senfölglycoside
Kohlenhydrate, Proteine, Vitamin C, Senfölglycoside
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====Geschichte und Geschichten====
====Geschichte und Geschichten====
Der echte Meerkohl ist wie sein Name schon vermuten lässt ein Gewächs der Meeresküsten. Er braucht das raue Klima und den salzigen, sandigen Boden, gedeiht häufig an Stellen, wo sonst nichts mehr wachsen will. Seine kräftige rübenförmige Wurzel bohrt er tief in den Untergrund, sie gibt ihm Halt, auch wenn um ihn herum das Wetter tobt. Besonders in Großbritannien war die Pflanze früher allgegenwärtig und schon im Jahre 1731 fand sie als Gemüse Erwähnung. Zunächst wurden die jungen Blätter und Blütenstände direkt vom Strand geholt. Besonders an küstennahen Standorten wurde Meerkohl aber auch bald angebaut, um den wachsenden Bedarf zu decken. Die einfache Bevölkerung holte sich ihren Anteil weiter aus Wildvorkommen, was nur während eines recht kurzen Zeitraumes während des Austriebs möglich war. Sobald die Blätter größer werden und dem Sonnenlicht ausgesetzt sind, entwickeln sie einen zu strengen Geschmack. Bereits 1822 tauchten die ersten speziellen Töpfe auf, mit denen der Meerkohl gebleicht werden konnte. Das verlängerte die die Erntezeit enorm, denn kaum hatte sich die Pflanze im Herbst unter die Erde zurück gezogen, wurde sie im beheizten Gewächshaus zu neuem Austrieb angeregt und das den ganzen Winter lang. Auf Feldern wurden die Pflanzen mit zweiteiligen Töpfen versehen, deren einer Teil halb eingegraben den Wurzelbereich schützte und zudem außen herum mit einer wärmenden Verkleidung aus Stallmist versehen war. Oben drauf saß ein hoher abnehmbarer Deckel, unter dem die bleichen Triebe wachsen konnten und leicht zu ernten waren. Die Briten waren so begeistert von ihrem Meerkohl, dass sie ihn fast ausgerottet haben.
Auch in Deutschland gibt es nur wenige Standorte, an denen der Meerkohl noch wild vorkommt. Auf Hiddensee existieren einige Bestände und und an der Eckernförder Bucht ist es durch Schutzmaßnahmen gelungen, ihn wieder anzusiedeln. Hier waren es weniger die Menschen, die ihm zusetzten, als die Kaninchen, auf deren Speiseplan junge Meerkohltriebe ganz weit oben stehen.
[[Category:Mehrjährige]]
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Version vom 26. Juli 2017, 18:37 Uhr

Weitere Namen

Echter Meerkohl, überwinternde Wurzel (17.3.)
Echter Meerkohl, Austrieb (13.4.)
Echter Meerkohl, Blüte (15.5.)

Strandkohl, Seekohl

Botanischer Name

»Crambe« (1) von gr. krambe - Kohl, (2) gr. krambos - Schrumpfkrankheit bei Trauben, wegen der runzeligen Blätter, »maritima« von lat. maritimus - Meer- Strand- See-, mare - Meer

Englischer Name

Seakale

Familie

Kreuzblütler, Brassicaceae

Verbreitung

Küsten von Nord - und Ostssee, Schwarzes Meer

Wuchs

ausdauernd, kräftige verzweigte Wurzel, rosettig, gewellte große graugrüne Blätter etwa 30cm hoch, Blütenstand bis 80cm hoch

Standort

salzhaltige sandige Böden, bevozugt am Meer, häufig einziger Bewuchs

Blütezeit

Mai, Juni

Blüte

kräftiger oben verzweigter Blütenstand, nach längerer Blütezeit auseinander fallend, weiße vierzählige Stieltellerblüte mit abgerundeten Blütenlättern

Fruchtreife

September

Frucht

zweigliedriges Schötchen, unterer Teil stängelförmig, oberer Teil kugelig mit einem schwimmfähigen Samen, Verbreitung durch die Meeresbrandung

Vermehrung

durch Aussaat

Frosthärte

im Herbst einziehend, Wurzel frosthart

Tierische Besucher

am Naturstandort wird er gern von Kaninchen gefressen

Pflege

Meerkohl benötigt sandigen Boden der trotzdem nährstoffreich und leicht salzhaltig sein muss, zudem genügend Sonne, Bedingungen die im Garten meist nicht leicht herzustellen sind

Verwendbare Teile

junge Blätter und knospiger Blütenstand als Gemüse, meist in gebleichter Form, steht unter Naturschutz, keine Wildsammlung

Inhaltsstoffe

Kohlenhydrate, Proteine, Vitamin C, Senfölglycoside

Status

anwesend

Literatur

  • Alte Gemüsesorten S.95, Elke Achtner-Theiss, Sabine Kumm (2015)
  • Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen S.52, Detlev Henschel (2002)
  • Geheimnisse des Küchengartens S.83, Susan Campbell (1983)
  • Handbuch Samengärtnerei S.253, Andrea Heistinger (2004)
  • Köstliches aus dem Garten S.110, Marion Nickig, Heide Rau (2005)
  • kraut&rüben 1/2011

Geschichte und Geschichten

Der echte Meerkohl ist wie sein Name schon vermuten lässt ein Gewächs der Meeresküsten. Er braucht das raue Klima und den salzigen, sandigen Boden, gedeiht häufig an Stellen, wo sonst nichts mehr wachsen will. Seine kräftige rübenförmige Wurzel bohrt er tief in den Untergrund, sie gibt ihm Halt, auch wenn um ihn herum das Wetter tobt. Besonders in Großbritannien war die Pflanze früher allgegenwärtig und schon im Jahre 1731 fand sie als Gemüse Erwähnung. Zunächst wurden die jungen Blätter und Blütenstände direkt vom Strand geholt. Besonders an küstennahen Standorten wurde Meerkohl aber auch bald angebaut, um den wachsenden Bedarf zu decken. Die einfache Bevölkerung holte sich ihren Anteil weiter aus Wildvorkommen, was nur während eines recht kurzen Zeitraumes während des Austriebs möglich war. Sobald die Blätter größer werden und dem Sonnenlicht ausgesetzt sind, entwickeln sie einen zu strengen Geschmack. Bereits 1822 tauchten die ersten speziellen Töpfe auf, mit denen der Meerkohl gebleicht werden konnte. Das verlängerte die die Erntezeit enorm, denn kaum hatte sich die Pflanze im Herbst unter die Erde zurück gezogen, wurde sie im beheizten Gewächshaus zu neuem Austrieb angeregt und das den ganzen Winter lang. Auf Feldern wurden die Pflanzen mit zweiteiligen Töpfen versehen, deren einer Teil halb eingegraben den Wurzelbereich schützte und zudem außen herum mit einer wärmenden Verkleidung aus Stallmist versehen war. Oben drauf saß ein hoher abnehmbarer Deckel, unter dem die bleichen Triebe wachsen konnten und leicht zu ernten waren. Die Briten waren so begeistert von ihrem Meerkohl, dass sie ihn fast ausgerottet haben.

Auch in Deutschland gibt es nur wenige Standorte, an denen der Meerkohl noch wild vorkommt. Auf Hiddensee existieren einige Bestände und und an der Eckernförder Bucht ist es durch Schutzmaßnahmen gelungen, ihn wieder anzusiedeln. Hier waren es weniger die Menschen, die ihm zusetzten, als die Kaninchen, auf deren Speiseplan junge Meerkohltriebe ganz weit oben stehen.